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Diplomat Im Abseits

Titel: Diplomat Im Abseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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kletterte etwas unbeholfen hinterher. Dieses An-Bord-Gehen wurde ihm zum Verhängnis. – Muskitus warf sich blitzschnell nach vorn und versetzte seinem ungebetenen Gast einen Handkantenschlag gegen die Halsschlagader, die zum sofortigen K.O. führte. Freiberg stürzte wie vom Blitz gefällt zwischen den beiden Sitzen und der Rückbank auf die Planken des Cockpits und blieb bewegungslos liegen.
    Inzwischen unterhielt sich Lupus mit dem Bootswart. Auf seine Frage, ob Paolo Muskitus am Mittwoch abend vergangener Woche mit einer Thailänderin auf dem Gelände gewesen sei, bekam er die Antwort: »Bis sieben Uhr nicht, dann war ich nicht mehr hier. Aber am nächsten Tag hat Herr Muskitus angerufen und gesagt, daß sein Boot ein paar Schrammen hat, die ich schnellstens wegmachen sollte. – Das ist übrigens gar nicht so einfach bei den Kunststoffrümpfen.«
    »Das werden wir uns mal genauer ansehen«, sagte Lupus, wandte sich um und ging in Richtung Liegeplatz. In dieser Sekunde hörte er von dort das Aufheulen eines Bootsmotors und sah, daß eine Leine aus dem Halterungsring glitt. »Felicidad«, das Boot der Glückseligkeit, nahm sofort Höchstfahrt auf. Wie ein Geschoß zog es durch das aufspritzende Wasser davon. An Bord war nur Muskitus zu erkennen – von Freiberg keine Spur.
    Lupus griff nach der Pistole, steckte sie aber gleich wieder zurück. Es wäre sinnlos und für Freiberg zu gefährlich gewesen, hinter dem Sportboot herzuschießen.
    »Verdammt! Der Hund hat uns reingelegt. – Aber das wird er büßen«, fluchte Lupus und machte kehrt.
    Er raste zurück zum Wagen und drückte den Sprechknopf am Infogeber: »UNI für UNI 81/12! Achtung dringend! Flucht eines Motorsportboots aus dem Hafen Oberwinter in Richtung Bonn. Der Mann am Steuer, Paolo Muskitus, in zwei Fällen des Mordes verdächtig. – Kommissar Freiberg offensichtlich hilflos und möglicherweise verletzt an Bord. – Sofort Wasserschutzpolizei und Hubschrauber anfordern. – Keine gewaltsamen Aktionen, bevor nicht das Schicksal Freibergs geklärt ist. – UNI 81/13 mit Hauptmeister Ahrens zur WSP in Marsch setzen. – Ich komme zurück.«
    Von der Einsatzleitstelle kam die Bestätigung. »UNI 81/12 von UNI – verstanden. Hummel und WSP werden angefordert. – Ende.«
    In der Strommitte hatte Paolo Muskitus das Boot ausgerichtet und den Gashebel festgestellt. Er löste sich von seinem Sitz, war mit zwei Schritten bei dem noch bewußtlosen Freiberg und schleuderte ihn mit einem Fußtritt auf die Seite. Blitzschnell hatte er ihm die Waffe abgenommen. Mit einer Bewegung, die Übung erkennen ließ, lud er die Sig Sauer durch und schob den Sicherungshebel zurück.
    Das Ganze hatte kaum fünf Sekunden gedauert, und Muskitus brauchte nur wenige Handgriffe, um das Boot mit Höchstfahrt wieder auf Kurs zu bringen. Der Motor drehte mit Vollgas weiter und ließ den Schiffsrumpf vibrieren. Der Drehzahlmesser schnellte auf 6000 Umdrehungen pro Minute hoch. – Mit über 70 km/h fraß »Felicidad« die Stromkilometer weg.
    Erst in Höhe des Rheinhotels »Dreesen« kam Freiberg langsam wieder zu sich. Das Dröhnen des Motors arbeitete wie ein Hammerwerk in seinem Schädel. Als das Boot die Konrad-Adenauer-Brücke erreichte, gelang es ihm, die Hände gegen die Bordwand zu stützen und sich aufzurichten. In seinem Inneren wüteten Schmerz und Übelkeit.
    Der scharfe Befehl Muskitus’: »Hände über den Kopf und vor in die Ecke!« ließ Freiberg schemenhaft bewußt werden, daß im Hafen etwas schiefgelaufen war. Sein letzter Eindruck: die breiten Schrammen am Bootskörper, die vom Betonklotz an den Füßen Bari von Campens verursacht sein mußten. – Hilflos stand er an der Bordwand, wo die aufschäumende Gischt sein Gesicht traf. Nur langsam begann sein Verstand wieder klarer zu arbeiten.
    Noch klarer wurde ihm die Situation, als er in den Lauf seiner 9 mm Sig Sauer blickte, die der Mann am Steuer auf ihn gerichtet hatte. »So, mein Bulle! Entweder wir kommen beide mit deiner Hilfe aus dieser Scheiße heraus, oder du bist noch schneller tot als ich. – Wer zwei Frauen in Handarbeit erledigt, wird es bei einem Polypen mit der Pistole auch noch schaffen. Ich bin ganz sicher, daß deine Dienstwaffe prächtig funktioniert. Ihr Burschen in Bonn seid zwar schlau, aber nicht raffiniert genug, um mich zu schnappen.«
    Freiberg wurde von den harten Stößen der »Felicidad« hin und her geworfen,weil er sich nicht festhalten konnte. Er versuchte, sich in die Ecke

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