Dirty Deeds - Meine wilde Zeit mit AC/DC
phantastisch waren, aber Free waren für mich wirklich das Größte.
Meine Mutter unterstützte mich sehr in meinen musikalischen Ambitionen, auch wenn ich sie einmal schwer enttäuschte: Ich lehnte ihren Vorschlag ab, bei der Caulfield City Pipe Band Dudelsackspielen zu lernen. Keine Ahnung, wieso sie auf diesen Gedanken kam; meine Mutter hatte – und hat – gelegentlich ziemlich exzentrische Einfälle. Man stelle sich nur vor, was die anderen Mieter im Hilton gesagt hätten, wenn sie mich in einem Kilt erwischt hätten! Es ist wiederum eine ironische Wendung des Schicksals, dass mir ein wenig Dudelsack-Erfahrung durchaus gelegen gekommen wäre, als wir später „It’s A Long Way To The Top“ aufnahmen. Aber das konnte ich ja damals nicht wissen.
Aber meine Mutter nahm mir das nicht übel. Wenn sie bei uns im Hilton vorbeiguckte, dann hörte sie Graham und mir bei unseren ersten Versuchen auf sechs Saiten zu, wenn wir die Rolling Stones, The Who und all die anderen verhackstückten. Das war noch während unserer Akustikphase. Als die elektrischen Gitarren, die Verstärker und das Schlagzeug bei uns Einzug hielten, strapazierten wir ihre Geduld ein wenig stärker. Laute Rockbands in der Lernphase sind in einem zwölfstöckigen Hochhaus selten willkommen. Meine Mutter hatte zwar etwas gegen unsere Lautstärke, aber sie stand trotzdem immer hinter uns; die Musik sorgte ihrer Meinung nach dafür, dass wir nicht auf der Straße herumlungerten und uns mit der Polizei anlegten. Und das an sich war schon mal eine gute Sache.
Meinen ersten Bass kaufte ich im Oriental Pearl Loan Office auf der Chapel Street in South Yarra für 22 Dollar. Es war eine Pfandleihe, eine düstere, staubige, muffige Höhle, in der die verschiedensten schrägen Typen herumlungerten und auf eine Wendung des Glücks oder das Geschäft ihres Lebens warteten. Der Laden machte besten Umsatz mit „Gütern aus zweiter Hand“. Der Besitzer, ein kleiner Typ namens Neil, nahm als Bezahlung ohne weiteres den Gutschein der Sozialbehörde an, der eigentlich für meine Schulbücher ausgestellt worden war. Bei dem Bass handelte es sich um einen ziemlich schlechten Fender-Precision-Nachbau, der mich dazu zwang, rechtsseitig Bass-Spielen zu lernen, obwohl ich eigentlich Linkshänder war. Eigentlich hatte ich das Instrument umdrehen und wie Paul McCartney links herum spielen wollen, aber das funktionierte nicht, weil die tiefste Saite dann nicht mehr an den ganz äußersten Wirbel gereicht hätte. Die einzige Lösung wäre ein neuer Satz Saiten gewesen, aber ich hatte leider nur einen Gutschein zum Bezahlen gehabt. Also brachte ich mir bei, rechtsseitig zu spielen.
Als Linkshänder hatte man damals ohnehin jede Menge Schwierigkeiten. In der ersten Klasse hatte ich eine Lehrerin, eine absolut grauenhafte Frau, die Linkshänder nicht ausstehen konnte und alle „betroffenen“ Schüler links an die Doppeltische setzte. Dann ging sie mit gezücktem Lineal durch die Reihen und schlug alle Kinder auf die Knöchel, die sie mit einem Stift in der linken Hand erwischte. Wir Linkshänder wurden also regelrecht zum Rechtsschreiben geprügelt. Wer leicht stotterte, bekam von der blöden Ziege eins mit dem Gürtel übergezogen.
Ich investierte an der Prahran High nicht allzu viel Energie oder Zeit, und den größten Teil meines Wissens habe ich mir irgendwie selbst beigebracht. In den etwas mehr als fünf Jahren, die ich an dieser Schule war, gab es keine Woche, in der ich wirklich an allen Tagen erschien. Ich machte immer mal wieder blau. Und Hausaufgaben machte ich überhaupt nicht – kein einziges Mal. Aber trotzdem lavierte ich mich irgendwie durch und bewarb mich schließlich sogar um ein Stipendium für eine Ausbildung an einem Lehrer-College. Als Lehrer hatte man zehn Wochen Jahresurlaub, und schon allein das hatte seinen Reiz. Seltsamerweise fiel ich während der ganzen Zeit an der Prahran High nur in einem Fach wirklich mit Pauken und Trompeten durch – in Musik.
Schule war für mich eine Art Teilzeitvergnügen. Im Grunde schwänzte ich auch gar nicht, weil meine Mutter darüber Bescheid wusste, dass ich nicht hinging. Es war nicht ihre Art, mich zum Schulbesuch zu zwingen, aber ich kann mich nicht daran erinnern, dass sie mich deswegen zur Rede gestellt hätte. Ich nehme an, wenn meine Zensuren stark in den Keller gegangen wären, hätte es anders ausgesehen.
Es war kein Zufall, dass die Fächer, an denen ich den meisten Spaß hatte, immer von Lehrern
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