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Dirty

Dirty

Titel: Dirty Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Hart
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Erinnerung abgetrennt, genauso wie sie mich in anderer Hinsicht nie verließ. „Aber … ich ließ ihn tun, was er wollte. Er sagte hinterher immer 'Ich danke dir', als ob es dadurch richtiger würde. Und manchmal wollte er nicht nur, dass ich bestimmte Dinge mit ihm tat, er wollte sie auch mit mir tun. Wie das, was du eben getan hast. Ich habe es später nie mehr zugelassen.“
    Er küsste mich wieder auf die Schulter. „Wie alt warst du?“
    „Als es begann, war ich fünfzehn. Achtzehn am Ende.“
    Er hielt mich etwas fester. „Warum hat er aufgehört?“
    Ich schob die Bettdecke weg und setzte mich auf. „Er hat es ernst gemeint, als er sagte, dass er ohne mich sterben würde.“
    Ich wartete auf eine Binsenweisheit, ein entsetztes Stöhnen oder einen schockierten Gesichtsausdruck. Doch Dan nahm mich wieder in die Arme. Ich wartete darauf, dass er mich fragte, wer es war, der Mann, der mich so sehr liebte, dass er lieber starb, als ohne mich zu sein. Dan fragte nicht, also sagte ich es ihm nicht.
    Es war Sommer, es wurde spät dunkel, und ich war müde. Wir hatten den ganzen Tag unter der heißen Augustsonne auf einem Bauernmarkt verbracht, nun waren wir bei ihm, und ich war zu faul aufzustehen, um nach Hause zu gehen. Das geschah immer öfter – dass ich keine Lust hatte zu gehen. Ich hatte sogar inzwischen eine Zahnbürste bei ihm deponiert und ein paar Kleider.
    „Zwei Wahrheiten und eine Lüg?“, sagte Dan neben mir.
    „Du meinst so was wie Wahrheit oder Pflicht?“ Der Deckenventilator wirbelte. Ich gähnte, zufrieden damit, halb angezogen und halb wach zu sein.
    „So was in der Art. Du erzählst mir zwei Wahrheiten und eine Lüge, und ich versuche herauszufinden, welches die Lüge ist.“
    Er sah so verdammt frisch aus in Anbetracht der Tatsache, dass er den ganzen Tag in der Sonne verbracht hatte, die seine Sommersprossen und die kleinen Fältchen um die Augen verstärkte.
    „Wozu?“
    „Weil es lustig is?“, antwortete er. „Ein nettes Gesellschaftsspiel.“
    „Wir sind in keiner Gesellschaft.“ Ich war noch immer zu faul und zufrieden hier auf dem Bett, um schon aufstehen zu wollen.
    „Ich habe Höhenangst. Ich habe mal einen Wurm gegessen. Und mein zweiter Vorname ist Ernest.“
    „Ich hoffe, dass das Letzte eine Lüge ist.“ Ich rollte mich auf die Seite und legte eine Hand unter die Wange.
    „Das kannst du hoffen, es stimmt aber.“
    „Ich glaube, dass du einen Wurm gegessen hast. Das bedeutet also, dass du keine Höhenangst hast.“
    „Sehr gu?“, lobte er mich. „Siehst du, wie es geht? Du bist dran.“
    „Ich habe einmal das Lied This is the song that never ends 157-mal hintereinander gesungen. Ich liebe die Farbe Rot. Und ich war nie in Mexiko.“
    „Leich?“, rief er. „Du hasst Rot.“
    Ich betrachtete ihn neugierig. „Wieso war das so leicht?“
    „Weil du nie Rot trägst.“
    „Du hast mich überhaupt nie viele Farben tragen sehen.“
    Dan lächelte. „Stimmt. Aber auf jeden Fall nicht Rot. Davon abgesehen glaube ich, dass du nie in Mexiko warst, wie viele andere Menschen auch. Und du gehörst zu den Menschen, die ganz genau wissen, wie oft sie etwas tun. Damit hast du dich verraten. Das Lied kenne ich allerdings nicht.“
    „Ich könnte es dir vorsinge?“, sagte ich. „Aber es hört niemals auf.“
    Ich drehte mich wieder auf den Rücken und starrte an die Decke. Die Flügel des Ventilators schnitten durch die Luft. Dan rührte sich nicht, er blieb auf seiner Seite und sah mich an. Ich konnte es spüren.
    „Du hast das mit dem Zählen mitbekommen?“, fragte ich betont beiläufig.
    Er streckte die Hand aus und wickelte eine Haarsträhne um seinen Finger. „Ja.“
    „Ist das so … offensichtlich?“ Ich starrte weiter an die Decke. Sie hatte vierunddreißig Risse.
    „Nein. Aber mir ist aufgefallen, dass du immer die Anzahl weißt. Wie oft wir um den Block fahren, um einen Parkplatz zu finden beispielsweise. Oder wie viele Murmeln in einer Vase sind.“
    „An dem Tag, als ich sie fallen ließ.“
    „Genau.“
    Ich holte tief Luft und versuchte mich nicht darüber zu ärgern, dass er meine heimliche Obsession herausgefunden hatte. Diese merkwürdige, peinliche Obsession. Er hatte mich in so ziemlich jeder sexuellen Stellung gesehen, und doch kam ich mir auf einmal nackt vor.
    „Es gefällt dir nicht, dass ich es weiß.“
    Ich drehte mich von ihm weg. „Nein, Dan. Wirklich nicht.“
    Er drückte sich an meinen Rücken, Hüfte an Hüfte, Schenkel an

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