Djihad Paradise: Roman (German Edition)
Quietscheenten-stimmigen Blondinen, die auf ihrer pinkfarbenen Luftmatratze über den See dümpelten und ab und zu schrill aufschnatterten, wenn ihr rosa Louis-Vuitton-Täschchen ins Wasser gefallen war und er dann danach tauchte und es stolz apportierte. Nee, danke. Das wollte ich lieber gar nicht wissen.
Eine ganze Weile sagte keiner von uns beiden etwas. Die Sonne hatte sich im Wasser ertränkt, aber die Luft war lau und duftete nach Mai.
Plötzlich sah mich Julian seltsam an. »Weißt du, was ich so krass an deinem Traum finde?«
»Nee?«, sagte ich und war mir nicht sicher, ob ich die Antwort überhaupt hören wollte.
»Ich hab neulich auch geträumt, dass ich in einer Unterwasserwelt war«, sagte er.
Erstaunt blickte ich ihn an und mein Ärger war verflogen. »Und … und was hast du da gemacht?«, fragte ich ihn.
»Ich … ich bin getaucht«, sagte er.
»Aha.« Ich war ein bisschen enttäuscht. »Das war jetzt aber nicht gerade besonders spektakulär.«
»Doch, denn ich konnte unter Wasser atmen«, verteidigte er sich.
Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass er noch mehr geträumt hatte, es mir aber nicht erzählen wollte.
Wieder schwiegen wir uns eine Weile an.
»Sag mal, der Prinz da aus deinem Traum, war der echt? Also, ich meine, war das jemand, den du kennst?«
Ich nickte.
Die Sonne war hinter den Horizont gefallen, aber der Himmel glühte noch nach. Ich ließ mich auf der Wiese nieder und Julian hockte sich neben mich.
»Wenn du mir erzählst, was noch in deinem Traum passiert ist, dann verrate ich dir, wer der Prinz war«, sagte ich schließlich.
Julian wurde rot. »Das … das kann ich dir nicht erzählen«, stotterte er.
»Ach, komm schon!« Ich stupste ihn in die Seite.
»Hey!« Lachend ließ er sich nach hinten ins Gras fallen. Und ich, ich weiß auch nicht, was mit mir los war, ich kletterte auf ihn, drückte seine Arme in die Wiese und sagte: »Ich lass dich erst wieder los, wenn du mir sagst, was du noch geträumt hast.«
Julian lachte und befreite seine Arme aus meiner Umklammerung. Er zog mich an sich und ehe er mich küsste, flüsterte er: »Das, genau das habe ich geträumt.«
Mann, war das eine Nacht. Ich kann das alles gar nicht beschreiben. Mit den anderen war das mehr so eine Art Triebbefriedigung gewesen, aber mit Romea war es die pure Verschmelzung. Echt, es war wirklich das Größte, was ich jemals erlebt hatte. Und das Allerbeste war, dass Romea, dieses Wesen aus einer anderen Welt, diese Wassernixe, diese verdrehte Undine, tatsächlich mit mir Vollidioten ihre Zeit verschwenden und mit mir zusammen sein wollte.
Die nächsten zwei Wochen lief ich herum, als hätte ich Barbie-rosafarbene Wattewolken unter den Sohlen, auf denen ich immer ein paar Zentimeter über dem Boden dahinschwebte. Unglaublich. Wir konnten überhaupt nicht voneinander lassen. Romea kam auf jedes Konzert der »Gangsta’s Ghost« und ich hatte begonnen, ernsthaft über neue Texte nachzudenken, und ansonsten endlose Spaziergänge am See, Flohmarkt, Kino, eine unendliche Serie von Fotos aus dem Passbildautomaten, Kneipe, Tanzen und wieder endlose Spaziergänge und Gespräche und unwirklich schöne Nächte unter einem sternenbesprenkelten Himmel.
Aber unter meinem rosa Zuckerwatteglück tickte eine Zeitbombe namens Ice. Unerbittlich. Kalt. Gnadenlos. Minus zweihundertdreiundsiebzig Grad mitten im Sommer.
Am Anfang gelang es mir noch, den Zahltag zu verdrängen, aber Ices Schatten wurde immer länger und länger und verdunkelte mein Gemüt.
»Was ist denn los? Du bist heute so … so abwesend?«, fragte mich Romea.
Wir lagen wieder am Seeufer und eigentlich war alles so perfekt, dass es kaum auszuhalten war. Aber ich hatte noch genau drei Tage, bis ich Ice die Kohle geben musste und noch immer nicht den leisesten Plan, woher ich sie nehmen sollte.
»Nichts, es … ist nichts«, sagte ich. Die ganze Sache war mir peinlich.
»Natürlich ist was. Jetzt sag schon, Blödmann!« Romea hatte sich halb aufgesetzt, mich ärgerlich in die Seite geboxt und sah mich nun prüfend an. Eigentlich wollte ich es ihr nicht erzählen, aber irgendwie konnte ich ihrem Blick nicht standhalten und irgendwie war ich auch froh, jemandem davon berichten zu können, denn mit Tom war in letzter Zeit überhaupt nichts mehr anzufangen.
»Ich hab dir doch von dieser Sache mit Ice erzählt.«
Romea nickte.
»Ich weiß, es war blöd, die Kohle für den Stoff Tom zu geben. Aber mein Pa kriegt in letzter Zeit überhaupt
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