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Doberstein & Rubov 01 - Feuerfrauen

Titel: Doberstein & Rubov 01 - Feuerfrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
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sich.
    »Rede deutsch, Mann!«, bestimmte die Frau.
    Sinas Verwirrung war perfekt. Englisch? Hatte einer der Fremden englisch gesprochen? Sie verabschiedete sich vollends von der Russentheorie und ging einen Schritt zur Seite. So weit, dass sie das Fernsehbild deutlicher erkennen konnte. Das Basketballspiel war offensichtlich in einer entscheidenden Phase. Immer wieder wurde das Publikum eingeblendet, das begeistert in die Kameras winkte.
    »Können wir die Bombe wirklich nicht mehr umlenken?«, fragte die Frauenstimme fordernd.
    »Ich kann nicht. Alles ist durcheinander gebracht!« Das war wieder die Fistelstimme.
    Einer der Fremden im Blaumann setzte sich plötzlich in Bewegung. Sina spürte, dass er hochgradig nervös war. Sie sah, wie er unruhig mit seinen Blicken den Saal absuchte. Er war der einzige, der nicht auf den Fernseher starrte oder den Computer bearbeitete.
    »Six minutes – sorry, sechs Minuten.«
    Die Frauenstimme überschlug sich. Ein hysterischer Ausstoß. Wahrscheinlich Schimpfwörter. Aber alles nicht auf deutsch. Nein, es klang – Sina war sich nicht sicher – es klang so, wie sie sich Russisch vorstellte. Das gerollte R, die vielen Konsonanten. Sina musste ihre Einschätzung also wieder revidieren. Sie hatte es doch mit Russen zu tun! Oder zumindest mit einer internationalen Bande unter russischer Führung. Denn dass die russisch sprechende Frau den Ton angab, erschien Sina nur allzu deutlich. Die Unbekannte wechselte zurück in die deutsche Sprache. Sie keifte den Mann vor der Computertastatur an: »Abbrechen! Zur Hölle, abbrechen!«
    Mit Sorge fiel Sinas Blick zurück auf den nervösesten der Gangster. Er wanderte noch immer im Raum umher und näherte sich bedenklich ihrem Versteck. Sina drückte sich zurück gegen die Wand. Ihre Schuhe gaben ein leises Knirschen von sich.
    Der Fremde stockte.
    Der Strahl seiner Taschenlampe flammte auf. Der Mann ging direkt auf die Kammer zu und baute sich in der schmalen Tür auf. Sina blieb fast das Herz stehen. Der gleißend helle Kegel der Taschenlampe fuhr den Boden der Abstellkammer ab, schwenkte dabei suchend hin und her. Nur noch wenige Zentimeter und der Strahl würde Sinas Füße erreichen.
    Plötzlich ein lautes Rauschen. Und Stimmengewirr.
    Der Unbekannte wandte sich abrupt von der Kammer ab. Sina erstickte einen Schrei und presste geistesgegenwärtig ihre Hände vor den Mund. Das war knapp! Sie fühlte, wie ihre Beine zitterten, wie sie sich vor Angst kaum aufrecht halten konnte. Trotzdem beugte sie sich wieder vor, um zu sehen, was die Fremden auf einmal so beschäftigte. Sie machte einen Schritt zur Seite. So weit, dass sie den Fernsehschirm im Blickfeld hatte. Alle fünf Fremden standen vor dem Gerät. Gaffend, mit offenen Mündern. Erst jetzt bemerkte Sina, dass die Übertragung des Basketballspiels abgebrochen wurde: Auf dem Schirm sah sie nur noch ein graues Flimmern. Sina stockte der Atem.
    »Peilungssignal erloschen«, hörte Sina die Fistelstimme sagen. Diesmal aber mit deutlich ängstlichem Unterton.
    Die Frau atmete heftig. Es folgte eine Salve stakkatoartig vorgebrachter Worte. Sina begriff auch ohne russische Sprachkenntnisse, dass die Fremde fluchte. Sie wagte sich noch einen Schritt vor und wollte unbedingt die Digitalanzeige am Computer, den Countdown, sehen. Sie riskierte, dabei entdeckt zu werden. Denn der Nervöse blickte sich bereits wieder misstrauisch um. Sina steckte ihren Kopf aus dem Türrahmen. Nur für den Bruchteil einer Sekunde. Aber das langte bereits, um die Zahlen auf dem PC-Schirm zu lesen:
    05:07.04
    Der Countdown war fast abgelaufen, und der Sprengkopf hatte sein Ziel sogar noch vor Ablauf der vorausberechneten Zeit erreicht! Sina war wie gelähmt. Sie hatten es also nicht geschafft. Die Bombe war in New York eingeschlagen. Sina fühlte sich elend. Hals und Mund waren wie ausgetrocknet. Ihr Magen schien sich umzudrehen und sie musste sich zusammenreißen, um sich nicht augenblicklich zu übergeben.
    Die Frauenstimme war noch immer höchst erregt, als sie auf deutsch sagte: »Keine Sentimentalitäten!« Einen Moment lang war es still, so als würden die Fremden nachdenken. Dann flammte erneut die Frauenstimme auf: »Die Kanister! Sofort!«
    Sina wurde abermals angst und bange. Was hatte das zu bedeuten? Kanister? Welche Kanister? Sie konnte aus ihrem Versteck heraus erkennen, dass die Unbekannten hektisch herumsprangen. Sie rafften offensichtlich ihre Habseligkeiten zusammen, schlossen die Geräte ab. Die

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