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Doberstein & Rubov 01 - Feuerfrauen

Titel: Doberstein & Rubov 01 - Feuerfrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
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richtige Kombination wüsste! Die richtige Reihenfolge!«
    Gabriele nahm sich den Zettel und musterte ihn nachdenklich.
    »Nun tu mal nicht so, als könntest du damit etwas anfangen.« Sina wollte ihr das Blatt bereits wieder aus der Hand reißen, aber Gabriele hielt es fest.
    »Du, Sina, ich kann mich täuschen, aber …«
    »Was ist? Hast du eine Eingebung?«, fragte Sina voller Ironie.
    Gabriele sprach zögernd: »Ich habe so etwas schon mal gesehen.«
    Sina lehnte sich enttäuscht zurück. »Na toll! Wirklich toll. Jeder Erstklässler hat eine Null und eine Eins gesehen. Umwerfende Erkenntnis, Gabi!«
    Gabrieles Stimme gewann an Entschlossenheit: »Quatsch, nein. Das meine ich nicht. Ich habe so eine Zahlenkolonne in einem der Aktenordner gesehen, die wir mitgenommen hatten. Erinnere dich: Sie waren in einem versiegelten Umschlag. Gesondert abgeheftet.«
    Sina beugte sich vor. Ihre Pupillen weiteten sich: »Versiegelter Umschlag? – Verdammt! Den hatte ich völlig vergessen! Warum sagst du mir das erst jetzt?«
    »Ich konnte ja nicht ahnen, …«
    Sina sprang auf, stemmte die Arme in die Hüften. »Du hättest mich längst daran erinnern können!«
    Gabriele ging in Abwehrhaltung: »Erstens muss ich gar nichts! Und zweitens sind die meisten Akten noch immer im Kofferraum. Wir brauchen diesen Umschlag nur zu holen.«
    Sinas Blick fiel auf den Countdown des Rechners. »Vielleicht schaffen wir’s wirklich. Du holst die Akte! Ich werde inzwischen versuchen, mich am Computer in die richtige Zugangsposition vorzuarbeiten.«
    Gabriele ging das alles zu schnell. »Ich weiß gar nicht genau, in welcher.«
    »Dann erinnere dich bitte! Und nun sprinte los! Das wird ohnehin verdammt knapp!«, schrie Sina und lenkte ihre Aufmerksam erneut dem Rechner zu. Sie fing unverzüglich wieder an, die Tastatur zu bearbeiten.
    Gabriele zögerte, wollte etwas sagen, ging aber doch los. In der Tür drehte sie sich nochmals um und bemerkte vorsichtig, so, als wollte sie etwas gutmachen: »Tut mit übrigens leid, dass ich es vorhin nicht geschafft habe.«
    Sina hörte kaum hin, sagte nur genervt: »Wie? Was hast du nicht geschafft?«
    »Naja, ist ja halb so schlimm. Sie brennen ja auch so, die Lichter. Hast einen dieser Apparate wohl selbst angeworfen, wie?«
    »Was? Wie? Ja, ja.«, stammelte Sina und war längst wieder in ihren Gedanken tief in der Datenwelt des Computers versunken.
    Gabriele wartete einen Moment ab und verließ dann den Raum.
    »Verdammt, verdammt! Das wird alles zu knapp«, trieb sich Sina selbst voran. Während sie in den verschiedenen und für sie völlig verwirrenden Verzeichnissen wühlte, drangen Gabrieles letzte Worte langsam bis zu ihrem Verstand durch. Sina ließ von der Tastatur ab. Was hatte ihre Freundin gesagt? Sie hatte was nicht geschafft? Sina blickte über die Schulter und sah zur Tür. Nichts. Gabriele war längst verschwunden.
    Sina fasste sich an die Stirn. Sie zwang sich zum Nachdenken. Wofür genau hatte sich Gabriele entschuldigt? Ging es nicht um die Lampen? Ja, um den Generator! Hatte sie tatsächlich gesagt, dass sie die Strommaschine nicht anwerfen konnte?
    Sina wurde schwindelig. Sie suchte Halt am Computertisch. Verflucht! Wenn Gabriele den Generator nicht angeschmissen hat – wer dann?

54
    Der Hall des Schusses gelangte bis in die Schaltzentrale des Bunkers. Scharf und rau zerschnitt er die bleierne Stille der letzten Sekunden wie eine Machete.
    Sina schnellte hoch. Sie hielt den Atem an, ihr Herz schien auszusetzen. Gabriele! Was war mit Gabriele passiert? Sina wollte schreien, wollte den Namen ihrer Freundin laut herausbrüllen. Aber sie konnte nicht. Sie brachte keinen Ton heraus. Langsam taumelte sie rückwärts. Die Beine waren wie Pudding, ihre Knie knickten ein. Sie stützte sich auf die Lehne ihres Stuhls. Mit der anderen Hand suchte sie Halt an dem Tisch, rutschte aber ab und fegte dabei Stifte und Dokumente zu Boden.
    Die Fremden waren zurück! Sina hörte deutlich ihre Stimmen. Und Schritte! Immer lauter werdende Schritte.
    Sina konnte keinen klaren Gedanken fassen. Alles drehte sich in ihrem Kopf. Kraftlos ließ sie sich zurück auf den Stuhl sinken. Tränen schossen ihr in die Augen.
    Die Stimmen wurden immer deutlicher. Männerstimmen, die aufgebracht und aggressiv klangen. Doch Sina nahm sie kaum wahr. Sie saß kauernd auf ihrem Stuhl. Unbeweglich mit gekrümmten Rücken. Die Ereignisse hatten sich überschlagen – Sina war nicht fähig, die ganze Tragweite dieses Dramas

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