Doberstein & Rubov 01 - Feuerfrauen
Frau stürzte dazwischen, zerrte einen der Männer energisch zurück: »Keine Zeit dafür! Keine Zeit! Das bleibt hier! Alles!«
Sina war hin- und hergerissen, überlegte, was wohl als Nächstes auf sie zukommen würde. Sie bemerkte, dass zwei der Unbekannten verschwanden. Die anderen schmissen ihre Akten und Geräte wahllos in die Mitte des Raums zu einem Haufen zusammen. Sie gingen energisch und rücksichtslos vor. Ein entsetzliches Getöse aus zersplitterndem Glas, brechenden Kunststoffgehäusen und aufschlagendem Metall füllte den Saal. Nun konnte Sina auch die anderen beiden erkennen. Sie trugen Benzinkanister unter den Armen. Die Kanister, aus denen die Generatoren gespeist wurden.
Sina schreckte zurück. Schlagartig wurde ihr klar: Sie saß in der Falle! Wie ein Tier in seinem Käfig sah sie sich in der engen Abstellkammer auf der verzweifelten Suche nach einem weiteren Ausgang um. Doch es existierte keiner. Nicht mal ein schmaler Lüftungsschacht war vorhanden.
Sie hörte das feine Schaben, das ein Zündholz von sich gab, wenn es über die raue Fläche einer Streichholzschachtel gerieben wurde.
Sekunden später stand der Haufen in der Mitte des Saals lichterloh in Flammen. Sina war geblendet. Sie spürte die sengende Hitze, die von dem Feuer ausging. Wenige Momente darauf erreichte sie der Rauch. Schwarzer, ätzender Qualm. Sina musste husten. Aber das war inzwischen egal. Das Tosen der implodierenden Bildschirme übertönte alles. Sina hastete vor, sah sich von der Türschwelle aus ängstlich um. Sie war allein! Die Fremden mussten bereits geflüchtet sein!
Sina presste sich den Stoff ihres Pullis fest vor Mund und Nase. Sie hastete an dem Brandherd vorbei in Richtung Ausgang. Voller Panik musste sie sehen, dass sich die Flammen rasend schnell ausbreiteten. Die Tür zur oberen Ebene war nicht mehr zu erreichen!
Blitzschnell fasste Sina den Entschluss, es mit dem hinteren Ausgang zu versuchen. Mit dem, der zur tiefer gelegenen Bunkerebene führte. Als sie die Tür erreicht hatte, blies ihr starker Wind entgegen. Der so kräftig war wie bei einem aufziehenden Gewitter. Das Feuer saugte offenbar sämtliche vorhandene Luft aus den unteren Fluren des Bunkers auf.
Trotzdem rannte Sina ohne zu zögern weiter. Auch dieser Gang war bereits von beißendem Qualm eingenebelt. Sie wandte sich kurz um, und sah, wie die ersten Flammen hinter ihr um die Ecke züngelten. Sina kämpfte sich die Treppe zur nächsten Ebene hinunter. Das Laufen fiel ihr zunehmend schwerer. Sie meinte, kaum mehr Sauerstoff zum Atmen zu haben.
Auf halber Strecke beschloss sie, noch einmal umzukehren. Sie hechtete die Stufen hinauf, zog die Ärmel ihres Pullovers über die Hände. Durch den Stoff leidlich geschützt, packte sie die Klinke der Tür und riss mit allen Kräften daran. Die schwere Metallpforte setzte sich in Bewegung und fiel krachend ins Schloss. Schlagartig brach der starke Luftzug ab. Vielleicht, hoffte Sina, konnte sie die Flammen auf diese Art ersticken. Sie setzte ihren Weg nach unten fort, folgte dem matten Licht ihrer Taschenlampe und war bemüht, bloß nicht ins Stolpern zu geraten.
Die Stufen wurden nasser, glitschiger. Zwei Schritte weiter und Sina stand im Wasser. Vorsichtig tastete sie sich voran. Sie beschloss, in der kniehoch überschwemmten unteren Ebene nach einem zweiten Aufgang zu suchen. Einer Art Nottreppe vielleicht, die sie zurück ans Tageslicht brächte. Sie watete durch das eiskalte Nass.
Dann ertönte eine gewaltige Detonation!
Die Stahltür, die Sina eben verschlossen hatte, wurde aus den Angeln geschleudert. Augenblicklich schlugen Flammen in das Treppenhaus über ihr. Dicke Rauchschwaden bahnten sich ihren Weg nach unten.
Sina riss entsetzt die Augen auf. Was nun? Sie wollte weitergehen, strauchelte und fiel mit den Armen voran ins Wasser. Sina richtete sich wieder auf, setzte ihre Flucht fort. Sie spürte, wie ihr die Tränen über die Wangen liefen. Weil ihre Augen so brannten und aus purer Verzweiflung. Sina begann zu schluchzen.
Sie spürte, wie die ätzenden Dämpfe ihre Lungen füllten. Unvermittelt hielt sie sich ihren feuchten Ärmel vors Gesicht.
Feuchte Ärmel? Sina zögerte, denn sie hatte plötzlich eine Idee. Ihre Augen tasteten das trübe Wasser ab, das ihre Beine umspülte. Sie bückte sich, um einen Stofffetzen aufzuheben, der auf der Wasseroberfläche trieb. Sina watete weiter und spähte nach anderen durchtränkten Stoffen.
Ihr Blick fiel auf eine zertrümmerte Tür zu
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