Doch die Sünde ist Scharlachrot
einmal.«
Sie nickte stumm. Wieder brach sich eine Welle an der Poolmauer. Kerra zuckte zusammen.
»Alan …«, sagte sie schließlich. »Ich habe … Ich hätte Santo niemals etwas getan.«
»Natürlich nicht. Genauso wenig wie ich.«
Bea war allein in der Einsatzzentrale, als sie den Computer einschaltete. Sie hatte Barbara Havers zurück nach Polcare Cove geschickt, um Daidre Trahair abzuholen. Sollte die Tierärztin nicht wieder zu Hause sein, werde Havers eine Stunde warten, hatte Bea ihr aufgetragen, und dann Feierabend machen, wenn Dr. Trahair sich immer noch nicht blicken ließ. Dann würden sie sie sich eben am nächsten Tag vorknöpfen.
Auch das restliche Team hatte sie nach einer ausführlichen Lagebesprechung heimgeschickt. »Essen Sie etwas Ordentliches, und schlafen Sie sich aus«, hatte sie den Kollegen mit auf den Weg gegeben. »Morgen früh werden die Dinge anders und klarer aussehen, und wir werden neue Möglichkeiten entdecken.« Jedenfalls hoffte sie das.
Als alle gegangen waren, fuhr sie den Computer hoch. Sie gab damit Constable McNultys fragwürdigem Ermittlungsansatz nach, aber dafür gab es einen Grund: Als sie und Sergeant Havers im Begriff gewesen waren, LiquidEarth zu verlassen, war Bea vor dem Poster stehen geblieben, das den jungen Constable so fasziniert hatte – der Surfer auf der monströsen Welle –, und sie hatte gefragt: »Und das war die Welle, die ihn umgebracht hat?«
Beide Männer, Lew Angarrack und Jago Reeth, waren mit in den Vorderraum gekommen. Angarrack war derjenige, der nachgehakt hatte: »Wen?«
»Mark Foo. Ist das hier nicht Mark Foo auf der Mavericks-Welle, die ihn getötet hat?«
»Foo ist in Mavericks umgekommen, stimmt. Aber das hier ist ein jüngerer Surfer, Jay Moriarty«, hatte Lew geantwortet.
»Jay Moriarty?«
»Ja.« Er hatte den Kopf zur Seite geneigt und sie neugierig betrachtet. »Warum?«
»Mr. Reeth meinte, dies wäre Mark Foos letzte Welle.«
Angarrack hatte Jago Reeth einen überraschten Blick zugeworfen. »Wie kommst du denn auf Foo? Der hatte doch ein ganz anderes Brett.«
Jago hatte daraufhin seinen Posten an der Tür verlassen und war tiefer in den Verkaufsraum hineingetreten, wo das Poster an der Wand hing. Er hatte Bea anerkennend zugenickt: »Volle Punktzahl.« Und an Lew gewandt: »Sie machen ihre Arbeit gründlich und lassen sich nicht die kleinste Bemerkung entgehen, genau wie es sein sollte. Ich musste mich doch vergewissern, oder? Ich hoffe, Sie nehmen es nicht persönlich, Inspector.«
Bea war verärgert gewesen. Jeder, der das Mordopfer gekannt hatte, wollte in die Ermittlungen eingebunden sein. Aber sie hasste es, wenn man ihre Zeit verschwendete, und sie schätzte es überhaupt nicht, derart auf die Probe gestellt zu werden. Und noch weniger hatte sie den Blick geschätzt, mit dem Jago Reeth sie nach dieser Eröffnung betrachtet hatte: dieser wissende Ausdruck, den Männer so oft an den Tag legten, wenn sie es mit einer Frau zu tun bekamen, die sich ihnen gegenüber in einer überlegenen Position befand.
»Tun Sie das nie wieder«, hatte sie ihn gewarnt, und dann war sie zusammen mit Barbara Havers hinausgegangen. Doch als sie nun allein in der Einsatzzentrale saß, fragte sie sich, ob Jago Reeth seine Falschaussage wirklich gemacht hatte, um ihre Gründlichkeit zu testen, oder aus einem vollkommen anderen Grund. Bea sah nur zwei weitere Optionen: Er hatte den Surfer falsch identifiziert, weil er sich einfach geirrt hatte, was ihr jedoch unwahrscheinlich vorkam. Oder er hatte es absichtlich getan, um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. In jedem Fall lautete die Frage: Warum? Doch sie fand auf die Schnelle keine Antwort darauf.
Die nächsten neunzig Minuten verbrachte sie damit, durch die endlosen Weiten des Internets zu driften. Sie suchte nach Informationen über Moriarty und Foo und fand heraus, dass beide tot waren – wie so viele andere Surfer auch. Sie folgte der Spur dieser gestaltlosen Individuen, bis sie schließlich ihre Gesichter vor sich sah. Sie studierte sie, hoffte auf irgendein Zeichen, das ihr verriet, was sie als Nächstes tun sollte, aber falls es eine Verbindung zwischen diesen verunglückten Wellenreitern und einem tödlichen Kletterunfall in Cornwall gab, entdeckte sie sie nicht. Schließlich gab sie die Suche auf.
Sie ging zur Magnettafel hinüber. Was hatten ihre tagelangen Bemühungen ihnen bisher eingebracht? Drei manipulierte Ausrüstungsteile, das blaue Auge des Opfers,
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