Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Doch die Sünde ist Scharlachrot

Doch die Sünde ist Scharlachrot

Titel: Doch die Sünde ist Scharlachrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Elizabeth
Vom Netzwerk:
aber die ordentliche blau-weiße Reihe der Strandhütten – der perfekte Ort für ein heimliches Stelldichein.
    Alan seufzte. »Ich wusste genau, was sie im Schilde führte. Sie hat irgendwann vorgeschlagen, dass wir uns diese Höhle gemeinsam ansehen, und da wusste ich es. Sie ist leider ziemlich durchschaubar und nicht sonderlich subtil in ihren Andeutungen. Aber ich nehme an, das musste sie auch nie sein. Sie ist auf ihre Art immer noch eine attraktive Frau.«
    »Hör auf«, bat Kerra. Endlich waren sie am entscheidenden Punkt angelangt, doch nun konnte sie es nicht ertragen, die Details zu hören. Im Grunde war es wieder und wieder die gleiche Geschichte mit dem ewig gleichen Verlauf. Nur die männlichen Hauptfiguren änderten sich.
    »Das werde ich«, versprach Alan. »Aber erst wirst du mir zuhören und dann erst entscheiden, was du glauben willst. Sie hat behauptet, die Strandhöhlen seien perfekt für unser Video. Wir müssten unbedingt hinfahren und sie uns ansehen. Daraufhin habe ich ihr gesagt, ich müsste vorher noch ein paar Besorgungen machen, und wir könnten uns dann erst dort treffen, weil ich nicht im selben Wagen mit ihr dorthinfahren wollte. Also haben wir uns dort getroffen, und sie hat mir die Bucht gezeigt, das Dorf und die Höhlen. Nichts ist zwischen uns vorgefallen, denn ich hatte nicht die Absicht, dass jemals etwas zwischen uns vorfallen sollte.« Während er gesprochen hatte, hatte er den Blick unverwandt auf die Strandhütten gerichtet, doch jetzt sah er wieder Kerra an. Seine Miene war ernst, und in den Augen stand Wachsamkeit. Kerra hatte keine Ahnung, was das bedeutete.
    »Jetzt musst du entscheiden, Kerra. Du hast die Wahl.«
    Und sie verstand: Wem sollte sie glauben? Ihm oder ihren Instinkten? Was sollte sie wählen? Vertrauen oder Argwohn?
    »Sie haben mir alles weggenommen, was ich je geliebt habe.« Tiefe Hoffnungslosigkeit lag in ihren Worten.
    »Liebste Kerra«, sagte er leise. »So läuft das nicht.«
    »Aber in unserer Familie ist es schon immer so gelaufen.«
    »Vielleicht in der Vergangenheit. Vielleicht hast du Menschen verloren, die du nicht verlieren wolltest. Vielleicht hast du sie auch einfach losgelassen. Vielleicht sogar weggestoßen. Die Sache ist aber: Es lässt sich niemand wegnehmen, der nicht weggenommen werden will. Und wenn dir jemand weggenommen wird, dann sagt das nichts über dich aus. Wie könnte es das?«
    Sie hörte die Worte und spürte deren Wärme. Die Wärme ließ sie innerlich ganz ruhig werden. Diese Empfindung war für Kerra seltsam und unerwartet. Sie fühlte, wie durch Alans Worte etwas in ihr aufriss, irgendetwas Undefinierbares, es gab nach, als löste ein riesiges innerliches Bollwerk sich in Rauch auf. Tränen brannten ihr in den Augen, aber sie wollte sie sich nicht gestatten.
    »Dich«, flüsterte sie schließlich.
    »Mich? Was?«
    »Ich nehme an, ich wähle dich.«
    »Du nimmst es nur an?«
    »Mehr kann ich im Moment nicht, Alan …«
    Er nickte. Dann fuhr er fort: »Ich hatte einen Kameramann dabei. Das war die Besorgung, die ich zu erledigen hatte, bevor ich nach Pengelly Cove fuhr. Ich musste den Kameramann abholen. Ich wollte nicht allein zu den Strandhöhlen gehen.«
    »Warum hast du mir das denn nicht einfach erzählt? Warum hast du nicht gesagt …?«
    »Weil ich wollte, dass du deine Wahl triffst. Ich wollte, dass du mir glaubst. Sie ist krank, Kerra. Jeder, der auch nur einen Funken Verstand besitzt, kann sehen, dass sie krank ist.«
    »Sie war schon immer so …«
    »Sie war schon immer krank. Und wenn du dein ganzes Leben damit zubringst, auf ihre Krankheit zu reagieren, macht dich das irgendwann selbst krank. Du musst entscheiden, ob du wirklich so leben willst. Ich jedenfalls will das nicht.«
    »Sie wird trotzdem weiter versuchen …«
    »Vermutlich ja. Oder aber ihr wird endlich geholfen. Entweder sie trifft die Entscheidung selbst, oder dein Vater muss darauf bestehen, oder sie endet eines Tages allein, auf der Straße, in der Gosse – und spätestens dann wird sie sich gezwungen sehen, sich zu ändern, schon allein um zu überleben. Ich weiß auch nicht … Ich weiß nur: Ich will mein Leben selbst bestimmen, unbeeinflusst davon, wie deine Mutter ihres lebt. Und was genau willst du? Das Gleiche? Oder etwas anderes?«
    »Das Gleiche«, räumte sie ein. Ihre Lippen fühlten sich taub an. »Aber ich habe … solche Angst.«
    »Wir alle haben letztlich Angst, denn es gibt für nichts Garantien. So ist das Leben nun

Weitere Kostenlose Bücher