Doch die Sünde ist Scharlachrot
sicher sein, dass sie nicht reden würde?«
»Sie war schwanger von Jack«, antwortete Darren. »Im dritten Monat. Es lag in ihrem Interesse, Jack aus Schwierigkeiten herauszuhalten.«
»Was ist aus ihr geworden?«
»Sie haben geheiratet. Nachdem er gestorben ist, ist sie mit ihrem zweiten Mann nach Dublin gezogen.«
»Also hatten Sie von ihr nichts zu befürchten.«
»Wir hatten von niemandem etwas zu befürchten. Wir haben die Party um halb zwölf verlassen. An der Hauptstraße haben wir uns getrennt. Wir sind nach Hause gegangen.«
Es gab nichts weiter zu sagen. Es war immer noch wie unmittelbar nach Jamie Parsons' Tod vor beinah dreißig Jahren.
»Haben Sie sich überhaupt nicht verantwortlich gefühlt, als die Polizei sich auf Ben Kerne versteift hatte?«, fragte Lynley. »Irgendjemand hat ihn angeschwärzt. War es einer von ihnen?«
Darren lachte rau. »Wohl kaum. Nur jemand, der Ben in Schwierigkeiten bringen wollte, hätte ihn angeschwärzt.«
22
»Sie glaubt, du hättest Santo umgebracht.«
Alan sprach erst, als sie ein gutes Stück von Adventures Unlimited entfernt waren. Er hatte Kerra aus dem Schlafzimmer ihrer Eltern und den Korridor entlanggezerrt und die Treppe hinabgeführt. Sie hatte sich gewehrt und gefaucht: »Lass mich los! Alan! Gott verflucht, lass mich los!« Aber er hatte sich nicht erweichen lassen. Und er war stark. Wer hätte gedacht, dass jemand, der so schmächtig gebaut war wie Alan Cheston, so stark sein konnte?
Sie hatten das Hotel verlassen, durch die Tür des Speisesaals hinaus auf die Terrasse, die Steintreppe hinauf und den Pfad über die Anhöhe entlang in Richtung St. Mevan Beach. Es war kalt draußen, aber er hatte sich nicht damit aufhalten wollen, einen Pullover oder eine Jacke zu holen, die sie vor der steifen Brise hätte schützen können. Tatsächlich sah er nicht einmal so aus, als merkte er, wie scharf der Wind war.
Als sie den Strand erreicht hatten, hatte Kerra den Kampf schließlich aufgegeben und war einfach nur weitergetaumelt. Doch ihren Zorn hatte sie nicht aufgegeben. Er würde sich über Alans Haupt entladen, sobald sie am Ziel wären – am Meerwasserpool, wie sich herausstellte, am Ende des Strandes. Sie waren die sieben verwitterten Stufen hinaufgestiegen und auf der Betonumrandung stehen geblieben. Dann hatten sie beide auf den sandbedeckten Boden des Beckens hinabgestarrt, und einen Moment lang hatte Kerra sich gefragt, ob er sie etwa hineinstoßen wollte.
Doch das tat er nicht. Er sagte nur: »Sie glaubt, du hättest Santo umgebracht.« Und dann ließ er sie los.
Hätte er irgendetwas anderes gesagt, wäre Kerra zum Angriff übergegangen, verbal ebenso wie körperlich. Doch seine Aussage erforderte eine Reaktion, die wenigstens halbwegs rational war. Sein Tonfall war verwirrt und geradezu furchtsam gewesen.
Schließlich sprach er weiter. »So etwas habe ich noch nie gesehen. Du und deine Mutter! Das war eine Schlägerei! So was sieht man sonst nur …« Er brachte den Satz nicht zu Ende.
Typisch Alan. Er war eben nicht der Typ, der sich in Etablissements herumtrieb, wo man Frauen dabei zusehen konnte, wie sie aufeinander losgingen, sich an den Haaren zerrten, kratzten, schrien und kreischten. Zwar war auch Kerra nicht der Typ für dergleichen, aber Dellen hatte sie an ihre Grenzen getrieben. Und es gab einen Grund für das, was zwischen ihnen vorgefallen war. Wenigstens das würde Alan eingestehen müssen. Doch er redete einfach weiter: »Ich wusste überhaupt nicht, was ich tun sollte! So was habe ich noch nie …«
Sie rieb sich den Arm an der Stelle, wo er sie gepackt hatte. »Santo hat mir Madlyn weggenommen«, unterbrach sie ihn. »Er hat sie mir gestohlen, und dafür habe ich ihn gehasst. Dellen weiß das nur zu gut. Und wahrscheinlich dachte sie, da wäre es naheliegend zu behaupten, dass ich ihn ermordet hätte. Das sieht ihr ähnlich.«
Alan wirkte verwirrter denn je. »Man kann einem Menschen einen anderen Menschen nicht stehlen, Kerra.«
»In meiner Familie schon. In meiner Familie ist das geradezu eine Tradition – ein natürlicher Reflex sozusagen.«
»Das ist doch Blödsinn!«
»Madlyn und ich waren Freundinnen. Bis Santo kam. Er hat sie nur einmal angesehen, und schon war sie verrückt nach ihm. Sie konnte nicht einmal mehr über irgendetwas anderes reden, also hatten wir schließlich … Madlyn und ich … Wir hatten am Ende gar nichts mehr, weil sie und Santo … und was er getan hat … Gott, das war so
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