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Doch die Sünde ist Scharlachrot

Doch die Sünde ist Scharlachrot

Titel: Doch die Sünde ist Scharlachrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Elizabeth
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schüttelte den Kopf. »Ich traue Ihnen einen Mord so wenig zu wie den meisten Menschen, die ich kenne. Aber es gehört nun mal zu meiner Arbeit. Und je mehr ich gefragt habe, umso öfter musste ich feststellen, dass es Bereiche in Ihrer Biografie gibt …«
    »Und ich habe mir eingebildet, wir wären dabei, einander kennenzulernen. Ich Dummkopf!«
    »Aber so war es doch auch, Daidre. Das war ein Teil davon. Aber von Anfang an gab es Unstimmigkeiten in dem, was Sie über sich erzählt haben, die man nicht ignorieren konnte.«
    »Sie meinen, Sie konnten sie nicht ignorieren.«
    Er schaute sie an. Sein Ausdruck war offen. »Ich konnte sie nicht ignorieren, das ist richtig«, räumte er ein. »Jemand ist ermordet worden. Und ich bin Polizist.«
    »Verstehe. Und werden Sie mir verraten, was Sie enthüllt haben?«
    »Wenn Sie wollen.«
    »Allerdings.«
    »Der Zoo in Bristol.«
    »Ich arbeite dort. Hat irgendjemand das bestritten?«
    »Es gibt dort keinen Affenpfleger namens Paul. Und es gibt auch keine Daidre Trahair, die in Falmouth geboren wurde, ob nun zu Hause oder andernorts. Wollen Sie mir das erklären?«
    »Nehmen Sie mich fest?«
    »Nein.«
    »Dann kommen Sie mit. Holen Sie Ihre Sachen! Ich will Ihnen etwas zeigen.« Sie ging zur Tür, hielt aber noch einmal inne. Sie lächelte ihm zu, aber sie wusste, ihr Lächeln war brüchig. »Oder wollen Sie zuerst Detective Inspector Hannaford und Sergeant Havers anrufen und ihnen Bescheid geben, dass Sie mit mir unterwegs sind? Es wäre ja immerhin möglich, dass ich Sie von einer Klippe stoße, und sie wollen doch bestimmt wissen, wo sie beizeiten Ihren Leichnam finden können.«
    Sie wartete keine Antwort ab, blieb auch nicht, um zu sehen, ob er ihren Vorschlag aufgriff. Stattdessen ging sie die Treppe hinunter und hinaus zu ihrem Auto. Sie versicherte sich, es sei im Grunde gleich, ob er ihr folgte oder nicht. Sie beglückwünschte sich, weil sie absolut nichts fühlte. Sie hatte es weit gebracht, fand sie.
    Lynley rief weder Hannaford noch Barbara Havers an. Er war schließlich ein freier Mann, nicht ausgeliehen, nicht einmal im Dienst. Trotzdem steckte er das Handy ein, nachdem er die Socken angezogen hatte, die glücklicherweise wesentlich trockener waren als beim Frühstück, und griff dann nach seiner Jacke. Er fand Daidre in ihrem Wagen auf dem Parkplatz, den Motor im Leerlauf. Sie war während ihres Gesprächs blass geworden, doch inzwischen war die Farbe in ihre Wangen zurückgekehrt.
    Er stieg ein. Auf dem engen Raum konnte er ihr Parfüm riechen. Es erinnerte ihn an Helen, nicht das Parfüm selbst, sondern die Tatsache an sich. Helens Duft war der von Zitrusblüten gewesen, wie ein sonniger Tag am Mittelmeer. Daidres war … wie frische Luft nach einem Gewitter. Für einen flüchtigen Moment vermisste er Helen so sehr, dass er glaubte, sein Herz würde einfach stehen bleiben. Doch natürlich tat es das nicht. Was blieb, war der Sicherheitsgurt, den er mit ungeschickten Fingern einrasten ließ.
    »Wir fahren nach Redruth«, teilte Daidre ihm mit. »Wollen Sie Detective Inspector Hannaford vielleicht jetzt anrufen, falls Sie das nicht bereits getan haben? Nur um auf Nummer sicher zu gehen? Obwohl … Da ich Sergeant Havers ja bereits begegnet bin, kann sie den Behörden ja sagen, dass ich die Letzte war, die Sie lebend gesehen hat.«
    »Ich halte Sie nicht für eine Mörderin«, sagte er. »Das habe ich nie getan.«
    »Wirklich nicht?«
    »Nein.«
    Sie legte den Gang ein. »Vielleicht kann ich Sie eines Besseren belehren.«
    Mit einem Ruck fuhr sie an, holperte über den unebenen Parkplatz und bog in die schmale Landstraße ein. Es war eine lange Fahrt, aber sie sprachen nicht. Daidre schaltete das Radio ein. Sie hörten die Nachrichten, ein langweiliges Interview mit einem eingebildeten, näselnden Schriftsteller, der ganz offensichtlich auf den Booker Prize spekulierte, dann eine Diskussion über gentechnisch verändertes Getreide. Schließlich bat Daidre ihn, eine CD aus dem Handschuhfach zu suchen, was er bereitwillig tat. Er griff wahllos hinein, und so lauschten sie schließlich den Chieftains. Daidre drehte die Musik lauter.
    Sie umfuhr die Innenstadt von Redruth und folgte den Schildern in Richtung Falmouth. Das beunruhigte ihn mitnichten, aber er warf ihr einen Blick zu. Sie erwiderte ihn nicht. Ihre Kiefermuskeln waren angespannt, aber ihre Miene wirkte ergeben. Sie sah aus wie jemand, der die letzte, aussichtslose Runde eines Wettkampfs bestritt.

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