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Doch die Sünde ist Scharlachrot

Doch die Sünde ist Scharlachrot

Titel: Doch die Sünde ist Scharlachrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Elizabeth
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wohl Ferien in solch einem Wagen gemacht haben. Touristen hatten das in Cornwall häufig getan, einen Wagen gemietet und Zigeuner gespielt.
    Daidre schien seine Gedanken zu lesen. »Leider verbirgt sich keinerlei Romantik dahinter, fürchte ich. Keine vorzeitigen Wehen während der Ferien, keine Roma in meiner Familie. Meine Eltern sind fahrendes Volk, Thomas. Das waren schon ihre Eltern. Meine Tanten und Onkel, soweit vorhanden, sind ebenfalls fahrendes Volk, und das hier ist die Stelle, wo unser Wagen stand, als ich zur Welt kam. Nur war unsere Behausung leider nie so pittoresk wie das hier«, fügte sie mit einer Geste auf die Postkarte hinzu. »Der Wagen war seit Jahren nicht mehr gestrichen worden. Ansonsten sah er ganz ähnlich aus. Ein bisschen anders als Howenstow, finden Sie nicht?«
    Er wusste nicht, was er sagen sollte. Er wusste nicht einmal, ob er ihr glaubte.
    »Die Verhältnisse waren … Man sagt wohl, sie waren etwas beengt. Erst als ich acht Jahre alt war, wurde es etwas besser. Vorher lebten wir zu fünft zusammengepfercht. Ich, meine Eltern und die Zwillinge.«
    »Die Zwillinge?«
    »Mein Bruder und meine Schwester. Sie sind drei Jahre jünger als ich. Und kein Einziger von uns ist in Falmouth geboren.«
    »Also sind Sie nicht Daidre Trahair?«
    »In gewisser Weise schon.«
    »Das verstehe ich nicht. In gewisser Weise? In welcher Weise?«
    »Möchten Sie mein wahres Ich kennenlernen?«
    »Ich schätze schon.«
    Sie nickte. Sie hatte ihn unverwandt angesehen, seit er von der Postkarte aufgeblickt hatte. Es schien, als versuche sie, seine Reaktion einzuschätzen. Was immer sie in seiner Miene las, beschwichtigte sie entweder oder führte ihr vor Augen, dass die Zeit für Versteckspiele vorüber war.
    »In Ordnung«, sagte sie. »Kommen Sie, Thomas. Es gibt noch viel mehr zu sehen.«
    Als Kerra aus dem Büro kam, um Alan bei einer der Bewerbungen um Rat zu fragen, fiel sie aus allen Wolken, als sie Madlyn Angarrack in der Rezeption stehen sah. Madlyn war allein und trug die Uniform der Bäckerei, sodass Kerra für den Bruchteil einer Sekunde meinte, sie wäre gekommen, um eine Bestellung auszuliefern. Unwillkürlich blickte sie zum Rezeptionstresen und suchte nach einer Schachtel mit der Aufschrift ›Casvelyn of Cornwall‹.
    Da jedoch nichts dergleichen zu entdecken war, zögerte sie. Es musste einen anderen Grund für Madlyns Besuch geben, und Kerra nahm an, dieser Grund hatte mit ihr selbst zu tun. Sie wollte nicht schon wieder mit Madlyn streiten. Sie hatte das Gefühl, als hätte sie das inzwischen hinter sich gelassen.
    Als Madlyn sie sah und ihren Namen sagte, klang sie zittrig, ganz so als fürchte sie Kerras Reaktion. Dazu gab es ja auch allen Grund, fand Kerra; ihre letzte Unterhaltung war schließlich nicht gerade harmonisch verlaufen, und sie hatten sich nicht eben als Freundinnen getrennt. Tatsächlich waren sie schon lange keine Freundinnen mehr.
    Madlyn hatte immer eine enorme Vitalität ausgestrahlt, aber davon war inzwischen nichts mehr zu erkennen. Sie sah aus, als schlafe sie schlecht, und das dunkle Haar hatte seinen Glanz eingebüßt. Doch ihre Augen waren noch immer dieselben. Groß, dunkel und fesselnd, machten sie es dem Gegenüber schwer, den Blick abzuwenden. Zweifellos hatten sie auch auf Santo ihre Wirkung nicht verfehlt.
    »Kann ich dich kurz sprechen?«, fragte Madlyn. »Ich habe mir in der Bäckerei eine halbe Stunde freigenommen. Ich habe gesagt, es gehe um eine persönliche Angelegenheit …«
    »Du willst mich sprechen?« Die Erwähnung der Bäckerei brachte Kerra zu der Annahme, Madlyn wäre gekommen, um nach einem Job zu fragen. Das wäre ja auch kaum verwunderlich. Mochten die Pasteten auch relativ berühmt sein, waren die Aufstiegschancen bei Casvelyn of Cornwall doch begrenzt. Und von Begeisterung für seine Tätigkeit konnte man wohl auch kaum ausgehen. Madlyn würde hier als Surflehrerin arbeiten können – so denn Kerra ihren Vater zu überreden vermochte, die Sparte überhaupt anzubieten.
    »Ja. Dich. Können wir irgendwohin …?«
    In diesem Moment kam Alan aus seinem Büro. »Kerra, ich habe gerade mit den Videoleuten gesprochen, und sie können …« Doch dann bemerkte er Madlyn. Er blickte von ihr zu Kerra. Sein Ausdruck war voller Wärme. Mit einem Nicken sagte er: »Oh. Das kann warten.« Und dann: »Hallo, Madlyn. Schön, dich mal wieder zu sehen.«
    Er verschwand, und Kerra blieb allein mit ihr und mit all dem zurück, was immer Madlyn

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