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Doch die Sünde ist Scharlachrot

Doch die Sünde ist Scharlachrot

Titel: Doch die Sünde ist Scharlachrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Elizabeth
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irgendeiner Heiligen, über die sie in ihren Heiligenbüchern gelesen hat, die sie ja eigentlich nicht hätte lesen dürfen, aber ich hab sie gelassen, weil ich dachte, dass Worte ihr nicht schaden würden.‹«
    »Das ist nicht ganz richtig.«
    »Na ja. Wie gesagt, ich bin froh, dass du nicht ausgebüxt bist, denn dafür hätten deine Mutter und dein Vater mich gevierteilt. Das weißt du doch, oder?«
    »Ja, aber manchmal kann man auf so etwas keine Rücksicht nehmen, Granddad.«
    »Und das hier ist so ein Fall?«
    »Genau.«
    »Und du bist dir ganz sicher? Denn das ist es, was sie alle sagen, wenn die Sekten sie in die Finger kriegen und raus auf die Straße zum Betteln schicken. Das Geld knöpfen sie ihnen dann übrigens wieder ab. Und so sind sie gefangen wie Ratten auf einem sinkenden Schiff. Das weißt du doch, oder? Irgendein großer Guru, der auf Mädchen wie dich steht, und sie alle müssen seine Babys bekommen, so wie bei einem Scheich im Zelt mit zwei Dutzend Frauen. Oder bei diesen Polygammern.«
    »Polygamisten«, verbesserte sie ihn. »Du glaubst hoffentlich nicht ernsthaft, dass dies hier etwas mit solchen Dingen zu tun hat, Granddad. Du machst nur Witze darüber. Nur für mich ist es nicht komisch, verstehst du?«
    Sie waren bei seinem Wagen angekommen. Sie sah beim Einsteigen auf die Rückbank und entdeckte ihre alte Reisetasche. Sie schürzte die Lippen, zwang sich dann aber wieder zu einem neutralen Gesichtsausdruck. Heim nach Afrika, sagte ihre Miene, was bedeutete, heim zu Mum und Dad, bis die sich etwas Neues einfallen ließen, um sie in ihren Überzeugungen zu erschüttern. ›Zu ihrem Großvater schicken‹ würden sie von ihrer Liste streichen und einen neuen Plan schmieden. Als Nächstes würde kommen: ›nach Sibirien schicken‹. Oder ›in den australischen Busch‹.
    Sie schnallte sich an und verschränkte die Arme vor der Brust. Dann stierte sie stur geradeaus auf den Kanal, und ihre Miene hellte sich nicht einmal auf, als sie die Entenküken sah und wie deren große Paddelfüße sie fast aus dem Wasser hoben, während sie ihrer Mutter nacheilten. Sie sahen aus wie winzige Sprinter auf der Wasseroberfläche des Kanals, wandelten übers Wasser, und Selevan hätte gedacht, dass solch ein kleines Wunder seiner Enkelin eigentlich hätte gefallen müssen, doch da hatte er sich offenbar getäuscht. Ihre Gedanken waren auf das gerichtet, was sie zu wissen glaubte: die lange Autofahrt nach Heathrow oder Gatwick und die Frage, ob ihr Flug nach Afrika heute Abend noch oder womöglich erst morgen ging. Wohl eher morgen, und das bedeutete eine lange Nacht in irgendeinem Hotel. Vielleicht könnte sie fliehen. Aus dem Hotelfenster oder die Treppe hinab und dann ab nach Frankreich – ganz egal wie.
    Er überlegte, ob er sie in ihrem Irrtum belassen sollte. Aber es schien ihm grausam, das arme Kind leiden zu lassen. Sie hatte genug gelitten. Sie war standhaft geblieben – trotz allem, was man mit ihr angestellt hatte, und das musste doch etwas zu bedeuten haben, selbst wenn das, was es bedeutete, alle anderen mit Schrecken erfüllte.
    Als er den Motor startete, sagte er: »Ich hab sie angerufen. Vor ein, zwei Tagen.«
    Sie sagte mutlos: »Na ja, das musstest du ja wohl auch.«
    »Das stimmt. Sie sagten, du sollst ruhig kommen. Sie wollten auch gleich mit dir reden, aber ich hab ihnen gesagt, du wärst gerade im Moment nicht da.«
    »Wenigstens etwas. Danke.« Tammy wandte den Kopf ab und betrachtete die Umgebung. Sie fuhren durch Stratton und dann auf die A39 in Richtung Norden. Es gab keinen einfacheren Weg hinaus aus Cornwall, aber das war seit jeher Teil des Charmes dieser Gegend gewesen. »Ich hätte auch kein großes Bedürfnis gehabt, mit ihnen zu reden, Granddad. Wir haben uns alles gesagt, was es zu sagen gab.«
    »Das glaubst du, ja?«
    »Wir haben geredet und geredet. Wir haben uns gestritten. Ich habe versucht, es ihnen zu erklären, aber sie verstehen es nicht. Sie wollen es nicht verstehen. Sie haben ihre Pläne, ich habe meine, und so ist es nun einmal.«
    »Ich wusste gar nicht, dass du mit ihnen gesprochen hast.« Selevan ließ seine Stimme versonnen klingen, als überdenke er die Folgen dessen, was seine Enkelin ihm eröffnet hatte.
    »Was soll das heißen, du weißt nicht, dass ich mit ihnen gesprochen habe?«, verlangte Tammy zu wissen. »Das haben wir pausenlos getan, bevor ich hierhergekommen bin. Ich habe geredet, Mum hat geweint. Ich habe geredet, Dad hat gebrüllt. Ich habe

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