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Doctor Boff - Weiberkranckheiten

Doctor Boff - Weiberkranckheiten

Titel: Doctor Boff - Weiberkranckheiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norbert Klugmann
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neues.
    »Mir widerstrebt das«, sagte sie. »Wenn wir dem Pöbel nachgeben, ist die Kultur am Ende.«
    »Es sind nur angeheuerte Wegelagerer«, entgegnete Boff. »Die Ärzte aus Halle oder ein übler Bursche aus dem Rathaus haben ihnen gesagt: Jagt ihnen Angst ein! Macht sie mürbe! Ich glaube nicht, dass Ihr von ihnen einen körperlichen Angriff zu befürchten habt.«
    »Das wäre aber sauberer. Ein klarer Schnitt. Dieser Nervenkrieg ist teuflisch. Du denkst von morgens bis abends nur daran. Du schläfst wie ein Hund. Du siehst deinen Dienern an, dass sie sich weit weg wünschen. Es ist, als wäre ich über Nacht angehoben und in eine entfernte Welt versetzt worden, wo andere Regeln gelten. Wo ist meine schöne alte Heimat geblieben? Wo ist mein geliebtes Halle? Sie waren immer etwas stur und nicht die Schnellsten. Aber niemand hat mich jemals bedroht. Hier konnte man in Ruhe leben. Das war ja mein Problem: diese Ruhe, zu viel Ruhe. Jetzt wünsche ich mir Ruhe zurück. Ich würde den unsichtbaren Gestalten gern sagen: Hört auf, ihr habt gewonnen. Aber ich kenne ihre Namen und Gesichter nicht.«
    Unruhig ging die Fürstin hin und her. Rohwedder und Boff wechselten Blicke, die Lage war unerquicklich. Vor kurzem hatte der dritte Bedienstete die Segel gestrichen, er hatte geweint, als er um Entlassung gebeten hatte. Rohwedder nannte ihn einen »jämmerlichen Feigling«, und der Bedienstete hatteausgerufen: »Das weiß ich doch! Ich kann mir doch selbst nicht in die Augen blicken.«
    Die Fürstin trat ans Fenster, das auf den Innenhof führte. Eine Katze schnürte durchs Licht der untergehenden Sonne. Die Fürstin blickte zur Seite – und dann blieb ihr Herz stehen! Auge in Auge stand sie dem Ungeheuer gegenüber. Ein wilder Bart, dicke Striche, wie mit Tinte über Wangen und Stirn geschrieben. Strenge Augen, die die Fürstin musterten, als wäre sie Beute oder Nahrung! Sie stieß einen Schrei aus und eilte zum Sofa, wo die Männer aufgesprungen waren. Als Boff aus dem Fenster schaute, war der Hof leer, bis auf eine einsame Katze.
    Die Fürstin wollte schildern, was sie gesehen hatte. Aber sie war unsicher, ob sie sich nicht irrte, das vergrößerte ihre Verwirrung noch.
    Alle standen am Fenster. Da draußen war etwas! Man sah nichts, man hörte auch keine Stimmen und kein Kriegsgeschrei. Aber da war etwas! Im Hintergrund fand etwas statt. Boff verließ den Raum, das hatte Rohwedder befürchtet. Nun musste er auch hinaus in die feindliche Welt, wo nach anderen Regeln gerungen wurde als in Studierstuben, die Rohwedder so schätzte, weil er dort alles unter Kontrolle hatte.
    Als Boff um die Ecke bog, luden sie gerade die zweite Gestalt ab. Schwarze und dunkelgraue Gestalten, alle mit bemalten Gesichtern, alle mit gelassenen Bewegungen, legten eine zweite Gestalt neben die erste, danach eine dritte und vierte. Am Ende standen dort fünf dieser Gestalten, die nicht von diesem Planeten stammen konnten, und betrachteten ohne Worte und ohne Ausdruck vier Gestalten, die nebeneinander auf dem Boden lagen. Alle vier waren Männer und fast erwachsene Jungen. Zwei waren bei Bewusstsein, die Augen aufgerissen. Die anderen schliefen. Verbeult und zerschlagen sahen alle aus. Wie sie da auf dem Boden lagen, Hände und Füße gefesselt, sahen sie aus wie die Strecke einer Treibjagd.
    Eine schwarze Gestalt wandte sich an Boff und fragte nach Feuer. Boff reichte es ihnen, alle begannen zu rauchen. Aber sie sprachen nicht, alles geschah in totalem Schweigen.
    Dann tauchte die Fürstin auf, am Arm zog sie den widerstrebenden Rohwedder hinter sich her.
    Jetzt kam ein neuer Zug in die Gestalten. Im Angesicht der Frau verlor ihre Haltung die Nonchalance. Sie nahmen Haltung an, und der von ihnen mit dem Hut trat auf die Fürstin zu. Er zog den Hut und verneigte sich, er streckte die Hand aus, in die man ihm eine kleine Tasche legte. Er entnahm ihr den Umschlag, brach das Siegel, entfaltete das Dokument und reichte es der Fürstin mit allen Zeichen der Ehrerbietung.
    Sie nahm das Dokument und las. Boff war sicher, dass sie den Text zweimal las. Aber schon beim ersten Mal liefen die Tränen, und als sie Boff das Dokument reichte, waren ihre Augen blind. Sie trat auf den Anführer der schwarzen Gestalten zu, sie atmete durch, sie fiel ihm in die Arme. So standen sie da, zwei Figuren aus zwei Welten, die sich umarmten.
    Es waren nicht mehr als drei Absätze. Fürst Bengtsson, der ehebrecherische Gatte, der vor Jahren verschwunden war, schickte

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