Doctor Who: Rad aus Eis (German Edition)

Situation. Es gibt Aufruhr auf dem Rad, und dieser Mond ist mit einer unbekannten außerirdischen Technologie infiziert. Trotzdem
bohren Sie
? Das ist extrem verantwortungslos. Selbst Sie sollten erkennen, dass …«
    »Selbst
Sie
sollten erkennen, dass ich meinen Job zu erledigen habe.« Sie sah auf den kleinen Bildschirm in ihrer Hand. Darauf war eine animierte Karte zu sehen. »An der nächsten Kreuzung rechts.«
    »Ah, aber für Menschen wie Sie ist das mehr als nur ein Job, oder?«, sagte er, als sie weitergingen. »Das ist immer so. Ich kenne Leute wie Sie zu Genüge. Was treibt Sie an, Florian Hart? Was bringt Sie dazu, andere zu solch unverantwortlichen Risiken zu zwingen? Träumen Sie vom Reichtum?«
    »Nein. Meine Familie ist reich, reicher als Sie sich vorstellen können, nehme ich an.« Sie musterte seinen abgewetzten Gehrock und die alten Stiefel unter seinem Hautanzug abwertend.
    »Altes Geld?«
    »Ganz und gar nicht. Mein Vater hat mit nichts angefangen.
Sein
Vater stammte aus den Pariser Slums, aber er arbeitete hart, blieb auf der richtigen Seite des Gesetzes und gab seinen Nachfahren eine Chance. Mein Vater konnte dank Stipendien studieren und gründete eine Firma, die Techniken zur Quantenteleportation entwickelte. Zuerst im kleinen Stil, aber sehr profitabel. Dann schloss er sich einem internationalen Konsortium an, das eine Technologie namens Travel-Mat-Relay entwickelt hatte.«
    »Die T-Mat«, sagte Zoe.
    Der Doktor bedeutete ihr mit einer Geste, still zu sein.
    Florian fuhr fort. »Sie war ungeheuer erfolgreich, aber dann …«
    »Aber dann«, sagte der Doktor traurig, »ging alles schrecklich schief.«
    »Mein Vater verlor nicht alles. Er hatte sein Geld verteilt, es in verschiedenen Industrien und Immobilien angelegt. Wir, seine Familie, blieben vermögend, doch er verlor alles, für das er ein Leben lang gearbeitet hatte. Man stellte ihn wegen seiner Rolle bei der T-Mat-Krise sogar vor Gericht. Ich wuchs während all dem auf. Als die Gerichte mit ihm fertig waren, sorgte er dafür, dass meine Mutter und ich, sein einziges Kind, finanziell abgesichert waren. Dann verschwand er. Vielleicht ging er zurück nach Paris in die Slums. Wir versuchten, ihn zu finden, aber er hatte sehr viel Geld ausgegeben, um genau das zu verhindern. Er wollte nicht, dass wir ihn als gebrochenen Mann sahen.«
    Der Tonfall des Doktors klang nun beinahe sanft. »Trotzdem war er noch Ihr Vater. Sie hätten ihn sicherlich weiter geliebt … Ah. Sie konnten ihm das niemals sagen, richtig? Deshalb rächen Sie sich an der Welt, die ihn verraten hat.«
    »Versuchen Sie nicht, mich zu therapieren, Doktor.«
    »Das würde ich nie wagen.«
    »Ich lehne schlicht das Wertesystem einer Welt ab, die einen Mann – und mag er auch Schwächen gehabt haben – derart mit Füßen tritt. Denn
seine
Schwächen waren großartige Schwächen.« Florian wirkte verärgert, so als habe sie mehr gesagt, als sie eigentlich wollte. Zoe hatte schon oft miterlebt, wie der Doktor mit scheinbar einfachen Fragen die Leute aus der Reserve lockte. Nun sah Florian auf ihr Display, wollte das Thema anscheinend endgültig abschließen. »Wir sind fast da. Stellen Sie sicher, dass Ihre Blaster aufgeladen sind.«
    Zoe schloss zum Doktor auf. »Es waren Außerirdische, die die T-Mat zum Kollaps brachten. Die Eiskrieger. Außerirdische, die menschliche Technologie übernahmen, so wie hier. Florian muss also klar sein, obwohl sie es leugnet, dass die Anwesenheit von Außerirdischen auf Mnemosyne zumindest theoretisch möglich ist.«
    »Das ist sehr klug, Zoe.«
    »Da fragt man sich doch, ob sie als kleines Mädchen zu oft die T-Mat benutzt hat und ihre Schaltkreise durcheinander gewirbelt wurden.«
    »Also das, Zoe, ist jetzt sehr unwissenschaftlich, hämisch … und recht witzig. Aber es geht hier leider um mehr als Florian Harts angeschlagenes Ego. So. Wir haben das Puppennest fast erreicht, das Jo mit ihrem Tiefenradar entdeckt hat. Bist du bereit?«
    Zoe griff in ihren Rucksack, zog den ausfaltbaren Displayschirm heraus und schüttelte ihn aus wie eine Bettdecke. Dann aktivierte sie das Kommunikationsgerät ihres Hautanzugs. »MMAC, kannst du mich hören? Hier ist Zoe Heriot. Ich rufe den modularen, autonomen Computer Malenfant-IntelligeX, Registrierungsnummer …«
    »Zoe! Wie schön, Ihre Stimme zu hören. Ja, ich bin bereit, wenn Sie es sind …«

29
    Florians Wachkommandant bestand darauf, Zoe und dem Doktor kurz vor dem Puppennest zwei Wachen zur