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Dönerröschen

Titel: Dönerröschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaromir Konecny
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johlten. Andere schimpften. Leider verstand ich nur Bahnhof. Na ja, nicht ganz. Das Türkisch wurde hin und wieder mit einem deutschen Wort gespickt: »Opfer«, »Spast«, »Arschloch« und »Sozialamt« zum Beispiel. Und wieder der Ruf: »Beschiktasch!«, und wieder Lachkrämpfe im Publikum. »Beschiktasch« musste eine krasse Beleidigung sein, denn der Schiri brüllte plötzlich auf Deutsch: »Hurensohn!«, und ging auf den »Beschiktasch«-Rufer los. Echt! Mann, oh, Mann! Nach einem Haching-Spiel wollten die Fans auch schon mal den Schiri verdreschen, aber dass der Schiri die Fans vermöbelte, das war mir neu. Ganz schön originell, die Türken! Krass lustig! Und schon ging auf dem Bolzplatz eine kleine Bud-Spencer-Show ab: Der Schiri jagte den »Beschiktasch«-Rufer ums Feld herum, die Zuschauer, die vorhin gelacht hatten, prügelten die Schimpfenden, und auch die Spieler fingen an, Watschen zu verteilen, ohne Rücksicht auf die Abseitsregelung. Hier fightete sowieso nicht mehr Mannschaft gegen Mannschaft, sondern Schiri-Sympathisanten gegen die andern, egal ob sie aus dem Gegnerteam oder aus dem eigenen waren. Auch einige Mädchen tobten sich ganz hübsch in der Schlacht aus und boxten wie um den Weltmeistertitel. Großer Sport! Nur der blonde Türke sprintete aus dem Schlachtrudel heraus und raste auf mich zu. Bestimmt will er mir auch eine auf den Rüssel klatschen, dachte ich mir, doch der Typ hockte sich zu mir, gab mir die Hand und sagte: »Schnauze!«
    »Ich hab nix gesagt«, sagte ich.
    »He?«, sagte er. »Ich heiße Schnauze!«
    »Ein hübscher Name!«, sagte ich. »Ich bin Jonas.«
    Schnauze wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Das geht hier jeden Sonntag ab.«
    »Warum prügeln die sich?«, fragte ich, guckte aber weiter der Show auf dem Rasen zu. Ein dickes Mädchen nahm gerade einen der Keeper in den Schwitzkasten.
    »Ihr Fußballverein hat verloren«, sagte Schnauze. »Türkische Liga.«
    »Ich hab gedacht, der Typ da hat den Schiri beschimpft«, sagte ich. »Was heißt auf Türkisch Beschiktasch ? Sicher was ganz Übles, oder?«
    »Nee! Beschiktasch is’ eben Fußballverein. Istanbul. Beschiktasch hat gestern verloren. Und Schiri is’ großer Beschiktasch -Fan.«
    »Ach, so«, sagte ich. »Die haben sich über den Schiri lustig gemacht?«
    »Idioten!«, sagte Schnauze. » Beschiktasch is’ super. Hatte jetzt nur bissl Pech.«
    »Bist du auch Beschiktasch -Fan?«, fragte ich.
    »Klar!«
    »Und warum prügelst du dich nicht?«
    »Bin Pazifist! Bisdu neu hier, oder?«, fragte er. »Gehsdu noch Schule?«
    Mann! Schnauze redete so, dass mein alter Deutschlehrer in Oberhaching davon Hirngrippe kriegen würde. »Ja«, sagte ich. »Hast du auch Ferien?« Echt komisch, dass es auch ganz blonde und hellhäutige Türken gab wie ihn.
    »Ich hab ganz Jahr Ferien, Alta«, sagte er. »Du gehst Gymnasium, oder? Ich war Hauptschule.«
    »Machst du jetzt ’ne Lehre?«
    Schnauze grinste. »Ich weiß schon alles«, sagte er und guckte zum Schlachtfeld. Die Show auf dem Fußballfeld ebbte langsam ab, die Türken gingen auseinander. Manche der Streithähne lagen sich jetzt in den Armen und schütteten sich gegenseitig weinend ihre Herzen aus. Die Mädchen versorgten die Verletzten. Beschiktasch !
    »Für uns Türken is’ Fußball Gott!«, sagte Schnauze. »Dein Verein – dein Heim!« Also doch ein Türke. Ein Blonder! Zumindest schlägerte er sich aber nicht wegen irgendwelchen bescheuerten Fußballvereinen.
    Schnauze holte seinen Rucksack, der ein Stück weiter auf dem Feldrand lag, und schnürte seine Fußballschuhe auf. »Geh’ma morgen PEP?«, fragte er. »Klar«, sagte ich. Im PEP, den Perlacher Einkaufspassagen, war ich schon mal gewesen, als ich Dok bei seinem Nachtwächterjob besucht hatte.

Jonas und der Fisch
    »Fisch ist gesund, Jonas!«, sagte Anne am Montag in der Wohnungstür. Manchmal ist sie unfreiwillig komisch. Schnauze grinste uns von der Treppe zu. Napoleon lief aus der Wohnung heraus auf Schnauze zu, machte zweimal »Wau!«, um ihm Todesangst einzujagen, und trottete zwischen Annes Füßen wieder hinein. Anne steckte mir einen Zehner in die Hand und versuchte, mir auf die Backe einen Abschiedskuss zu kleben.
    »Hi, hi, hi!«, kicherte Schnauze hinter mir. Anne machte die Wohnungstür zu, wir liefen die Treppe runter. »Meine Anne will mich auch ständig ablecken, Alta!«, sagte Schnauze.
    »Heißt deine Mutter auch Anne?«
    »Bisdu dumm, Lan? … Nee! … Früher hat mir Busseln nix

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