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Dogma

Dogma

Titel: Dogma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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dunklen Winkel zurück. Anschließend folgten sie dem Hüter über einen kleinen Friedhof zu einer Baumgruppe. Ein Pferdewagen erwartete sie hier. Die Zügel hielt ein grauhaariger Mann, dessen unbewegte Miene sein tiefes Unbehagen nicht verbergen konnte. Der Zweite der drei, dachte Everard und nickte dem Mann zu, während seine Kameraden hinten in das Fuhrwerk kletterten. Wenig später befanden sie sich auf dem Weg tief ins Herz der Stadt.
    Durch einen schmalen Schlitz in der Wagenplane warf der kräftige Ritter hin und wieder einen Blick hinaus. Eine solche Stadt hatte er noch nie gesehen.
    Obwohl es fast dunkel war, konnte er die Silhouetten majestätisch aufragender Kirchen und monumentaler Paläste ausmachen, Bauwerke von einer Größe, die er nicht für möglich gehalten hätte. Ihre bloße Zahl war beeindruckend. Rom, Paris, Venedig … vor Jahren war es ihm vergönnt gewesen, all diese Städte kennenzulernen, als er seinen Großmeister auf einer Reise zum Pariser Tempel begleitete. Aber was er hier sah, stellte alles in den Schatten. Und als das Fuhrwerk schließlich sein Ziel erreichte, war der Anblick, der ihn erwartete, nicht weniger atemberaubend: ein erhabenes Bauwerk mit einer Reihe korinthischer Säulen an seiner Front, so hoch, dass die Kapitelle in der Dunkelheit nicht mehr zu erkennen waren.
    Der dritte Hüter, der älteste der Männer, erwartete die Ankömmlinge auf dem obersten Absatz der mächtigen Vortreppe.
    «Was ist dies für ein Gebäude?», fragte Everard ihn.
    «Die Kaiserliche Bibliothek», erwiderte der Mann mit bedächtigem Nicken.
    Everard konnte seine Verblüffung nicht verbergen. Die Kaiserliche Bibliothek?
    Dem Hüter entging sein Gesichtsausdruck nicht, und ein leichtes Schmunzeln umspielte seine Lippen. «Wo könnte man etwas besser verbergen als direkt vor den Augen der Feinde?» Er wandte sich um und ging auf das Portal zu. «Folgt mir. Wir haben nicht viel Zeit.»
    Die Männer geleiteten die Ritter die Stufen hinauf, durch das Vestibül und weiter, tief in das höhlenartige Gebäude hinein. Die Gänge waren menschenleer, und das nicht nur wegen der späten Stunde. Die Spannung in der Stadt war geradezu mit Händen zu greifen. Die feuchte Nachtluft war schwer von Angst, einer Angst, die durch die täglich zunehmende Ungewissheit und Verwirrung geschürt wurde.
    Bei Fackelschein setzten sie ihren Weg fort, vorbei an den weitläufigen Skriptorien, in denen der größte Teil des Wissens der Alten Welt versammelt war: Regale um Regale voller Schriftrollen und Kodizes, darunter auch Texte, die aus der lang verlorenen Bibliothek von Alexandria gerettet worden waren. Zuhinterst im Gebäude befand sich eine Wendeltreppe, die die Männer hinabstiegen. Weiter ging es durch ein Labyrinth enger Gänge und über eine zweite Treppe noch tiefer hinab. Ihre Schatten glitten über die Wände aus gesprenkeltem Kalkstein, bis sie schließlich einen unbeleuchteten Gang erreichten, von dem eine Reihe schwerer Türen abging. Einer der Hüter schloss die hinterste davon auf und schritt ihnen voraus. Sie fanden sich in einem weitläufigen Lagerraum wieder, einem von vielen, wie Everard annahm. Überall standen Truhen herum, und an den Wänden zogen sich spinnwebverhangene Regale entlang, in denen wiederum Schriftrollen und ledergebundene Kodizes gestapelt lagen. Die abgestandene Luft roch moderig, aber sie war kühl. Die Baumeister, wer auch immer sie gewesen sein mochten, hatten offenbar gewusst, dass die Räume nicht feucht werden durften, wenn die Pergamenthandschriften die Zeit überdauern sollten. Und das hatten sie – seit Jahrhunderten.
    Genau deshalb waren Everard und seine Männer nun hier.
    «Die Kunde ist nicht erfreulich», teilte der älteste der Hüter ihnen mit. «Dem Usurpator Alexius fehlt der Mut, dem Feind entgegenzutreten. Er ist gestern mit vierzig Divisionen ausgerückt, aber er hat es nicht gewagt, es mit den Franken und den Venezianern aufzunehmen. Er konnte gar nicht schnell genug zurück durch die Tore reiten.» Der Alte hielt inne, Verzweiflung in den Augen. «Ich befürchte das Schlimmste. Die Stadt ist so gut wie verloren, und wenn sie fällt …»
    Everard konnte sich vorstellen, welche Vergeltung die Latiner an den verängstigten Einwohnern der Stadt üben würden, wenn sie die Verteidigungslinien durchbrachen.
    Das Massaker an den Latinern von Konstantinopel lag erst zwanzig Jahre zurück. Männer, Frauen, Kinder … niemand war verschont worden. Tausende und

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