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Doktor im Glück

Doktor im Glück

Titel: Doktor im Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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genommen.»
    «Zufälligerweise stehe ich mich mit dem alten Palethorpe recht gut. Haben vergangenen Sommer bei einer Gelegenheit miteinander zu tun gehabt, wo ich ihm überaus wertvolle Dienste leisten konnte.»
    Ich verschwieg meinem Cousin, daß wir beim Sandown-Park-Rennen einander in die Arme gelaufen waren, wo ich Palethorpe einen so glänzenden Tip geben konnte, daß ihm seither meine ärztliche Karriere besonders angelegentlich am Herzen lag. Miles hat jedoch keinen Sinn für Humor. Es ist eine der Tragödien der Jetztzeit, daß so viele Leute — Diktatoren, Steuerbeamte, Tennis-Champions, Halbstarke und so weiter — keinen Sinn für Humor haben.
    «Wenn du tatsächlich beabsichtigst, einen festen Beruf zu ergreifen», fuhr mein Cousin fort, «möchte ich es aufrichtig begrüßen, daß du gerade diesen Moment dazu gewählt hast. Ich muß sogar gestehen, daß ich dich aus eben diesem Grande heute zum Lunch eingeladen habe. Noch etwas Gemüse gefällig? Um diese Jahreszeit soll man ganz besonders seinen Vitamin-C-Haushalt pflegen.»
    «Was genug ist, ist genug, danke.»
    Es war einer jener scheußlichen Tage mitten im Winter, da Finsternis und Dämmergrau einander über den Londoner Dächern ablösen, und der Nebel war selbst in die zugigen Säle des Parthenon-Klubs eingedrungen, wo wir saßen. Das Parthenon im St.-James-Viertel kam mir zum Lunchen kaum geeigneter vor als der Schalterraum im Euston-Bahnhof, aber Miles war eines der jüngsten Mitglieder und so stolz auf diese Stätte, als wäre sie das House of Lords. Wahrscheinlich, weil das Parthenon so gut in seine Vorstellungen vom aufstrebenden jungen Chirurgen hineinpaßte. Er war ein schwächlicher Bursche mit struppigem Haar und galt als die Leuchte der Familie; eben hatte er jenes delikate Stadium in der Chirurgenlaufbahn erreicht, wo sein Wagen groß genug war, um das Vertrauen der Patienten, jedoch noch nicht den Neid der Kollegen zu wecken.
    «Womit verdienst du dir eigentlich augenblicklich deinen Lebensunterhalt?» fragte Miles weiter.
    «Ich hab so manche Eisen im Feuer», erwiderte ich. «Wenn ich auch gestehen muß, daß das Feuer nicht allzu heiß ist. Erstens einmal wären da meine medizinischen Artikel für die Tagesblätter zu nennen.»
    Miles runzelte die Stirne. «Ich kann mich nicht erinnern, einen davon bemerkt zu haben.»
    «Sie sind alle mit gezeichnet. Es wäre ja ein grober Verstoß, sie unter meinem Namen zu publizieren.»
    «Es bedarf allerdings einer bemerkenswerten Erfindungsgabe, dies zu tun, ohne sich praktisch in der Medizin zu betätigen.»
    «Was wieder einmal ein Beweis dessen ist, was ich so oft behauptet habe — die Medizin ist eine famose Allgemeinbildung. Sie unterweist uns in allen Dingen, in der Anlage des Menschen ebensogut wie in der der Kanalisation, Von den vielen netten lateinischen und griechischen Wörtern ganz zu schweigen, die beim Kreuzworträtsellösen so nützlich sind.»
    «Doch nun halte dir vor Augen, Gaston, daß die Zeit gekommen ist, da du dieses ungebundene In-den-Tag-Hineinleben für immer aufgeben mußt. Du bist kein unqualifizierter Quacksalber mehr. Von jetzt an hast du deine Würde als anerkannter praktischer Arzt zu wahren.»
    «Oh, da hast du ganz recht. Medizinstudent sein ist bei Gott das denkbar schlechteste Training für den Beruf des Arztes.»
    Miles dämpfte seine Stimme unter das lautlose Geflüster, das im Parthenon gerade noch für Gespräche zugelassen wird.
    «Ich werde dir nun etwas unter dem Siegel der tiefsten Verschwiegenheit anvertrauen.»
    «Ja?»
    «Mr. Sharper vom St. Swithin ist als Professor der Chirurgie an die Universität von Calgary berufen worden.»
    «Ei, wirklich? Hoffentlich macht's ihm Spaß, im Schnee auf Bärenjagd zu gehen.»
    «Laß das jetzt. Wichtig ist, daß dadurch eine unerwartete Vakanz im chirurgischen Stab von St. Swithin eintritt. Ich werde mich zu gegebener Zeit um die Stelle bewerben. Als Mr. Sharpers Erster Assistent glaube ich nicht fehlzugehen, wenn ich meine Chancen für ausgezeichnet halte.» Er bediente sich mit einer weiteren gedünsteten Kartoffel. «Wiewohl manchmal, wie du weißt, beim Auswahlkomitee auch ganz andere als rein chirurgische Momente ausschlaggebend sind.»
    Ich nickte. «Kann mich erinnern, daß einmal ein Junge abgelehnt wurde, weil er Knickerbocker trug und zur Vorbesprechung auf einem Motorrad kam.»
    «Gewiß. Um geradeheraus zu sprechen, Gaston, es könnte mir Verlegenheiten

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