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Doktor im Glück

Doktor im Glück

Titel: Doktor im Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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dritt um das Feuer im Kamin und machten leichte Konversation.
    «Mr. Palethorpe deutete an, Ihnen sitze der Schelm im Nacken», sagte Mrs. Wattle und drohte schalkhaft mit dem Finger.
    So erzählte ich ihnen die Geschichte vom Bischof und dem Papagei _ wobei ich natürlich die anatomischen Einzelheiten ein bißchen änderte.
    «Wie nett, in diesem Haus eine junge Stimme zu hören!» murmelte ihr Gatte.
    «Wie sehr haben wir bisher abends Gesellschaft vermißt!»
    «Seit unser Hund einging», bekräftigte Dr. Wattle.
    Nachdem ich jahrelang meine Nahrung mit Bohnenkonserven und Päckchen Kartoffelscheiben bestritten und meine Socken eigenhändig ausgebessert hatte, indem ich rund um die klaffende Stelle eine Schnur durchzog, tat es meiner Physis unendlich wohl, regelmäßige Mahlzeiten und vollzählige Knöpfe am Hemd zu haben. Es gab nicht einmal sehr viel zu tun, da der alte Wattle alle feinen Patienten persönlich behandelte und mir nur eine Reihe Kinder überließ, die von der üblichen Mumps-Epidemie befallen waren. Nach der Ordination und dem Nachtmahl versammelten wir uns allabendlich im Wohnzimmer. Manchmal erquickte uns das Fernsehen. Manchmal spielten wir Whist zu dritt. Manchmal baten sie mich, nochmals die Geschichte vom Bischof und dem Papagei zu erzählen. Ich stellte mit Freuden fest, daß die Wattles einigen Sinn für Humor besaßen.
    Aber selbst der verlorene Sohn muß wohl, nachdem das ganze gemästete Kalb aufgezehrt worden war, Sehnsucht danach gehabt haben, noch ein kleinwenig von seiner Substanz in einem ausschweifenden Leben zu vergeuden. Da die örtlichen Lustbarkeiten größtenteils aus städtischen Parkanlagen, Museen und ähnlichen Dingen bestanden und ich keines der Wirtshäuser aufsuchen durfte — war ich als praktischer Arzt doch eine Respektsperson —, noch in eines der Kinos gehen konnte, weil ich sämtliche Filme bereits vor Monaten im West End gesehen hatte, sehnte ich mich nach einem letzten Blick auf die funkelnden Lichter Londons.
    «Dr. Wattle», kündigte ich eines Morgens an, nachdem ich mich einige Wochen lang tagtäglich an drei ausgiebigen Mahlzeiten erfreut hatte, «hätten Sie bitte etwas dagegen, wenn ich diesen Samstag einen Sprung nach London mache? Mir ist soeben eingefallen, daß ich noch ein Wäschepaket abholen muß.»
    «Mein lieber Junge, gehen Sie, wann und wohin Sie wollen.»
    «Hochanständig von Ihnen. Sehr ärgerliche Sache, das Ganze, aber ich kann mir diesen Ausflug leider nicht ersparen.»
    Und so stand ich am nächsten Samstagabend wieder einmal im freundlichen Gebrodel des Piccadilly Circus und atmete in vollen Zügen krebsfördernde Kohlenwasserstoffe ein, in den Anblick des Neon-Sonnenaufgangs versunken.
    Ich glaube, nichts kann sich mit den Empfindungen messen, wenn man nach einer Zeitspanne des Exils, und sei's auch nur nach dem Sommerurlaub, wieder in London eintrifft. Ich wurde vom Gefühl überwältigt, niemals hätte ich so Wundervolles gesehen wie das unterseeische Glimmen der trüben Straßenlampen, niemals etwas so Fröhliches gehört wie den Schwall des nächtlichen Menschenstromes, der gegen die Vorstädte zu verebbte, noch etwas so Süßes gerochen wie den Qualm in den Londoner Omnibussen. Doch ich durfte meine Zeit nicht mit dem Bewundern der Szenerie vergeuden, also strebte ich einer Telephonzelle zu, blätterte in meinem kleinen Notizbuch, überlegte kurz, und rief sodann Petunia Bancroft an.
    Petunia war eine kleine brünette Schauspielerin. Seit den Tagen meines Medizinstudiums habe ich eine Schwäche für die Bühne gehabt; damals wäre ich um ein Haar mit einer jungen Frau durchgebrannt, die zweimal nächtlich von einem Zauberkünstler im «Palladium» zersägt wurde, bis ich draufkam, daß es sich in Wirklichkeit um ein Paar junger Frauen handelte und ich die Hälfte mit den Krampfadern erwischt hatte. Petunia war viele Jahre lang eine gute Freundin von mir gewesen, obgleich ihre Vorstellungen von Amüsement ihren Bühnenrang weit hinter sich ließen — meist schritt sie nur über die Bretter, um anzukündigen, daß das Dinner serviert sei; doch nach der Aufführung lehnte sie wie eine große Dame Champagner ab, wenn die Flasche nur fünf Shilling kostete. Auch war sie einigermaßen hysterisch und nicht abgeneigt, mit dem Dessert herumzuwerfen oder den Oberkellner zu beißen. Doch nach einem Monat in Porterhampton war Petunia genau das, was ich brauchte.
    «Darling, ich komm rasend gern», nahm sie meine Einladung an.
    «Hol mich

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