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Doktor Proktor verhindert den Weltuntergang

Doktor Proktor verhindert den Weltuntergang

Titel: Doktor Proktor verhindert den Weltuntergang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesboe
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Doktor Proktors Beiwagen dröhnte. Er wusste, dass seine Freunde gekommen waren, um ihn zu retten. Aber was nützte das jetzt noch, es war zu spät. Göran hatte ihn bereits gestoßen und Bulle kippte vom Stuhl auf die siedende Hitze des Waffeleisens zu.
    Sein Leben passierte noch einmal Revue. Es hatte Höhepunkte und weniger gute Tage gegeben, viel Spaß, aber auch ein paar Minustage – trotzdem überwogen die Tage mit Karamellpudding, Pupspulver und den Abenteuern mit seinen guten Freunden. Es war, kurz gesagt, ein viel zu kurzes Leben für einen so kurz gewachsenen Knirps gewesen. Ein Leben, das jetzt vorbei war.
    Schlaps!
    He, was war denn das?
    Bulle hatte plötzlich einen blauen Gurt um den Bauch. Und er fiel nicht mehr. Das heißt, er fiel … aber nach oben. Also umgekehrt. Er stieg. Er sah die Fassade des Schlosses vorbeirauschen und dann – bums! – landete er. Der blaue Gurt war nicht wirklich ein Gurt, sondern eine blaue Froschzunge, und als diese ihn losließ, erkannte Bulle, dass er auf dem gleichen Balkon stand, auf dem er schon vor ein paar Tagen gestanden hatte. Neben ihm stand Gregor und spuckte.
    »Sie haben es geschafft, Sie sind hier hochgesprungen«, rief Bulle und blickte nach unten in den Schlosshof, wo das Motorrad im Kreis um das Waffeleisen und Göran, Jodolf und Tandoora herumkurvte. »Mit mir an der Zunge!«
    »Pfui!«, sagte Gregor. »Du schmeckst nach Gras und Seife!«
    »Sie haben mir das Leben gerettet!«, sagte Bulle und schlang seine kurzen Arme um Gregor.
    »He, hör auf, ist ja schon gut!«, sagte Gregor und wedelte mit den Armen. »Es ist nicht sicher, dass wir gerettet sind.«
    Und damit hatte er recht, denn das Motorrad war inzwischen von Soldaten umringt, und damit nicht genug, im gleichen Moment wurde auch noch die BABA-Musik lauter gedreht. So unglaublich laut, dass selbst das Kanonenstraßenblasorchester beinahe in Agnethas Singsang unterging.
    »WOTÄLU!! – FAINELLI FÄISSING MAI WOTÄLU!!«
    Bulle sah, wie Gregor blass wurde und seine Knie zu zittern begannen, bevor er langsam zu Boden ging. Bis Agnetha irgendwo zwischen LU!! und FAINELLI Luft holte und man in der kurzen Pause einen verzweifelten Ruf vom Schlosshof hören konnte: »Gregor! Ich liebe dich!«
    »Hick!«, sagte Gregor. »Was war das?«
    »Das«, sagte Bulle, »war jemand, der gesagt hat, dass er Sie liebt.«
    »M-m-mich liebt? A-a-aber wer … ?«
    »Was glauben Sie denn, Sie Froschhirn? Frau Strobe natürlich. Okay?«
    Bulle sah, wie das frische Grün in Gregors Wangen zurückkam. Seine Augen begannen zu glänzen und ein breites Lächeln zeichnete sich auf seinem Gesicht ab.
    »Wir müssen etwas tun, bevor die Soldaten sie ergreifen!«, sagte Bulle.
    Aber Gregor schien Bulle nicht zu hören. Er starrte selig vor sich hin in die Luft. »Im Grunde ist das ja ein richtig schöner Song, findest du nicht auch?«, fragte er.
    »Wotälu?« , fragte Bulle überrascht.
    »Ja, wenn man wirklich genau hinhört«, sagte Gregor.
    »Hallo, wachen Sie auf!«, sagte Bulle und schnippte mit den Fingern vor Gregors Augen herum. »Der Weltuntergang und so!«
    Und dann hörte man nur noch swisch und slafsch und schwusch und klatsch und iiiieeek !
    Klatsch! machten die drei Soldaten, als sie, nachdem Gregor sie mit seiner Zunge gepackt und weggeschleudert hatte, an die Hauswand knallten. Und iiiieeek! der eine, der unglücklicherweise ganz oben an ein Panoramafenster geklatscht war, an dem er jetzt langsam nach unten rutschte.
    Jodolf sprang auf und ab und versuchte, seine Soldaten zu befehligen: »Erssießt Ssie! Bringt dieses Höllenorchester zum Schweigen. Erssießt ssie alle!«
    Einige der Soldaten hatten zögernd ihre Gewehre angehoben und zielten auf den Beiwagen, schossen aber nicht.
    »Jetzt! Das ist ein Befehl eures Prässidenten! Wer nicht gehorcht, kommt vor das Kriegsgericht und wird exe… exu… exku und, und, und … VERDAMMT, JETZT SSIESST DOCH!«
    Aber niemand schoss.
    »Liebe Norweger, Landsleute!«, rief Bulle vom Balkon und die Soldaten drehten sich um und blickten überrascht zu ihm auf. »Es ist an der Zeit, Farbe zu bekennen und allen zu zeigen, dass wir uns nicht von Pavianen, Banditen und brutalen Verbrechern herumkommandieren lassen!«
    »Erssiiiießt den Verrrrräter!«, schrie Jodof und richtete einen zitternden, schwarzen Zeigefingernagel auf den Balkon.
    »Ich kann euch nicht versprechen, dass es leicht wird«, sagte Bulle mit donnernder Stimme: »Im Gegenteil, ich kann euch nur Schuhschweiß

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