Doktor Proktor verhindert den Weltuntergang
und Tier gefahren war. Als der Waffelteig keine Lust mehr hatte, weiter hinauf in den Himmel zu schießen, machte er kehrt und kam platschend auf sie heruntergerast. Er legte sich auf die Pflastersteine, auf die Balkone, die Uniformmützen, auf Sommersprossennasen, hüpfende Frösche und auf sich am Boden herumwälzende Soldaten. Aber – und das war das Wichtigste – er legte sich auch auf eine Gestalt, die bis jetzt unsichtbar gewesen war.
»Da ist er!«, rief eine Waffelteiggestalt, die verdächtig an Frau Strobe erinnerte.
Und ganz richtig. In der Mitte des Schlosshofes zeichnete sich die Form eines Pavians ab, die sich über genau den Kanaldeckel beugte, aus dem vor wenigen Tagen Bulle und Gregor geklettert waren. Als die Soldaten sich auf den Waffelpavian stürzen wollten, zog dieser den Kanaldeckel weg, sprang ins Loch und war verschwunden.
Bulle hatte sich an der Dachrinne nach unten gehangelt und rannte zu Lise und Doktor Proktor, die bereits neben dem Loch standen und in die Tiefe starrten.
»Er darf nicht entkommen, das wäre eine Katastrophe!«, sagte Doktor Proktor.
»Ich weiß«, sagte Bulle und murmelte: »Und es wäre ein unverschämtes Glück, wenn einer hier ausnahmsweise eine Taschenlampe dabeihätte, nicht wahr?«
Alle Soldaten, die um sie herumstanden, durchsuchten ihre Uniformen und im nächsten Augenblick streckten sich Bulle vierundzwanzig Taschenlampen entgegen.
»Standard-Feldausrüstung, Sergeant«, erklärte einer von ihnen.
»Rührt euch«, sagte Bulle, schnappte sich eine der Taschenlampen und hielt sich die Nase mit Daumen und Zeigefinger zu. »Wer kommt mit?«
»Ich«, sagte der Professor, überprüfte, dass seine Schwimmbrille richtig saß, und hielt sich wie Bulle die Nase zu.
»Und ich!«, rief Gregor. Der jetzt nicht mehr auf Göran auf und ab hüpfte, sondern am Eingang des Küchenzeltes stand, wo er einem Menschen, der eine verblüffende Ähnlichkeit mit Frau Strobe hatte, den Waffelteig vom Gesicht leckte.
Lise stöhnte, hielt sich die Nase zu und sagte mit nasaler Stimme: »Warum müssen wir IMMER in diese stinkende Kloake hinunter?«
»Wie kommen wir übrigens …«, begann Bulle.
»… wieder hoch!«, seufzte Lise und sprang. Und schwups! war sie verschwunden, und schwups! war auch Bulle weg. Zwei weitere Schwupse später waren auch der Professor und Gregor verschwunden.
»Das ist ja dunkel hier«, sagte Doktor Proktor, als sie alle mit einem mehr oder weniger heftigen Platsch in der Kloake gelandet waren.
»Und es stinkt!«, sagte Lise, die angeekelt ihre Haare auszuwringen versuchte.
»Jetzt sind wir wenigstens den Waffelteig los«, sagte Bulle und schaltete die Taschenlampe ein.
»Aber genau das ist das Problem«, sagte Doktor Proktor. »Wie sollen wir Jodolf finden, wenn er sich den Waffelteig abgewaschen hat?«
»Wir wissen ja nicht einmal, ob wir nach rechts oder links müssen«, sagte Lise.
Drei der vier Feunde sahen sich ratlos an.
Der vierte, Gregor, begann zu hicken.
»Hick!«, sagte er. »Hickelihick!«
»Ruhig, ruhig«, sagte Doktor Proktor. »Das ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, panisch zu werden, Gregor.«
»Er fragt bloß, welchen Weg Jodolf genommen hat«, sagte Bulle.
»Und wen bitte fragt er?«
Bulle schwenkte mit seiner Taschenlampe herum und glänzende Froschaugen leuchteten auf.
»Hick!«, sagte er. »Hickhick!«
»Da lang«, sagte Gregor und zeigte die Richtung an.
Bulle marschierte los und leuchtete mit der Taschenlampe nach vorn.
Die anderen folgten ihm, wobei Doktor Proktor sich ziemlich bücken musste, um sich nicht den Kopf anzustoßen. Plötzlich blieb Bulle stehen. Sie waren an einem Punkt angelangt, an dem der Kanal sich in fünf unterschiedliche Rohre verzweigte.
»Hick!«, sagte Gregor. »Hickelihick!«
Und aus dem Dunkel kam ein kurzes Quack als Antwort.
»Mist!«, sagte Gregor.
»Was denn?«, fragte Lise.
»Die haben niemanden vorbeilaufen sehen.«
»Das war’s dann«, sagte Doktor Proktor. »Jodolf hat sich den Teig abgewaschen und ist jetzt wieder unsichtbar. Wir werden ihn niemals finden.«
Alle sahen ein, dass Doktor Proktor recht hatte.
»Mist«, sagte Lise. »Dabei hatte ich so gehofft, dass das Ganze doch noch gut enden würde, mit Jodolf hinter Schloss und Riegel und so weiter …«
»Wir müssen uns wohl mit einem bloß einigermaßen guten Schluss abfinden«, sagte Doktor Proktor. »Und darauf hoffen, dass Jodolf Staler sobald nicht wieder auftaucht.«
Sie nickten einander zu.
»Kommt,
Weitere Kostenlose Bücher