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Dolce Vita, süßer Tod: Kriminalroman (Inspektor Stucky) (German Edition)

Dolce Vita, süßer Tod: Kriminalroman (Inspektor Stucky) (German Edition)

Titel: Dolce Vita, süßer Tod: Kriminalroman (Inspektor Stucky) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fulvio Ervas
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›Also keine Lastwagen und keine Möwen mehr?‹, flüstert die Mamma. Ich biete den Betrieb für achthunderttausend Euro an, ihr werdet sehen, dass einer aus Ferrara oder ein anderer aus Mailand anbeißt. Der Nonna kaufen wir einen schönen neuen Radioapparat, Radio Bella Monella überweisen wir eine kleine Spende und dem Altenheim in Castelfranco Veneto zahlen wir bis zum Ende ihrer Tage das Kostgeld. Dir, Mamma, kaufe ich eine kleine Wohnung in Duna Verde, zu dir passt das Landleben mit der Apfel- und Birnenernte, und du kannst dir deinen Lebensunterhalt auf würdige Art und Weise selbst verdienen. Der Antonietta schenke ich eine Vespa, was auch schon zu viel ist, denn sie braucht eine echte Degradierung. Was noch fehlt, ist die Belohnung für die unternehmerische Aufgabe, die ich mit Hingabe erfüllt habe, und diese Belohnung will ich ganz für mich allein: Ich will jeden Abend bei Toulà essen, ich will morgens meinen Espresso auf der Piazza in Castelfranco trinken und am Nachmittag auf der Piazza Borsa in Treviso, ich will mich von einem Schneider einkleiden lassen, der Maßanfertigungen macht, und ich will mir den Kopf entgiften.
    Sie haben inzwischen schon begriffen, warum ich zu Ihnen gekommen bin, Dottore?«
    »Absolut …«
    »Und wissen Sie, was ich gern machen würde?«
    »Was denn, Signor Pierini?«
    »In einer wilden Nacht mit Ihnen durch die ganze Marca Trevigiana ziehen: Restaurants, Diskotheken, Privés, Bahnhöfe abklappern, trinken und meinen Psychologen betrunken machen und ihn dann, an einer normalen Straße, auf die Couch legen und mir anhören, was er mir über sein Leben zu sagen hat.«
    »Ich weiß nicht, ob wir das können. Das Berufsethos …«
    »Oho! Und dieses Ethos-Zeug, das erlaubt Ihnen, zugleich Psychologe und Privatdetektiv zu sein?«
    »Woher wissen Sie denn das?«
    »Glauben Sie wirklich, dass ich mich, bevor ich zum Psychologen gehe, nicht erkundige? Glauben Sie, dass ich mich nicht gefragt habe, warum Sie ein so niedriges Honorar pro Sitzungsstunde verlangen?«
    »Ein Gläschen können wir uns wohl genehmigen …«
    »Ich hab’s ja gewusst!«

    »Ich weiß es zu schätzen, dass Sie mir die Aufzeichnungen Ihrer Sitzungen vorspielen«, sagte Stucky.
    »Ich dürfte das nicht …«, seufzte Tarfusser.
    »Dieser Pierini kommt Ihnen also nicht ganz geheuer vor«, fuhr der Inspektor fort, seinen Gesprächspartner nicht aus den Augen lassend. »Erzählen Sie mir, wie er Sie in diese wilde Nacht hineingezogen hat. Denn das hat er geschafft, oder?«
    Tarfusser wirkte plötzlich noch jünger, so wie der Student, der versuchte, sich bei den Prüfungen dadurch Mut zu machen, dass er weite Jacken anzog, die er sich ausgeliehen hatte, und überlange Krawatten umband.
    »Seit drei Monaten treibt er mich in den Wahnsinn. Alles hat in Venedig angefangen, auf der Mostra del Cinema. Er hat mich in dieses Chaos eingeführt, damit ich die Schauspieler und Schauspielerinnen kennenlernte. Sie hätten ihn sehen sollen! Den Männern von der Security sagte er immer, er wäre Max, der Freund von Tom Cruise und von Woody Allen; wenn er eine berühmte Schauspielerin sah oder einen Regisseur, brüllte er nach Leibeskräften. Er hat sich von den Bodyguards Schläge eingehandelt. Diese Prügel waren für ihn wie Liebkosungen. ›Für die Kunst‹, sagte er, ›lasse ich mich in Stücke reißen!‹ Und dann, bei dieser Zechtour, Mitte Oktober, da sagte er, es sei das erste Mal, dass er sich nicht allein besaufe, sondern in Gesellschaft von Genießern, zusammen mit Hunderten, und diese Erfahrung hat ihn vollkommen verändert. Es war, glaube ich, der ›Dionysische Rausch‹. So könnte ich mir das erklären. Die Tore seiner Wahrnehmungsfähigkeit wurden weit aufgestoßen. Er hat sich, so sagt er, als Teil der großen Welt gefühlt, als wäre er selbst die Welt. Er konnte nicht mehr leben wie zuvor, er musste seine Freiheit auskosten. Eines Tages kam er überpünktlich zu einer Sitzung, um die ihm zugeteilte Zeit bis zur letzten Minute auszukosten, und am nächsten Tag rief er mich um elf Uhr, halb zwölf in der Nacht an und sagte, er warte vor dem Haus auf mich und los, mit seinem Flitzer brachte er mich in alle Pubs auf den Hügeln und in die Weinlokale, in die Topless-Bars und in die Privés quer durch die ganze Provinz, sodass ich die ganze Geografie der Marca Trevigiana und auch die von Verona kennengelernt habe. Er stritt mit allen herum, küsste die Prostituierten auf der Straße und schämte sich für

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