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Dollbohrer!

Dollbohrer!

Titel: Dollbohrer! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hendrik Nachtsheim
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eigentlichem Indianernamen Ree-Hunkpapa hieß und dem seine Stammesbrüder gerade wegen seiner hohen Intelligenz scherzhafterweise diesen Zweitnamen verpasst hatten, ob ihm so etwas überhaupt schon mal passiert war. Es fiel ihm nicht ein. Fool Dog kniff die Augen zusammen und dachte angestrengt nach. Er skalpierte jetzt seit 1806, das waren im nächsten Frühling exakt siebzig Jahre, und er hatte es handwerklich immer, aber wirklich immer blitzsauber hinbekommen. Zack, ein Schnitt wie ein Strich, und ab war die Haube. Was er natürlich seinem Lehrmeister, Halbbruder und Vorbild Sitting Bull verdankte, der ihm schon früh die richtige Technik unter Zuhilfenahme von optimalem Werkzeug beigebracht hatte! So wie der es zuvor wiederum von seinem Lehrmeister, nämlich seinem Vater, gelernt hatte. Der übrigens auch Sitting Bull geheißen hatte, was entweder mit Eitel- oder ziemlich großer Einfallslosigkeit zu tun gehabt haben musste, möglicherweise sogar mit beidem. Wie auch immer, Skalpieren hatte in ihrer Sippe von jeher zu den leichtesten Übungen gehört. Zumindest bis jetzt.
    »Vielleicht liegt es am Messer«, murmelte er, wohl wissend, dass dem ganz sicher nicht so war. Denn erst heute Morgen hatte Little Dwarf, Sohn von Red Otter und so was wie der Azubi des Stammes, wie immer zu Wochenbeginn alle Messer des Stammes geschliffen und extra scharf gemacht. Nein, dass er den Skalp des blonden Trappers (der aus dem Hinterhalt auf ihn geschossen und den er schließlich erst dank eines bemerkenswerten Wurfes mit dem Notfallbeil aus der Geheimtasche seiner Hose direkt in dessen Stirnmitte getötet hatte) auch beim zigsten Versuch nicht ordentlich abbekam, lag nicht am Werkzeug! Es lag an seinen zittrigen Fingern, die mit jedem weiteren Versuch an Kraft zu verlieren schienen. Ganz abgesehen davon, dass er seit dem Beilwurf auch noch ein unangenehmes Ziehen im unteren Rückenbereich verspürte.
    »Kaum zu glauben, aber anscheinend bin ich zu alt und zu schwach, um diesem widerlichen Sack sein hässliches Haupthaar abzusäbeln!«
    Das er normalerweise dann zu Hause zu den hundert anderen Trophäen gehängt hätte. Das erste Mal betrachtete er jetzt auch ausführlich die kleinen braunen Punkte auf seinen Händen. Üblicherweise haben Indianerhäuptlinge zwischen Büffeljagen, Kämpfen, Skalpieren, Stammanführen und was sonst noch so ansteht, wenig bis gar keine Zeit, sich über so was wie Altersflecken Gedanken zu machen. Aber jetzt schien irgendwie der Zeitpunkt für so was gekommen zu sein. Und wo er schon dabei war, fiel ihm plötzlich auch noch ein, dass er eigentlich schon ziemlich lange beim Wasserlassen dieses Brennen verspürte und dass statt seinem einst stolzen Dreimeterstrahl mittlerweile nur noch ein paar versprenkelte Tropfen kamen, für die er aber länger brauchte als andere, um einen kompletten Bären abzuziehen. Und wann, fragte er sich, war er das letzte Mal ohne jede fremde Hilfe und ohne zu stöhnen auf ein Pferd gestiegen?
    »Da nutzt mir der Häuptling auch nix …«, murmelte Fool Dog.
    Den die meisten im Stamm übrigens ausgesprochen schätzten. Und das nicht nur, weil er einen berühmten Halbbruder hatte, sondern auch, weil er zwar ein mitunter strenger, aber niemals ungerechter Chef war und auf ihre Fragen ziemlich oft ziemlich schlaue Antworten hatte, die zwar nicht jeder auf Anhieb verstand, die aber nachhaltig für Eindruck sorgten!
    Er atmete schwer, während er den Trapper an den Rand zur Schlucht rollte, um ihn mit einem Tritt … samt Haarpracht … in die Tiefe zu befördern.
    Erleichtert wanderte sein Blick erneut in Richtung der weißen Rauchwolken, deren Botschaft ihn davor bewahrte, sich noch länger dieser doch ziemlich unangenehmen Thematik widmen zu müssen. Er kletterte auf einen Baumstumpf und von da aus auf sein Pferd.
    Eine gute Stunde später erreichte er den Stamm der Sans-Arc-Lakota-Indianer, die hier im Wakpa otonwe, dem Village on the River lebten und ihn schon ungeduldig erwarteten. Aufgeregt plapperten alle durcheinander, was ihn aufgrund seiner (und schon war er beim nächsten Problem) leicht zunehmenden Hörschwäche schnell nervös machte. Erst sein energisches Heben der Hand (auch das war ihm schon mal leichter gefallen) ließ seine Stammesgenossen verstummen. Der Häuptling deutete auf Red Otter, damit dieser erkläre, was der Grund ihrer Aufgeregtheit sei. Und der berichtete, dass ein paar junge Männer ihres Stammes zufällig Zeuge geworden waren, wie gerade eine

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