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Dollbohrer!

Dollbohrer!

Titel: Dollbohrer! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hendrik Nachtsheim
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nicht mehr der Jüngste, aber auf Häuptlinge standen die jungen Dinger, das war ja kein Geheimnis. Hatte er in den letzten Tagen überwiegend mit irgendwelchen Schmerzen in seinem Körper zu tun gehabt, spürte er jetzt erstmals und nach langer, langer Zeit ein ausgesprochen wohliges Gefühl in seinem Bauch. Und, wenn auch noch dezent, sogar in der Region darunter. Ja, auf Manitu war dann doch Verlass!
    Schnell war die warme Bärenfellhose übergezogen und der Weg nach draußen angetreten. Wo war sie? Ihr erneutes Schreien lotste ihn vorbei an den Tipis, und kurz darauf, am Rande des Dorfes, hatte er sie gefunden. Allerdings nicht nur er, sondern auch ein Großteil der anderen Stammesangehörigen, die das Geschrei der neuroten Frau am frühen Morgen ebenfalls aus ihren Behausungen gelockt hatte. Und ihm zunächst die Sicht versperrten. Energisch bahnte sich Fool Dog einen Weg durch die Menge. Dann sah er sie. Sofort umfasste eine warme Hand sein Herz, ihr Anblick ließ ihn erneut tief seufzen. Auch sie entdeckte ihn sofort.
    »Sach ma, seid ihr Primate hier alle net ganz sauber, oder was? Was will dann der Halbaff von mir? Ich hab mer fast in die Hos geschisse vor Schreck!«
    Auch wenn er vor erneuter Verzückung am liebsten in die Knie gegangen wäre, versuchte er, seine Emotionen für einen Augenblick außen vor zu lassen, um die Sachlage richtig einzuschätzen. Zumal sie immer wieder aufgeregt auf jemanden deutete, der nur ein paar Meter vor ihr stand und sie mit verschlingendem Blick fixierte, als ob es niemanden sonst um sie herum geben würde. Dem ungehemmt der Speichel aus beiden Mundwinkeln lief wie einem Wolf beim Anblick eines in die Enge getriebenen, gehbehinderten Hasen. Feather Head!
    Dass den alle so nannten, war dem Umstand zu verdanken, dass man sein oftmals merkwürdiges Verhalten einfach damit erklärte, dass Manitu seinen Kopf statt mit Gehirn mit Vogelfedern gefüllt hatte. Und zwar ausschließlich! Was es wiederum allen hier leichter machte, die vielen merkwürdigen Geschichten um seine Person zu begreifen. Wie er zum Beispiel eine Kuh getötet hatte, indem er sich eine üble Fratzenmaske gebastelt hatte, mit der er urplötzlich vor das schreckhafte Tier gesprungen war, worauf dies auf der Stelle tot umgefallen war. Oder wie er ohne Not diesen prachtvollen jahrhundertealten Baum in Brand gesetzt hatte und dann aus Angst vor dem unten gelegten Feuer sicherheitshalber auf dessen Krone geklettert war! Auch die Sache, als er vor ein paar Jahren bei ihrem alljährlich »Powwow«, ihrem großen Stammessommerfest, über Stunden splitterfasernackt und völlig entrückt diese kleine, zwischen seinen Beinen eingeklemmte Trommel geschlagen hatte, obwohl er beide Hände in die Luft gestreckt hielt, führte man einfach und ohne größere Aufregung auf den Inhalt seines Schädels zurück.
    Jedenfalls waren sich, so viel schien festzustehen, Feather Head und die rote Frau hier am Rande des Dorfes in aller Frühe begegnet, wenn auch nicht klar war, warum. Aber wie sollten Fool Dog oder die anderen auch nur ahnen, dass sie eigentlich im Begriff gewesen war zu flüchten, während ihr Dorftrottel aufgrund aufgestauter Hormone eine in der Nähe grasende Schafherde aufgesucht hatte und nun im Begriff gewesen war, still und heimlich nach Hause zu kommen. Also standen sich beide auf einmal im Morgennebel gegenüber, wenn auch mit stark unterschiedlichen Empfindungen. Denn während er bei ihrem Anblick bedauerte, dass sie ihm nicht vor seinem Ausflug zu den Schafen begegnet war, ergriff sie bei seinem Anblick blanke Panik. Was nachvollziehbar war. Denn wenn Feather Heads Kopf tatsächlich voller Federn war, dann hätte man damit locker sämtliche Kopfkissen einer achtköpfigen Großfamilie füllen können. Das Ding da auf seinem Hals war nämlich mehr als doppelt so groß wie die Häupter seiner Stammesbrüder, und dank seiner erst ab halber Schädelhöhe wuchernden wilden schwarzen Haare, in denen sich im Laufe der Jahre dank des regen Zuspruchs diverser Insekten ein komplett autonomes Biotop entwickelt hatte, sah er aus wie die entstellte Horrorvision von Alice Cooper. Kein Geisterbahnbetreiber der heutigen Zeit, der ihn nicht sofort für immer eingestellt hätte. Und die plausible Erklärung dafür warum die Schreie seines weiblichen Gegenübers denn auch weniger Schreie des Entzückens gewesen waren.
    Auch wenn Fool Dog dieses Hintergrundwissen fehlte, war ihm dennoch klar, dass es jetzt an ihm lag, diese Situation

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