Dolly - 08 - Eine aufregende Mitternachtsparty
Möwennest?” fragte Yella.
„Oh, da hast du eine riesige Auswahl. Du kannst dich zur perfekten Hausfrau ausbilden lassen, Kochen, Haushalten, Gärtnern und Nähen lernen. Du kannst Sekretärin werden, wenn du die Kurse für Steno und Schreibmaschine und für Buchhaltung belegst; du kannst alle möglichen kunstgewerblichen Fähigkeiten erwerben – oder auch nur etwas für deine Allgemeinbildung tun: Sprachen, Literatur und Kunstgeschichte lernen.”
„Die meisten der Mädchen nehmen von allem etwas”, erklärte Pamela. „Felicitas Rieders Schwester, die du da draußen eben gesehen hast, zum Beispiel, wollte eigentlich studieren, es hat nur noch nicht mit einem Studienplatz geklappt…”
„Ja”, fuhr Felicitas fort, „und da ist sie kurzentschlossen zur Burg zurückgekehrt, um zunächst einmal Steno, Schreibmaschine, Spanisch und Französisch und nebenher Kochen und Hauswirtschaft zu erlernen. Gemeinsam mit ihrer Busenfreundin Susanne und weiteren ehemaligen Burgmöwen. Und ich glaube, so werde ich es später auch machen.”
„Da ist Pöttchen!” rief Nora. Alle schauten interessiert zu der Lehrerin. Die Hausvorsteherin des Nordturms stand auf dem Gang und sah durch die Scheibe ins Abteil. Sie verglich die anwesenden Mädchen kurz mit den Namen auf ihrer Liste. Dann nickte sie den Mädchen lächelnd zu und ging zum nächsten Abteil.
„Ihr nennt Fräulein Pott Pöttchen?” Yella kicherte. „Ein ulkiger Spitzname. Und wenn sie es hört?”
„Keine Sorge, sie weiß es. Es macht ihr nichts aus”, erklärte Judith. „Pöttchen gehört zu Burg Möwenfels, seit die Burg besteht.”
„Na, nun übertreibst du aber”, verbesserte Irmgard. „Sagen wir: seit die Internatsschule besteht. Schon unsere Mütter haben bei ihr Unterricht gehabt.”
„Unterrichtet sie in unserer Klasse?” erkundigte sich Yella.
„Nein, sie unterrichtet nur in der ersten Klasse. Außerdem ist sie unsere Hausvorsteherin, aber das weißt du ja schon.”
„Und was ist Frau Greiling?”
„Frau Greiling ist die Direktorin des ganzen Unternehmens, der Burg mit ihren vier Türmen und des Möwennestes. Dann hat jeder Turm natürlich noch seine Hausmutter und…”
„Direktorin, Hausvorsteherin, Hausmutter, wie soll ich das je auseinanderhalten”, unterbrach Yella sie.
„Keine Sorge, in drei Tagen fühlst du dich auf der Burg wie zu Hause. Mir ist das genauso gegangen”, tröstete Judith sie. „Felicitas hatte es da besser. Ihre Schwester Dolly war bereits in der vierten Klasse, als Felicitas nach Möwenfels kam. Feli kannte aus Dollys Erzählungen alles so genau, als wäre sie schon jahrelang dort gewesen. Hast du Geschwister?”
„Nein, leider nicht”, sagte Yella. „Dabei habe ich es mir immer so gewünscht. Es muß schön sein, noch eine ältere Schwester auf der gleichen Schule zu haben. Man fühlt sich dann nicht so allein…”
„Du wirst dich auch so nicht lange allein fühlen.” Judith legte kameradschaftlich den Arm um Yellas Schulter.
„Habt ihr nie Heimweh?” fragte Yella zweifelnd.
„Oh, es gibt schon die eine oder andere, die am Anfang mit Heimweh zu kämpfen hat. Aber meistens hat das dann auch besondere Gründe”, meinte Felicitas. „Wie bei Marja…”
„Marja?”
„Ein Mädchen, das Anfang des Schuljahres neu zu uns kam. Ihre Familie war aus einem östlichen Land hierhergeflohen. Bald darauf kehrte ihr Vater allein dorthin zurück, weil er bei uns beruflich nicht Fuß fassen konnte. Marja war furchtbar unglücklich, sie sprach nie, und keiner von uns wußte, was mir ihr los war. Sie saß nur blaß und traurig herum wie ein aus dem Nest gefallener Vogel. Inzwischen ist sie eine der strahlendsten Burgmöwen, die du dir vorstellen kannst!”
„Wie ist das möglich?”
„Feli ist hinter ihr Geheimnis gekommen und hat an Marjas Vater geschrieben”, berichtete Irmgard. „Darauf kam der Herr Papa schnurstracks angereist, und alles war wieder in Butter. Und unsere liebe Marja konnte ungehindert von trüben Gedanken beim JugendSchwimmwettbewerb den ersten Preis im Turmspringen holen.”
„Na, ganz so einfach wie du es jetzt schilderst, war es nicht”, sagte Felicitas. „Frau Greiling hat entscheidend zur Klärung des Falles beigetragen. Sie hat nämlich Marjas Vater einen Posten angeboten, so daß er in Burg Möwenfels bleiben kann. Und die ganze Familie mit ihm, auch Marjas Mutter soll auf der Burg arbeiten, sie sind beide Lehrer, mußt du wissen.”
„Das hat Frau Greiling getan? Sie muß eine tolle
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