Dolly - 08 - Eine aufregende Mitternachtsparty
herrschte der immer gleiche Wirbel. Begrüßungsrufe hallten von einem Ende zum anderen, Gepäckstücke wurden gesucht, Eltern verabschiedeten ihre Töchter, Lärm und Lachen erfüllte Gänge und Treppen.
Felicitas fiel abwechselnd Steffi und Mär ja um den Hals, dann sah sie sich nach Yella um, entdeckte sie völlig verloren in der Menge, zog sie mit sich fort und stellte sie den Freundinnen vor. Daß Dolly im Bus an die Scheibe klopfte und ihr zum Abschied zuwinkte, bemerkte sie gar nicht mehr.
„Hast du dein Handgepäck, Yella? Dann komm, wir wollen erst mal zur Hausmutter gehen und unser Gesundheitsattest abgeben. Hast du deines griffbereit?”
Yella suchte gehorsam in ihrer Tasche danach und zog einen Umschlag mit der gewünschten Bescheinigung heraus. Die Mädchen stürmten die Treppe hinauf, dabei hörte Felicitas nicht auf, Yella die Vorzüge der Burg zu preisen.
„Dies hier ist der Nordturm, du hast wirklich Glück, daß du bei uns bist und nicht im West-, Süd-oder Ostturm. Der Nordturm hat nämlich den schönsten Blick aufs Meer! Du wirst ihn gleich genießen können, wenn wir in unseren Schlafsaal kommen. Zum Unterricht kommen übrigens die Mädchen aus allen Türmen in den Klassen zusammen, aber die Wohn-und Gemeinschaftsräume sind ebenfalls getrennt. Nach dem Essen werden wir dir alles zeigen.”
Die Hausmutter war von Mädchen dicht umringt, sie sammelte Atteste ein, hakte auf ihrer Liste ab, wer sich bei ihr gemeldet hatte, munterte auf, wo sie Heimweh und Abschiedskummer im Blick entdeckte und bremste die allzu Übermütigen. Als sie Marja sah, lächelte sie herzlich.
„Marja, wie schön, daß du uns treu bleibst. Ich hatte schon befürchtet, wir würden dich an den Westturm verlieren.”
Felicitas und Steffi schauten sich verwundert an. „Wieso denn das, Hausmutter?”
„Hat sie es euch noch nicht erzählt? Marjas Mutter ist Hausmutter vom Westturm geworden. Frau Greiling hat Marja freigestellt, dorthin zu übersiedeln, aber Marja hat sich anders entschieden, wie ihr seht.”
„Ich möchte bei meinen Freundinnen bleiben”, sagte Marja strahlend und hängte sich bei Felicitas und Steffi ein. Die Hausmutter begrüßte Yella und sah sie prüfend an.
„Ich hoffe, du wirst dich gut einleben bei uns. Es wird dir nicht ganz leichtfallen, das rauhe Klima hier oben zu ertragen, du bist nur Wärme und Sonne gewöhnt. Aber nicht lange und du wirst dich in Möwenfels genauso wohl fühlen wie die anderen Mädchen, da bin ich sicher.”
„Ich auch”, sagte Yella zuversichtlich, „es gefällt mir jetzt schon. Alle sind so hilfsbereit.”
„Nun komm, wir wollen dir unseren Schlafsaal zeigen. Yella schläft doch bei uns, nicht wahr, Hausmutter?” Felicitas zog Yella mit sich fort, ohne die Antwort abzuwarten.
Im Schlafsaal gab es noch einmal ein großes Begrüßungshallo. Yella gefiel der helle Raum mit den Fenstern zum Meer sofort. Die zehn weißen Betten standen in Reih und Glied nebeneinander, nur durch einen weißen Vorhang voneinander getrennt, den man je nach Lust und Laune aufziehen oder schließen konnte. Die Bettdecken in verschiedenen Farben gaben dem Raum eine fröhliche Note. Neben jedem Bett standen ein kleiner Schrank und eine Kommode für die Kleidung, und an den Schmalseiten des Raumes waren die Waschbecken angebracht.
„Pack schnell dein Waschzeug aus, es muß gleich zum Essen gongen”, mahnte Steffi Yella, die immer noch ihre neue Umgebung bestaunte. „Das dort ist dein Waschbecken. Kamm und Bürste legst du am besten unter den Spiegel auf die Kommode.”
Yella gehorchte. Gerade, als sie ihr Nachthemd auf das Bett legte, schallte der Gongschlag durch den Turm.
„Hm, das duftet wieder mal! Am ersten Abend gibt es nämlich immer etwas besonders Gutes”, erklärte Irmgard der Neuen.
Und sie hatte nicht zuviel versprochen. Große Platten mit kaltem Braten und rosigem Schinken, verziert mit gefüllten Eiern, standen bereits auf dem Tisch, dazu gab es knusprige Pommes frites und Tomatensalat. Und zum Nachtisch große Schüsseln Karamelcreme.
„Bist du gut in Französisch?” fragte Felicitas flüsternd, als sie mit Yella an den Tisch trat. „Das dort sind unsere beiden Französischlehrerinnen. Mademoiselle Rougier, die lange dünne mit der spitzen Nase, ist schrecklich streng. Wir haben zum Glück Mademoiselle Dupont, die runde, freundliche dort. Bei ihr kann man die herrlichsten Streiche machen.”
Yella wurde Mademoiselle Dupont vorgestellt, die an ihrem Tisch die Oberaufsicht
Weitere Kostenlose Bücher