Dolly - 14 - KLassentreffen auf der Burg
für meine Älteste machen. Sie wird demnächst vier.“
„Du hast eine Tochter?“
„Eine Tochter und einen Sohn von zwei Jahren. Und in fünf Monaten erwarten wir zum drittenmal Nachwuchs.“
„Nun, bei deinem Temperament und deiner Energie wirst du sicher mit einem Dutzend Kinder fertig!“ meinte Dolly lachend.
„Und dein Mann?“
„Mein Mann ist Jugendrichter. Das ausgleichende Element in unserer Familie. Du siehst, da kann nichts schiefgehen. Aber was ist mit euch, Will und Clarissa, ich habe gehört, ihr betreibt die Reitschule der Burg?“
„Der Burg und des Möwennests“, berichtete Clarissa. „Du weißt ja, daß Burg Möwenfels eine Schwesterschule bekommen hat, für die ,älteren Semester’. Das war für uns die Gelegenheit! Eine Anzahl herrlicher Pferde, eine wunderbare Reithalle und die Möglichkeit, alle unsere Ideen zu verwirklichen. Du solltest mal zu einem unserer Turniere kommen!“
„Ellen, daß du als Lehrerin auf die Burg zurückgekehrt bist, finde ich prima!“ sagte Diana. „Und wenn man dich so anschaut, scheinst du sehr glücklich zu sein?“
„Sehr glücklich!“ bestätigte Ellen lächelnd.
„Wir werden bald ein weiteres Lehrerehepaar auf der Burg haben“, verriet Dolly. „Das ist einer der Gründe von Ellens Glück.“
Die Freundinnen gratulierten und klatschten Beifall. Evelyn, die nur an ihrem Kuchen herumgestochert hatte, ging schon zum zweitenmal nach draußen. Zu ihrem Ärger nahm niemand davon Notiz. Als sie zurückkam, seufzte sie dramatisch.
„Immer noch so erschöpft, Evelyn?“ fragte Marlies gutmütig.
„Diese Strapazen sind im Moment einfach zuviel für mich!“ klagte Evelyn. „Ich erwarte im Frühjahr mein erstes Baby.“
„Evelyn! Du bist verheiratet? Davon hast du uns ja noch gar nichts erzählt!“ rief Will. „Wer ist denn der Glückliche, der dich jetzt auf Händen tragen darf?“
Evelyn zog für einen Augenblick die vertraute Grimasse, dann besann sie sich darauf, daß jetzt endlich die Gelegenheit da war, von sich zu erzählen.
„Herbert hat Textilfabriken. Wir haben ein sehr schönes Haus in der Altstadt. Familienbesitz, ihr versteht. Natürlich wäre es angenehmer, in einer Villa außerhalb der Stadt zu wohnen, aber die Familientradition… nun ja, wir sind dabei, uns ein Ferienhaus am Gardasee zu kaufen, dann hat man einen gewissen Ausgleich.“ Daß es sich bei den Fabriken um ein kleines Stoffgeschäft mit Wohnung über dem Laden handelte und der Kauf des Ferienhauses bis jetzt nur aus sehnsüchtigem Betrachten von Prospekten bestanden hatte, verschwieg Evelyn.
„Wunderbar!“ sagte Alice. „Dann kann man dir ja wirklich nur gratulieren! Und Mutter wirst du nun auch, wie schön!“
„Ja, im Moment allerdings ist es eine rechte Plage, du weißt ja…“ Evelyn rückte nahe an Alice heran und begann im Flüsterton von ihren weiblichen Beschwerden zu reden. Für die nächste halbe Stunde war die arme Alice mit Beschlag belegt – die einzige verständnisvolle Seele in diesem Kreis, wie Evelyn meinte.
„Amanda ist Lehrerin in einer Sportschule und trainiert unsere künftigen Leichtathletik-Asse, davon habe ich schon gehört“, sagte Fräulein Pott. „Aber was ist mit Ihnen, Nicolette?“
„Oh“, Nicolette lächelte, „Sie werden es nicht glauben: Ich bin eine Kollegin von Ihnen geworden. Ich unterrichte Deutsch an einer Schule in Paris.“
Hin und her ging das Gespräch. Fotos wurden herumgereicht, Adressen ausgetauscht. Schließlich brach man zu einem Spaziergang auf, um das Möwennest zu besichtigen. Da Dolly, Ellen, Will und Clarissa sich ihren Pflichten widmen mußten, übernahm Diana die Führung. Sie hatte ja schon am Mittag eine genaue Besichtigung unternommen, um sich Anregungen für ihr geplantes Ferienhotel zu holen. Und Anregungen gab es im Möwennest genug. Schließlich war ja auch die Schwesterschule der Burg ursprünglich ein Bauernhof gewesen.
Nach dem Abendessen nahmen alle in der Aula Platz, um die Aufführung der Ersten anzusehen. Schon bei den ersten Sätzen erklang vergnügtes Gelächter. Ja, genauso war es! Die Dialoge im Schlafsaal! Die unsichtbare Kreide! Die zerplatzenden Bläschen an der Decke! Evelyns Schnute und die spitze Zunge von Alice. Die Aufregung in der Nacht, als Margot verschwunden war, und die Mitternachtsparty, bei der Dolly ihr Amt als Klassensprecherin verlor. Oft mußten die Mädchen auf der Bühne warten, bis das Gelächter und die hin und her gehenden Rufe im Zuschauerraum sich gelegt hatten, ehe
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