Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Domain

Domain

Titel: Domain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
Vom Netzwerk:
einschaltete, hielt der Mann rasch die Hand vor das Gesicht, um seine Augen zu schützen.
    »Ich würde Ihnen raten, in einem der Tunnels Zuflucht zu suchen«, sagte Dealey. Seine Worte waren an den Mann gerichtet, der immer noch in der Ecke kauerte. »Sie sind dort sicherer.«
    »Ich bleibe hier.«
    »Wie Sie wollen. Sind Sie der Stationsvorsteher?«
    »Mr. Franklin ist tot. Er hat sich der flüchtenden Menge in den Weg gestellt. Er hat die Leute aufgefordert, eine Schlange zu bilden. Statt seine Anweisungen zu befolgen, haben sie ihn niedergetrampelt. Es waren so viele, dass keiner von uns Mr.
    Franklin helfen konnte.«
    »Beruhigen Sie sich. Die Flüchtenden haben sich inzwischen auf dem U-Bahngelände verteilt. Die meisten sind in die Tunnels gelaufen. Der atomare Angriff ist vorüber.«
    »Ein atomarer Angriff? Ist wirklich eine Atombombe auf London gefallen?«
    »Vermutlich sogar mehrere«, sagte Dealey.
    Culver hatte fünf Atompilze gesehen. Aber er beschloss, sein Wissen zurückzuhalten, bis er mit Dealey allein war.
    »Das ist das sichere Ende für uns alle«, sagte der Mann.
    Dealey widersprach ihm. »Nur für die Menschen, die sich der Strahlung im Freien aussetzen. In zwei bis vier Wochen dürfte die Gefahr vorüber sein. Ich bin zuversichtlich, dass die Regierung bis dahin alles unter Kontrolle hat.«
    Wenn Culver nicht so erschöpft gewesen wäre, hätte er laut zu lachen begonnen. Statt dessen sagte er, zu Dealey gewandt: »Machen wir, dass wir hier wegkommen.«
    »Ich rate Ihnen nochmals, diesen Raum zu verlassen und in einem der Tunnel Zuflucht zu suchen«, sagte Dealey zu dem Mann. Der gab keine Antwort.
    Culver schaltete die Stablampe aus. Es war eine Dienstlampe, mit schwarzem Gummi ummantelt. Er war sicher, dass ihnen das Ding gute Dienste leisten würde. »Wir verlieren wertvolle Zeit«, sagte er leise.
    Wenn Dealey über die plötzliche Entschlossenheit seines Begleiters erstaunt war, so gelang es ihm fabelhaft, diese Gemütsregung zu verbergen. »Sie haben recht. Gehen wir.«
    Sie verließen das kleine Büro und gingen durch die Sperren.
    Culver fiel auf, dass sich die Schalterhalle inzwischen mit Menschen gefüllt hatte. Fast alle standen noch unter dem Eindruck des Schocks. Sie wirkten geistesabwesend. Er berichtete Dealey, was er sah. »Gibt es nichts, was wir für diese Leute tun können?« flüsterte er.
    »Ich fürchte, nein. Wir können von Glück sagen, wenn wir selbst durchkommen.«
    Ich muss mich auf das unbedingt Notwendige konzentrieren.
    Die Stufen. Über Leichen gehen. Den Verwundeten ausweichen. Nicht auf die alte Frau achten, die auf dem Boden sitzt und mit dem Kopf wackelt. Das Kind übersehen, das seine Mutter verloren hat und mir seine Hände zeigt, in denen lange Glassplitter stecken. Auf keinen Fall zu dem Mann hingehen, der an der Wand lehnt und einen Schwall schwarzen Blutes erbricht. Wenn ich einem helfe, muss ich allen helfen. Wenn ich allen helfe, werde ich selbst verrecken. Was bedeutet, ich darf mich nur um mich selbst kümmern. Um mich und diesen Alex Dealey, der über geheimnisvolle Kenntnisse verfügt, über Informationen, die ihm und mir das Leben retten können.
    Sie waren vor der mittleren Rolltreppe angekommen. Im schwachen Schein der Notbeleuchtung, der von dem tiefer gelegenen Bahnsteig kam, konnte Culver die zahlreichen Gestalten ausmachen, die sich auf der Treppe befanden. Einige hatten sich auf die Stufen gesetzt, andere lagen reglos ausgestreckt, und es gab auch welche, die wie gelähmt am Handlauf lehnten.
    »Wir müssen vorsichtig sein«, sagte er zu Dealey. »Die Rolltreppe ist voller Menschen.« Er nahm den erblindeten Mann bei der Hand, um ihn nach unten zu geleiten.
    Die Menschen maßen die Männer, die sich einen Weg durch das Gedränge bahnten, mit erstaunten Blicken, aber sie sagten nichts. Einige rückten sogar zur Seite, nachdem sie bemerkt hatten, dass Dealey blind war. Trotzdem kamen die beiden nur langsam voran.
    Sie hatten die Hälfte der Treppe hinter sich, als der zähfließende Strom der Flüchtenden zum Stillstand kam. Eine Gegenbewegung setzte ein, deren Schubkraft von der Menschenmenge kam, die sich bereits unten auf dem Bahnsteig befand.
    Die Gestalten, die in einem wilden Handgemenge nach oben drängten, schrien Worte, aus denen sich Culver und Dealey keinen vernünftigen Reim machen konnte. Sekunden später war die Hölle los. Der Strom floss aufwärts, eine Welle aus Leibern, die Schwache und Verletzte gnadenlos

Weitere Kostenlose Bücher