Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Domain

Domain

Titel: Domain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
Vom Netzwerk:
verrenkt. Die starren Augen sahen in den geschwärzten Himmel. Der Bauch war aufgeschlitzt, die dampfenden Eingeweide quollen heraus.
    »Helfen Sie ihm«, schluchzte das Mädchen.
    Culver fasste sie bei den Schultern. »Ihr Freund ist tot.«
    »Nein, nein, das ist nicht wahr! Er wird überleben, wenn Sie mir helfen, ihn unter dem Wagen hervorzuziehen!« Sie ergriff den Holm des Fahrzeugs und zerrte daran. »Bitte, helfen Sie mir!«
    Culver wollte sie zur Seite führen. »Er ist tot, sehen Sie das nicht? Man kann nichts mehr für ihn tun.«
    Sie schlug auf Culver ein. »Sie verdammter Kerl, warum helfen Sie mir nicht?«
    Dealey hatte sich zu den beiden vorgetastet, dem Geräusch der Stimmen folgend. »Es hat keinen Zweck, dass Sie sich weiter mit ihr streiten«, sagte er. »Sie versteht nicht, was passiert ist. Wir müssen uns selbst retten.«
    Culver versuchte das Mädchen zu beruhigen. »Kommen Sie mit uns. Wir sind unterwegs zu einem Schutzraum.«
    »Lassen Sie mich in Ruhe«, schluchzte sie.
    »Sehen Sie, es hat keinen Zweck«, sagte Dealey.
    Das Mädchen hatte Culver einen Stoß versetzt. Er sah, wie sie über die Leiche ihres Freundes zusammensank.
    Er ging zu ihr und kniete sich neben sie. »Wenn Sie nicht mit uns kommen wollen, dann gehen Sie wenigstens in die U-Bahn-Station dort drüben. Sie dürfen nicht im Freien bleiben.
    Die Luft wird binnen weniger Minuten radioaktiv verseucht sein.«
    Das Mädchen schien nicht zu hören, was er sagte. Culver warf einen Blick auf Dealey, der sich auf die Knie gelassen hatte und von der Straße zum Bürgersteig kroch. Er ging zu ihm und half ihm auf. »Wie weit ist es noch bis zu Ihrem Bunker?« Er spürte, wie ein irrationaler Hass auf den blinden Mann von ihm Besitz ergriff.
    »Nicht mehr weit. Wir müssen eine kleine Nebenstraße überqueren, danach sind es nur noch ein paar Schritte.«
    Culver ging voran. Die Hand seines Begleiters, die seinen Oberarm gepackt hielt, war wie ein Schraubstock.
    Nachdem sie eine kurze Strecke zurückgelegt hatten, sagte Culver: »Hier ist eine Unterbrechung im Bordstein, offensichtlich kreuzt hier die Nebenstraße, von der Sie sprachen. An den Häusern kann man sich hier nicht mehr orientieren, sie sind auf einer Straßenhälfte
    zusammengestürzt.«
    »Dann sind wir auf dem richtigen Wege. Geradeaus!« Etwas wie Hoffnung leuchtete auf den Zügen des blinden Mannes.
    Sie mussten die von Autowracks blockierte Fahrbahn überqueren und sich an Schutthaufen vorbeizwängen.
    Zwischen den Ruinen tat sich eine Lücke auf.
    »Eine Gasse«, sagte Culver.
    »Weiter«, sagte der blinde Mann. »Der Bunker ist am Ende der Gasse.«
    Mit der Kraft der Verzweiflung brachten sie die wenigen Meter hinter sich, die sie von dem ersehnten Ziel trennten. Sie waren fast am Ende der Gasse angekommen, als sie auf einen Trümmerberg stießen. Culver ging in die Knie. »Verdammt!«
    Dealey tastete nach der Schulter seines Führers. »Was ist los?
    Sagen Sie mir um Himmels willen, was los ist!«
    Culver hatte sich auf das von Aschenresten übersäte Pflaster gesetzt. Er ließ sich mit dem Rücken gegen eine Mauer sinken und schloss die Augen. »Es war alles umsonst«, sagte er erschöpft. »Der Zugang zum Bunker ist von herabgestürztem Mauerwerk blockiert. Wir haben keine Chance, hier durchzukommen.«

3
    Sie liefen weiter, von wachsender Erschöpfung und Angst erfüllt. Jeder von ihnen hoffte aus dem Alptraum aufzuwachen, der sich auf ihr Leben gelegt hatte. Die Sonne würde durch die Vorhänge scheinen, alles würde wieder gut sein. Aber es gab kein Erwachen. Sie rannten. Beiderseits der Straße loderten Feuer. Tote lagen zwischen den Trümmern, schwarz und reglos. Das Stöhnen der Verwundeten und Sterbenden war zu hören. Der Alptraum war von tödlicher Hartnäckigkeit.
    Die Stufen, die zur Untergrundbahn hinabführten, waren mit Trümmern und Häuserschutt bedeckt, das Geländer troff von Blut. Unten angekommen fanden sie weniger Menschen vor, als Culver erwartet hatte. Die meisten waren wahrscheinlich in die Tunnels gegangen. Sie hatten sich vor der verrückten Welt verkrochen. Culver betrachtete die Menschen, die sich in der kreisförmigen, düsteren Eingangshalle, in der Nähe der Fahrkartenschalter und der unterirdischen Ladenzeilen aufhielten.
    »Wir werden eine Taschenlampe brauchen«, sagte Dealey, und Culver vermeinte in der Bemerkung einen ironischen Unterton zu entdecken. »Der Bunker ist durch den in östlicher Richtung führenden Tunnel zu

Weitere Kostenlose Bücher