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Domain

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Titel: Domain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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McEwen. Entweder Sie kommen mit uns, oder Sie müssen den Weg zum Bunker allein zurückgehen.«
    Bryce und Fairbank waren Culver gefolgt. Nach einem kurzen Zögern schloss sich McEwen den drei Männern an.
    Culver fühlte sich von den Leichen magisch angezogen. Eine morbide Neugier hatte von ihm Besitz ergriffen. Behutsam stiegen sie über die zerfleischten Körper hinweg. Sie erklommen die Treppe, bis ein Wall aus blutüberströmten Leibern ihnen den Weg versperrte. Culver deutete auf die Leiche einer Frau, die zuoberst lag. »Wir müssen die Frau aufheben«, sagte er, zu Fairbank gewandt. »Helfen Sie mir.«
    »Warum versuchen wir nicht, drüber wegzuklettern«, protestierte Fairbank.
    »Und was ist, wenn der ganze Haufen in Bewegung gerät?
    Wenn wir mitsamt den Leichen die Treppe hinunterstürzen?«
    »Vielleicht haben Sie recht…«
    Sie ergriffen den leblosen Körper und hoben ihn auf den Mittelsteg zwischen den beiden Rolltreppen. Die Frau war federleicht, die Bestien hatten die Eingeweide aufgefressen.
    »Und jetzt geben Sie ihr einen Stoß«, sagte Culver.
    Fairbank tat wie geheißen. Er lehnte sich über den Handlauf, um der Leiche nachzustarren, die über die Schräge des Mittelstegs abwärts glitt und in der Düsternis verschwand.
    »Eine Rutschpartie, von der sie leider nichts mehr hat«, sagte er leise. Er senkte den Blick, als er Culvers vorwurfsvollen Blick auf sich spürte. »Es tut mir leid. Ich habe das nur gesagt, um meine Angst zu überspielen.«
    Der nächste Leichnam, den sie aufhoben, war wieder eine Frau. Die Ratten hatten ihr die Brüste zerfleischt. Culver erschrak, als sich der Arm der Frau, der Schwerkraft gehorchend, um seine Schultern legte, und stieß einen Schrei des Entsetzens aus, als er die Hand der Toten sah. Die Finger fehlten.
    Sein Blick fiel auf das Kind, das unter der Frau gelegen hatte.
    Ein kleines Mädchen. Die Mutter hatte ihre Tochter vor den angreifenden Ratten beschützen wollen. Das Kind war unter dem Gewicht der übereinander stürzenden Menschen erstickt.
    Culver kniete nieder und strich dem toten Mädchen über die Stirn. Die anderen bildeten einen Halbkreis, sie wussten nicht, was sie tun sollten. Sie sahen ihm zu, wie er das Kind auf den stählernen Stufen zur Ruhe bettete. Ein grimmiger Ausdruck trat in sein Gesicht. Bryce betrachtete ihn aus den Augenwinkeln. Seit Culver vor Wochen zu den Überlebenden im Bunker stieß, war eine erstaunliche Verwandlung mit ihm vorgegangen. Von Anfang an hatte es einen unerklärlichen Abstand zwischen diesem Mann und den anderen
    Überlebenden in der unterirdischen Zufluchtsstätte gegeben, und jetzt erinnerte sich Bryce, dass Dealey diesen Außenseiter nach und nach mit Privilegien ausgestattet hatte. Dealey hatte versucht, Culvers Vertrauen zu gewinnen und ihn in das Team der ›Offiziellen‹ eingeschleust, aber dieser hatte sich nicht vereinnahmen lassen. Zugleich hatte es Culver vermieden, sich zur Gruppe jener zu schlagen, die Dealey hinter vorgehaltener Hand ›die Zivilisten‹ nannte. Er war sich selbst treu geblieben, was ihm die Achtung beider Seiten einbrachte. Anfangs hatte Bryce die Ruhe, die von Culver ausging, als Gleichgültigkeit gedeutet. Vorhin, als dieser das tote Mädchen auf die Stufen legte, war deutlich geworden, dass sich hinter der Maske der Teilnahmslosigkeit tiefempfundenes Mitleid mit den Opfern der Katastrophe verbarg. Jetzt wusste Bryce, warum er sich in der Gegenwart dieses Mannes immer unsicher und unterlegen gefühlt hatte. Culver hatte Qualitäten, die erst in Situationen außergewöhnlicher Belastung zu Tage kamen. Eine komplexe Persönlichkeit. Bryce verstand nicht recht warum, aber seit wenigen Sekunden war er immer mehr dazu bereit, sich dem Schutz dieses Menschen anzuvertrauen.
    Culver hatte den Leichnam eines Mannes auf den Mittelsteg gehoben. Die Augenhöhlen des Toten waren leer. Mehr noch, die beiden Öffnungen, die den Weg zum Gehirn freigaben, waren mit Gewalt erweitert worden. Fairbank machte einen Schritt nach vorn. Er half dem Piloten, einen weiteren Körper aufzuheben. Als er ein Geräusch vernahm, das vom oberen Teil der Treppe zu kommen schien, wandte er den Kopf.
    »Was ist das?«
    Die drei Männer folgten seinem Blick. Ein schwarzer Schatten kam den Steg herab und gewann an Geschwindigkeit, je mehr sich das Gebilde den Männern näherte.
    Fairbank sprang zur Seite. McEwen zog seinen Revolver.
    Culver winkte ab. »Nicht schießen. Das ist nur ein Toter.«
    Fairbank reagierte

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