Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Domain

Domain

Titel: Domain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
Vom Netzwerk:
sehen bekamen, ließ sie erschaudern. Ein ersticktes Stöhnen drang über Fairbanks Lippen. Bryce war so erschüttert, dass er sich an die Wand sinken ließ. Culver bedeckte seine Augen.
    Die Treppe war über und über von Toten bedeckt. Ein Knäuel von Leichen versperrte den Zugang. Soweit der Lichtkegel reichte, nichts als verwesende Körper, deren Anordnung einem Strom erstarrter Lava glich. Obwohl die vier Männer in einiger Entfernung von den blutverkrusteten Stufen standen, konnten sie unschwer erkennen, dass der furchtbare Zustand der Opfer nicht allein auf die Verwesung zurückzuführen war. Irgendwer oder irgendetwas hatte die Toten zerfleischt und verstümmelt.
    Bryce erbrach sich.
    »Was ist mit diesen armen Menschen passiert?« sagte Fairbank. »Die Verletzungen können unmöglich von der Explosion der Bombe stammen. Die einzige Erklärung ist…«
    Er verstummte. Er hatte begriffen, was für seine drei Begleiter längst grauenhafte Gewissheit war. »Das ist doch nicht möglich«, stammelte er nach einigen Sekunden, die Culver wie eine Ewigkeit vorkamen. »Die Ratten würden es nie wagen, so viele Menschen anzugreifen.« Er maß die anderen Männer mit einem Blick voller Verzweiflung. »Es sei denn, die Opfer waren bereits tot. Jawohl, das ist die Erklärung! Diese Menschen sind an der empfangenen Strahlendosis gestorben, und dann haben die Ratten ihre Leichen angenagt.«
    Culver schüttelte den Kopf. »Sie übersehen das Blut, Fairbank. Leichen bluten nicht.«
    »Gott steh uns bei…« Fairbanks Knie zitterten, so dass er Halt an der Wand suchte. »Wir sollten sofort zum Bunker zurückkehren. Vielleicht sind die Ratten noch hier.«
    McEwen hatte den Rückweg zum Bahnsteig angetreten. »Er hat recht«, murmelte er. »Wir müssen uns so schnell wie möglich in Sicherheit bringen.«
    »Halt!« Culver war ihm nachgelaufen und hielt ihn am Arm fest. »Ich bin kein Experte, aber wie es aussieht, sind die Verstümmelungen schon ein paar Tage alt.« Er kämpfte gegen die Übelkeit, die seine Kehle hinaufkroch. »Meine Vermutung ist, dass es sich um Menschen handelt, die durch die empfangene Strahlung oder durch Verletzungen geschwächt waren. Die Ratten haben die Verletzten in großer Zahl überfallen, getötet und ihren Hunger an den Leichen gestillt.
    Inzwischen dürften sie weitergezogen sein, auf der Suche nach neuen Opfern.« Er erschauderte. »Auf der Suche nach frischem Menschenfleisch. Wir tun gut daran, an die Oberfläche zu gehen. Es ist nicht ausgeschlossen, dass sich die Ratten irgendwo in den Tunnels verstecken.«
    »Dann stehen uns auf dem Rückweg in den Bunker ja noch schöne Überraschungen bevor«, bemerkte der Techniker. Er lenkte den Strahl seiner Lampe in die Richtung, aus der sie gekommen waren.
    Bryce wischte sich die Reste des Erbrochenen von den Lippen. »Ich bin der gleichen Meinung wie Culver«, sagte er mühsam. »Wir sollten die Erkundung der Oberfläche wie geplant durchführen. Die Bestien, die dieses Blutbad angerichtet haben, sind Wesen, die an das Leben in der Dunkelheit gewöhnt sind. Lichtscheues Ungeziefer. Tiere, die nur kranke oder geschwächte Menschen angreifen.«
    Seine Gestalt straffte sich. Seine Haltung bildete einen merkwürdigen Gegensatz zum Gesicht, in dessen Zügen sich die Angst eingenistet hatte. »Zwei von uns haben Waffen. Wir können uns verteidigen.«
    Culver stellte sich vor, wie die kleine Gruppe mit zwei Handfeuerwaffen auf eine Horde aus Hunderten von Riesenratten losging. Aber er war zu erschöpft, um seine Zweifel zu äußern. »Wenn wir jetzt in den Bunker zurückgehen, haben wir überhaupt nichts erreicht. Wenn wir statt dessen zur Oberfläche vordringen, bekommen wir wenigstens einen Eindruck, was von der Welt übriggeblieben ist. Vielleicht gibt es mehr Überlebende, als wir uns vorstellen können. Vielleicht ist da oben so etwas wie eine neue Ordnung entstanden.«
    »Zu schön, um wahr zu sein«, ließ sich Fairbank vernehmen.
    Er schlug mit der flachen Hand gegen die Wandung des Tunnels. »Trotzdem haben Sie recht. Wir haben uns bis zu dieser U-Bahnstation durchgeschlagen, also sollten wir auch den Mut haben, den Rest der Strecke hinter uns zu bringen. Ich will wieder Tageslicht sehen.«
    »Um die Treppe hinaufzugehen, müssen wir über die Leichen kriechen«, wandte McEwen ein.
    »Sie brauchen ja nicht hinzusehen«, schlug Fairbank vor.
    »Und der Gestank?« beharrte der andere.
    Culver war schon zur Treppe unterwegs. »Sie haben die Wahl, Mr.

Weitere Kostenlose Bücher