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Don Camillo und Peppone

Don Camillo und Peppone

Titel: Don Camillo und Peppone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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und nannte ihn «des Kanzlers Raben» (wobei er unter Kanzler de Gasperi meinte, weil dieser einst Abgeordneter im Wiener Reichsrat war).
    Als Don Camillo daraufhin im Pfarrblättchen in Reimen antwortete, entluden sie eines Nachts vor der Pforte des Pfarrhofes einen Mistkarren, so daß man am nächsten Morgen mit Hilfe einer Leiter durchs Fenster auf die Straße steigen mußte. Und auf dem Haufen war eine Schrift angebracht: «Don Camillo, dünge deinen Kürbiskopf!»
    Seitdem entspann sich eine so heftige und brennende mündliche und journalistische Polemik, daß man deutlich die Prügel in der Luft roch. Und nach der letzten Antwort Don Camillos durch die Katholische Wandzeitung sagten die Leute:
    «Wenn jetzt keine Antwort von Peppone kommt, dann haben wir es.» Und Peppone antwortete nicht, und seine Leute hüllten sich in Schweigen, welches das kommende Gewitter ahnen ließ.
    Eines Abends weilte Don Camillo, in sein Gebet versunken, in der Kirche, als er das Turmtor knarren hörte, und bevor er noch aufstehen konnte, erblickte er Peppone vor sich.
    Peppones Gesicht war schrecklich. Eine Hand hielt er hinter dem Rücken versteckt. Er schaute betrunken aus, die schwarzen Locken klebten ihm an der Stirn.
    Aus dem Augenwinkel ermaß Don Camillo genau die Entfernung zwischen sich selbst und einem großen Leuchter, der ihm zur Seite stand, erhob sich mit einem Sprung nach rückwärts und ergriff mit fester Hand das schwere Bronzestück.
    Peppone zuckte mit den Kinnbacken und schaute Don Camillo in die Augen. Don Camillo spannte alle seine Nerven an und war sicher, daß – kaum würde Peppone zeigen, was er hinter dem Rücken versteckt hielt – der Leuchter wie ein Blitz träfe.
    Langsam zog Peppone die Hand hinter dem Rücken hervor und reichte Don Camillo ein schmales und langes Bündel.
    Mißtrauisch machte Don Camillo keinerlei Anstalten, die Hand auszustrecken, und dann legte Peppone das Bündel auf der Kommunionbank vor dem Hauptaltar ab, riß das blaue Packpapier herunter, worauf fünf lange Kerzen, dick wie ein Weinstock, erschienen. «Er stirbt», erklärte Peppone mit heiserer Stimme.
    Da erinnerte sich Don Camillo, daß ihm jemand gesagt hatte, daß Peppones kleiner Sohn seit vier oder fünf Tagen krank war. Don Camillo hatte sich nicht viel daraus gemacht, weil er glaubte, es handle sich um eine Kleinigkeit. Und jetzt verstand er Peppones Schweigen und das Ausbleiben der Antwort.
    «Er stirbt», sagte Peppone. «Zünden Sie sie sofort an!»
    Don Camillo ging in die Sakristei, um einen Leuchter zu holen, steckte die fünf großen Wachskerzen darauf und schickte sich an, sie vor dem Kruzifix aufzustellen.
    «Nein», sagte erbittert Peppone, «dieser da gehört eurer Partei an. Zünden Sie sie vor dieser dort an, die keine Politik macht.»
    Als Don Camillo die Mutter Gottes «diese dort» nennen hörte, preßte er die Zähne zusammen und verspürte eine tolle Lust, Peppone den Schädel einzuschlagen. Er schwieg aber und ging, die angezündeten Kerzen vor der Statue der Jungfrau in der kleinen Kapelle links aufzustellen. Er wandte sich zu Peppone.
    «Sagen Sie es ihr!» befahl Peppone mit harter Stimme.
    Da kniete Don Camillo nieder und sagte flüsternd zur Madonna, daß es Peppone sei, der ihr diese großen Kerzen bringe, damit sie seinem kranken Buben helfe.
    Als er wieder aufstand, war Peppone verschwunden.
    Don Camillo ging am Hauptaltar vorbei, machte schnell das Zeichen des Kreuzes und versuchte zu entschlüpfen; die Stimme Christi nagelte ihn aber an der Stelle fest.
    «Don Camillo, was hast du denn?»
    Don Camillo breitete demütigst die Arme aus. «Es tut mir so leid», sagte er, «daß dieser Unglückliche so geflucht hat. Ich habe nicht die Kraft gehabt, ihm irgend etwas zu sagen. Wie soll man mit einem Mann streiten, der den Kopf verliert, weil ihm das Kind stirbt?»
    «Du hast sehr gut gehandelt», antwortete Christus.

    «Die Politik ist eine verfluchte Sache», erklärte Don Camillo. «Du darfst ihm das nicht übernehmen, ich bitte Dich, nicht streng zu ihm zu sein.»
    «Und warum sollte ich?» flüsterte Christus. «Indem er meine Mutter ehrt, erfüllt er mein Herz mit Sanftheit. Es mißfällt mir nur ein wenig, daß er sie ‹diese dort› genannt hat.»
    Don Camillo schüttelte den Kopf.
    «Du hast schlecht gehört», wandte er ein. «Er hat gesagt: ‹Zünden Sie sie alle vor der heiligen Unbefleckten Jungfrau in dieser Kapelle dort an.› Stell Dir vor! Hätte er den Mut gehabt, etwas

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