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Don Camillo und Peppone

Don Camillo und Peppone

Titel: Don Camillo und Peppone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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er zu seinem Herrn zurück. Wer weiß, wie lange er schon jede Nacht heult, man hörte ihn nur, wenn der Sack in der Nähe eines Dorfes steckenblieb.»
    Peppone schüttelte den Kopf.
    «Warum heult er aber?» fragte er. «Und warum heult er nur nachts?»
    «Vielleicht, weil das Gewissen, um sich hören zu lassen, auch die Stimme eines Hundes annehmen kann und weil die Stimme des Gewissens nachts stärker zu hören ist.»
    Der Hund hatte den Kopf gehoben.
    «Gewissen!» sagte laut Don Camillo.
    Der Hund antwortete mit einem kurzen Gebell.
    Man konnte niemals erfahren, wer der Unglückliche im Sack war, weil die Zeit und das Wasser jedes Erkennungszeichen vernichtet hatten. Nach einer so langen Reise auf dem Strom fand er seine Ruhe in der gesegneten Erde.
    Auch der Hund starb, und Don Camillo und Peppone begruben ihn, nachdem sie ein Loch gegraben hatten, tief wie die Hölle, so daß er in Frieden ruhen könne.
    In den Dörfern und in den Höfen entlang des Stromes gibt es aber heute noch Leute, die mitten in der Nacht aufwachen und sich im Bett aufrichten und denen ein kalter Schweiß auf die Stirne tritt, weil sie den Hund heulen hören und ihn ihr ganzes Leben heulen hören werden.

HERBST
    Am Nachmittag des dritten Tages erschien im Pfarrhaus Barchini, Papierhändler und Drucker.
    «Noch immer niemand», sagte Barchini. «Es ist klar, daß sie keine Absicht haben, etwas zu machen.»
    «Es ist noch Zeit», wandte Don Camillo ein. «Es ist erst vier Uhr.»
    Barchini schüttelte den Kopf.
    «Wenn auch der Text ganz kurz ist, brauche ich trotzdem immer mindestens drei Stunden zum Setzen. Dann kommt noch die Korrektur und der Druck dazu. Und mit der Handpresse, Blatt um Blatt, es ist eine wahre Plage. Sie können sicher sein, Don Camillo, ich werde Sie schon benachrichtigen.»
    Aus Vorsicht wartete Don Camillo noch eine Stunde. Da inzwischen keine Nachricht von Barchini kam, warf er seine Pelerine um und ging ins Gemeindeamt. Der Bürgermeister war natürlich nicht dort, und Don Camillo machte sich entschlossen auf den Weg zu Peppones Werkstatt und fand dort den Bürgermeister, wie er sich an irgendwelchen Schrauben zu schaffen machte.
    «Guten Abend, Herr Bürgermeister.»
    «Hier gibt es keinen Bürgermeister», antwortete der andere mit Unwillen, ohne jedoch die Augen von der Arbeit zu erheben. «Der Bürgermeister ist im Gemeindehaus. Hier ist nur der Bürger Giuseppe Bottazzi, der vor Arbeit stöhnt, um sein Brot zu verdienen, während die anderen herumspazieren.»
    Don Camillo ließ sich nicht erschüttern.
    «Richtig», erwiderte er. «Darf man also den Bürger Giuseppe Bottazzi um einen Gefallen bitten? Oder ist vielleicht von der Kominform der Befehl gekommen, daß sich Genosse Peppone auch außer Dienst wie ein Lausbub benehmen soll?»
    Peppone unterbrach die Arbeit.
    «Ich höre zu», brummte er mißtrauisch.
    «Also», erklärte sehr höflich Don Camillo. «Der Bürger Giuseppe Bottazzi möchte so liebenswürdig sein, dem Genossen Peppone zu sagen, daß er, wenn er dem Herrn Bürgermeister begegnet, ihn bittet, dem Pfarrer Don Camillo ein Exemplar des Manifestes schicken zu wollen, das die Gemeinde anläßlich des 4. November hat drucken lassen, weil es Don Camillo auf der Kundmachungstafel seines Erholungsheimes anschlagen möchte.»
    Peppone begann wieder zu arbeiten.
    «Sagen Sie dem Herrn Pfarrer, er soll auf der Tafel seines Heimes die Photographie des Papstes anschlagen.»
    «Sie ist schon dort», erklärte Don Camillo. «Jetzt würde ich ein Exemplar des Manifestes für den 4. November brauchen, dann könnte ich es morgen meinen Buben vorlesen und ihnen die Bedeutung dieses Tages erklären.»
    Peppone grinste.
    «Da schau mal an! Der hochwürdige Herr kann Lateinisch und hat einen halben Zentner Geschichtsbücher gelesen, und jetzt braucht er gerade den armen Mechaniker Peppone, der nur bis zur dritten Volksschulklasse gekommen ist, um sich die Idee geben zu lassen, wie er den 4. November erklären soll. Es tut mir leid, diesmal gelingt es Ihnen aber nicht. Wenn Sie glauben, daß Sie sich mit Ihrer ganzen klerikalen Bande zusammen unterhalten können, indem Sie ihr die logische Analyse meiner grammatikalischen Fehler auseinandersetzen, dann irren Sie.»
    «Du irrst», wandte Don Camillo ruhig ein. «Niemand hat die Absicht, sich zu unterhalten, indem er grammatikalische Fehler im Aufsatz des Mechanikers Peppone sucht. Ich will ganz einfach meinen Buben auseinandersetzen, was die höchste Behörde des

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