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Don Camillo und Peppone

Don Camillo und Peppone

Titel: Don Camillo und Peppone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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vertrat, in dem von Don Camillo veranstalteten Wettkampf um das Wohl des Volkes ins Hintertreffen geriet. Und als ihn Don Camillo wissen ließ, er sei bereit, «seine Sympathie für die rückständigsten sozialen Schichten des Ortes» unter Beweis zu stellen und der kleinen Fußballmannschaft «Dynamos» großzügig zu erlauben, sich mit seiner «Gagliarda» zu messen, da wurde Peppone blaß, ließ die elf Jünglinge von der Sportmannschaft der Parteisektion rufen, stellte sie in Habtachtstellung auf und hielt folgende Rede: «Ihr werdet gegen die Mannschaft des Pfarrers spielen. Ihr müßt siegen, oder ich richte eure Gesichter so zu, daß euch eure Mütter nicht mehr erkennen werden! Die Partei befiehlt es so, um der Ehre des unterdrückten Volkes willen!»
    «Wir werden siegen!» erwiderten die elf, die vor Schreck schwitzten.
    Als er das erfuhr, versammelte Don Camillo die Männer der «Gagliarda»
    und erstattete Bericht darüber.
    «Wir sind hier nicht unter groben und wilden Leuten, wie es bei den anderen der Fall ist», schloß er lächelnd. «Infolgedessen können wir als anständige Ehrenmänner darüber reden. Mit Gottes Hilfe werden wir sie sechs zu null abfertigen. Ich will nicht drohen, ich betone nur, daß die Ehre der Pfarre in euren Händen liegt. Besser gesagt in euren Beinen. Jeder tue seine Pflicht als guter Staatsbürger. Sollte sich natürlich herausstellen, daß es unter euch irgendeinen Gauner gibt, der sich nicht bis zum äußersten für die gute Sache einsetzt, dann wißt ihr, daß ich mich mit Peppones Tragödien, das heißt mit der Behandlung eurer Gesichter, nicht begnüge. Einem solchen werde ich durch Fußtritt das Hinterteil in Staub verwandeln.»
    Zur Eröffnungsfeier erschien der ganze Ort. Allen voran Peppone mit gesamtem Anhang, feuerrote Tücher um den Hals. Als «Bürgermeister im allgemeinen» beglückwünschte er Don Camillo zu dieser Initiative und als
    «Vertreter des Volkes im besonderen» drückte er gelassen seine Hoffnung aus, daß diese Initiative keinen unwürdigen Zwecken der politischen Propaganda dienen werde, wie es so manches böswillige Gerücht behaupte.
    Während des Chorgesanges fand Peppone eine Gelegenheit, Brusco gegenüber die Bemerkung zu machen, daß der Gesang im Grunde genommen auch ein Sport sei, der die Lungen entwickelt. Und Brusco antwortete mit einer wahrhaft herrschaftlichen Ruhe, daß die Sache seiner Meinung nach der physischen Stärkung der katholischen Jugend noch mehr dienen würde, wenn die Jugendlichen ihren Gesang mit angemessenen Bewegungen begleiteten, durch die nicht nur die Muskeln der Lunge, sondern auch jene der Arme gestärkt würden.
    Während einer Partie Volley-Ball sagte Peppone mit aufrichtiger Überzeugung, daß auch das Reifenspiel außer seiner unzweifelhaften athletischen Bedeutung auch eine äußerst feine Anmut besitze, und wunderte sich, daß im Programm kein Wettbewerb im Reifenspiel enthalten sei.
    Da diese Bemerkungen mit einer solchen Diskretion ausgedrückt wurden, daß man sie leicht auf sechshundert Meter Entfernung hören konnte, schwollen bei Don Camillo die Halsadern so, daß sie wie zwei Akazienstämme ausschauten. Mit unbeschreiblicher Ungeduld wartete er auf den Augenblick des großen Fußallspieles. Dann würde er das Wort haben.
    Und der Augenblick des Spieles kam. Weißes Leibchen mit einem großen schwarzen «G» auf der Brust: die elf der «Gagliarda». Rotes Leibchen mit Hammer und Sichel und einem fünfzackigen Stern, mit einem eleganten «D»
    verflochten, bei den elf von den «Dynamos».
    Das Volk pfiff aber auf Symbole und begrüßte die Mannschaft auf seine Art:
    «Viva Peppone!» oder «Viva Don Camillo!»
    Peppone oder Don Camillo wechselten einen raschen Blick und begrüßten einander dann mit großer Würde, indem sie ihre Köpfe leicht neigten.
    Der Schiedsrichter war neutral: der Uhrmacher Binella, unpolitisch seit seiner Geburt. Nach den ersten zehn Minuten des Spieles näherte sich der Feldwebel der Karabinieri Peppone, blaß wie eine Leiche, gefolgt von zwei anderen, die auch so bleich waren.
    «Herr Bürgermeister», stotterte er, «glauben Sie nicht, daß ich telephonisch aus der Stadt Verstärkung verlangen soll?»
    «Sie können, wenn Sie wollen, eine ganze Division verlangen, wenn aber diese Fleischauer hier mit dem harten Spiel nicht aufhören, wird niemand verhindern können, daß ein Leichenhaufen bis zur Höhe eines dritten Stockwerkes entsteht! Nicht einmal Seine Majestät der

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