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Don Camillo und Peppone

Don Camillo und Peppone

Titel: Don Camillo und Peppone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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Fulmine, der überhaupt nicht denkt», fuhr Christus fort. «Auch das ist wahr», gab Don Camillo zu. «Aber Binella ist doch ein Gauner.»
    Er konnte nicht fortsetzen, weil man hörte, wie sich ein enormes Gebrüll näherte, und in diesem Augenblick kam ein Mensch dahergerannt, aufgelöst, um Atem ringend, mit schreckverzerrtem Gesicht.
    «Sie wollen mich erschlagen», schluchzte er. «Retten Sie mich!»
    Die Menge war vor dem Tor und wollte herein. Don Camillo faßte einen Leuchter von einem halben Zentner und hob ihn drohend.
    «Im Namen Gottes», schrie er, «zurück! oder ich schlag euch die Köpfe ein!
    Wißt, daß jeder, der die Kirche betritt, heilig und unberührbar ist!»
    Die Leute schwankten.
    «Schämt euch, ausgelassene Horde! Zurück in eure Ställe und betet zu Gott, daß er euch euer tierisches Betragen verzeihe.»
    Die Leute senkten die Köpfe, verwirrt und still, und machten Anstalten wegzugehen.
    «Bekreuzigt euch!» befahl Don Camillo. Mit dem erhobenen Leuchter in seiner Zyklopenhand, groß wie ein Berg, stand er wie ein Samson da.
    Alle bekreuzigten sich.
    «Zwischen euch und dem Gegenstand eures tierischen Hasses steht das Kreuz, das jeder von euch mit seiner Hand zeichnete. Wer dieses Hindernis verletzt, ist ein Schänder. Und jetzt zurück!»
    Er kam wieder herein und verriegelte das Tor. Es war aber nicht mehr notwendig. Der Mann war auf eine Bank gesunken und rang noch immer um Atem.
    «Danke, Don Camillo», flüsterte er.
    Don Camillo antwortete nicht. Er ging eine Weile hin und her und blieb dann vor dem Mann stehen.
    «Binella!» sagte Don Camillo, zitternd vor Aufregung. «Binella, hier vor mir und vor Gott kannst du nicht lügen! Es war kein Foul! Wieviel hat dir dieser Gauner Peppone für ein Foul gegeben, wenn das Spiel unentschieden zu bleiben schien?»
    «Zweitausendfünfhundert Lire.»
    «Hmmm!» muhte Don Camillo und hielt ihm seine Fäuste vor die Nase.
    «Aber ...», jammerte Binella.
    «Weg!» brüllte Don Camillo, indem er ihm die Türe zeigte.
    Als er allein war, wandte sich Don Camillo zu Christus.
    «Habe ich Dir nicht gesagt, daß dies eine verfluchte, verkaufte Seele ist?
    Habe ich mich nicht mit Recht aufgeregt?»
    «Nein, Don Camillo», antwortete Christus. «Die Schuld ist dein, weil du Binella für denselben Dienst zweitausend Lire angeboten hattest. Als ihm dann Peppone fünfhundert mehr anbot, nahm er den Vorschlag Peppones an.»
    Don Camillo breitete die Arme aus.
    «Jesu», sagte er, «aber ... Wenn wir jetzt so anfangen, dann bin ich zum Schluß der Schuldige!»
    «Genau so, Don Camillo. Als du, ein Priester, ihm das erste Geschäft vorgeschlagen hattest, hatte er mit Recht denken können, daß es ein erlaubtes Geschäft ist. Und erlaubtes Geschäft hier, erlaubtes Geschäft dort, man nimmt, was mehr trägt.»
    Don Camillo senkte den Kopf.
    «Willst Du damit sagen, daß es also meine Schuld ist, daß dieser Unglückliche von meinen Leuten geschlagen wurde?»
    «In einem gewissen Sinne ja, weil du diesen Menschen in Versuchung gebracht hast. Deine Schuld wäre aber größer, wenn Binella dein Angebot angenommen und das Foul zugunsten deiner Leute erlaubt hätte. Die Roten hätten ihn nämlich daraufhin aufgehängt. Und sie hättest du nicht aufhalten können.» Don Camillo dachte eine Weile nach.
    «Letzten Endes», sagte er, «es ist besser, daß die anderen gesiegt haben.»
    «Genau so, Don Camillo.»
    «Jesu, dann danke ich Dir, daß Du mich verlieren ließest. Und wenn ich Dir sage, daß ich die Niederlage unbeschwerten Herzens hinnehme, als eine Strafe für meine Unanständigkeit, dann mußt Du mir glauben, daß ich wirklich bereue. Denn, wie soll man denn nicht vor Wut platzen, wenn man sieht, daß eine solche Mannschaft verliert, eine Mannschaft, die – ohne mich loben zu wollen – in der B-Liga spielen könnte, eine Mannschaft, die zweitausend solche
    ‹Dynamos› ohne Öl und Essig schlucken könnte ... Glaube mir, es ist herzzerreißend, und schreit um Rache zu Gott!»
    «Don Camillo», ermahnte Christus lächelnd.
    «Nein, Du kannst mich nicht verstehen», seufzte Don Camillo. «Der Sport ist eine Sache für sich. Wer darin steckt, der steckt eben darin, und wer nicht darin steckt, der steckt halt nicht darin. Drücke ich mich, klar aus?»
    «Nur allzu klar, mein armer Don Camillo. Ich verstehe dich so gut, daß ich
    ... Na gut, wann ist das Revanchespiel?»
    Don Camillo sprang auf, und das Herz quoll ihm vor Freude über.
    «Sechs zu null!»

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