Don Juan 01 - Die Lehren des Don Juan. Ein Yaqui-Weg des Wissens
ihren Nachforschungen zurück und erzählt ihrer Schwester alles über ihre Reise, und die blinde Eidechse beschreibt es dir, als gehörtest du zu ihnen. Wenn die Zauberei beendet ist, laß die Eidechse herunter, laß sie gehen, aber beobachte nicht, wohin sie geht. Grabe mit deinen Händen ein tiefes Loch und vergrabe alles, was du gebraucht hast.«
Ungefähr um 18 Uhr schöpfte Don Juan den Wurzdextnakt aus der Schüssel auf ein Stück Schiefer; es war weniger als ein Löffelvoll gelblicher Stärke. Er gab die Hälfte davon in eine Tasse und schüttete etwas gelbliches Wasser dazu. Er drehte die Tasse in seiner Hand, um den Inhalt aufzulösen Er gab mir die Tasse und forderte mich auf, die Mixtur zu trinken. Sie war geschmacklos, hinterließ aber ein leicht bitteres Aroma in meinem Mund. Das Wasser war zu heiß und störte mich. Mein Herz begann schnell zu schlagen, aber bald hatte ich mich wieder entspannt. Don Juan holte die andere Schüssel mit der Paste. Die Paste sah fest aus und hatte eine glänzende Oberfläche. Ich versuchte die Kruste mit meinen Fingern aufzukratzen, aber Don Juan sprang auf mich zu und schob meine Hand von der Schüssel. Er war sehr ärgerlich; er sagte, es sei sehr gedankenlos, das zu versuchen, und wenn ich wirklich lernen wollte, dürfe ich nicht so sorglos vorgehen. Dies sei Macht, sagte er auf die Paste zeigend, und niemand könne mit Bestimmtheit sagen, welche Art Macht es sei. Es sei schlimm genug, daß wir uns zu unseren eigenen Zwecken darauf einlassen müßten - wir können es wohl nicht lassen, weil wir Menschen sind, sagte er - aber wir sollten zumindest mit dem nötigen Respekt damit umgehen. Die Mixtur sah wie Haferbrei aus. Offensichtlich war es der Stärkegehalt, der ihr diese Festigkeit verlieh. Er bat mich, die Beutel mit den Eidechsen zu holen. Er nahm die Eidechse mit dem zusammengenähten Mund und reichte sie mir vorsichtig. Er gab sie mir in die linke Hand und forderte mich auf, etwas von der Paste mit meinem Finger zu nehmen und es auf den Kopf der Eidechse zu reiben, dann die Eidechse in die Schüssel zu halten, bis die Paste ihren ganzen Körper bedeckte.
Dann mußte ich die Eidechse aus dem Topf nehmen. Er nahm den Topf und führte mich zu einer felsigen Gegend nicht weit von seinem Haus. Er zeigte auf einen großen Felsen, und ich mußte mich vor ihn setzen, so als sei er meine Datura-Pflanze. Ich mußte die Eidechse vor mein Gesicht halten, ihr nochmals erklären, was ich wissen wollte, und sie bitten, für mich loszugehen, um eine Antwort zu finden. Er riet mir, mich bei der Eidechse zu entschuldigen, daß ich ihr soviel Unbehagen verursachte und ihr zu versprechen, daß ich dafür zu allen Eidechsen immer gut sein werde. Und dann mußte ich sie zwischen dem Mittel- und Ringfinger meiner linken Hand halten, wo er einmal den Schnitt gemacht hatte und so um den Felsen tanzen und genau das tun, was ich beim Wiedereinpflanzen der Wurzel des Teufelskrauts getan hatte; er fragte mich, ob ich mich an alles erinnere, was ich damals gemacht hatte. Ich sagte ihm, daß ich alles noch wüßte. Er betonte, daß alles genauso sein müsse, und wenn ich mich nicht erinnern könne, müsse ich warten, bis alles in meinen Gedanken klar war. Er stellte mir mit großer Eindringlichkeit vor, daß ich mich verletzen könnte, wenn ich zu schnell und ohne Bedacht vorgehen würde. In seiner letzten Anweisung sagte er mir, daß ich die Eidechse mit dem zusammengenähten Mund auf den Boden setzen und beobachten sollte, wohin sie ging, damit ich den Ausgang des Versuchs einschätzen könnte. Er sagte, daß ich meine Augen nicht von der Eidechse wenden sollte, nicht einen Augenblick, weil es ein bekannter Trick der Eidechsen sei, einen abzulenken und sich dann davonzumachen.
Es war noch nicht ganz dunkel. Don Juan sah zum Himmel. »Ich werde dich jetzt allein lassen«, sagte er und ging fort. Ich folgte all seinen Anweisungen und setzte die Eidechse dann auf den Boden. Für einen Augerblick verharrte die Eidechse dort, wo ich sie hingesetzt hatte. Dann sah sie mich an, rannte zu den Felsen nach Osten und verschwand zwischen ihnen. Ich saß auf dem Boden vor dem Felsen, als säße ich meiner Pflanze gegenüber-. Eine tiefe Traurigkeit überkam mich. Ich machte mir Gedanken über die Eidechse mit dem zugenähten Mund. Ich dachte an ihre seltsame Reise und daran, wie sie mich angesehen hatte, bevor sie weggerannt war. Es war ein unheimlicher Gedanke, eine beunruhigende Vastellung Auf meine
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