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Don Juan 04 - Der Ring der Kraft. Don Juan in den Städten

Titel: Don Juan 04 - Der Ring der Kraft. Don Juan in den Städten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlos Castaneda
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Sinnen vor Angst, und doch versuchtest du, ihr zu schmeicheln. Durch die Taten eines würdigen Gegners kann ein Lehrling also entweder in Fetzen zerrissen oder radikal verändert werden. Die Handlungen der Catalina dir gegenüber - nachdem sie dich nicht umbrachten, und zwar nicht, weil sie sich nicht genug angestrengt hätte, sondern weil du widerstandsfähig warst - hatten eine wohltätige Wirkung auf dich und ermöglichten dir eine Entscheidung.
    Der Lehrer bedient sich des würdigen Gegners, um den Lehrling zur Entscheidung seines Lebens zu zwingen. Der Lehrling muß sich zwischen der Welt des Kriegers und seiner alltäglichen Welt entscheiden. Aber es kann keine Entscheidung geben, solange der Lehrling nicht die Entscheidung als solche begreift. Daher muß der Lehrer ein durchaus geduldiges und verständnisvolles Verhalten zeigen und seinen Mann mit sicherer Hand zu dieser Entscheidung hinführen, und vor allem muß er dafür sorgen, daß sein Lehrling die Welt und das Leben eines Kriegers wählt. Ich habe das geschafft, indem ich dich bat, mir zu helfen, die Catalina zu besiegen. Ich sagte dir, daß sie vorhabe, mich zu töten, und daß ich deine Hilfe brauchte, um sie loszuwerden. Ich gab dir eine faire Warnung hinsichtlich der Konsequenzen deiner Entscheidung und Zeit genug, um zu wählen, ob du es tun wolltest oder nicht.«
    Ich erinnerte mich genau daran, daß Don Juan mir an diesem Tag freie Wahl gegeben hatte. Falls ich ihm nicht helfen wolle, hatte er gesagt, stünde es mir frei, zu gehen und nie wiederzu kommen. Ich hatte es in diesem Augenblick so empfunden, daß ich die Freiheit hatte, meiner Wege zu gehen, und ihm gegenüber nicht weiter verpflichtet war. So verließ ich ihn und fuhr mit einer Mischung von traurigen und glücklichen Gefühlen fort. Ich war traurig, daß ich Don Juan verließ, und doch war ich glücklich, all seine beunruhigenden Machenschaften hinter mir zu lassen. Ich dachte an Los Angeles und an meine Freunde und all die Routinegewohnheiten meines täglichen Lebens, die mich erwarteten, jene kleinen Routinen, die mir immer so viel Vergnügen gemacht hatten. Eine Weile fühlte ich mich sogar euphorisch. Das Unheimliche an Don Juan und seinem Leben lag hinter mir, und ich war frei.
    Meine glückliche Stimmung hielt aber nicht lange an. Mein Wunsch, die Welt Don Juans zu verlassen, war unhaltbar. Meine Routinen hatten ihre Macht eingebüßt. Ich versuchte an irgend etwas zu denken, was ich in Los Angeles tun wollte, aber da gab es nichts. Don Juan hatte mir einmal gesagt, daß ich mich vor Menschen fürchtete und gelernt hätte, mich zu schützen, indem ich nichts erwartete. Er sagte, das Nichts-Erwarten sei eine der besten Errungenschaften eines Kriegers. In meiner Dummheit hatte ich jedoch die Einstellung, nichts zu erwarten, verallgemeinert und es dahin gebracht, nichts mehr zu wollen. Dadurch war mein Leben langweilig und leer geworden.
    Er hatte recht, und während ich auf dem Highway nordwärts brauste, überfiel mich schließlich mit voller Wucht eine unverhoffte Traurigkeit. Ich begann die Reichweite meiner Entscheidung zu ermessen. Tatsächlich war ich im Begriff, für mein bequemes, langweiliges Leben in Los Angeles eine magische Welt der dauernden Erneuerung aufzugeben. Ich erinnerte mich an meine leeren Tage. Besonders an einen Sonntag erinnerte ich mich. Den ganzen Tag über hatte ich mich unruhig gefühlt und nichts zu tun gehabt. Niemand von meinen Freunden war gekommen, mich zu besuchen. Niemand hatte mich zu einer Party eingeladen. Die Leute, die ich besuchen wollte, waren nicht zu Hause, und was das Schlimmste war, ich hatte alle Filme, die in der Stadt liefen, bereits gesehen. Am Spätnachmittag, in letzter Verzweiflung, durch stöberte ich noch einmal den Veranstaltungskalender und fand schließlich einen Film, der mich nie gereizt hatte. Er lief in einer Stadt, fünfunddreißig Meilen entfernt. Ich fuhr hin, und ich fand ihn scheußlich, aber das war immer noch besser, als nichts zu tun zu haben.
    Unter dem Einfluß von Don Juans Welt hatte ich mich verändert. Eines zumindest stimmte: seit ich ihm begegnet war. hatte ich nie mehr Zeit gehabt, mich zu langweilen. Das allein genügte mir; Don Juan hatte tatsächlich dafür gesorgt, daß ich die Welt des Kriegers wählte. Ich kehrte um und fuhr zurück zu seinem Haus.
    »Was wäre geschehen, falls ich mich entschieden hätte, nach Los Angeles zurückzukehren?« fragte ich. »Das wäre ganz unmöglich gewesen«,

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