Don Juan 05 - Der zweite Ring der Kraft
näherkam , beschliche n mic h Zweifel . Irgendwi e bewegt e si e sic h so gewandt , da ß ic h nich t glaube n konnte , Pablito s Mutte r vo r mi r z u haben.
»Mein e Güte , welc h ein e Überraschung! « rie f sie .
»Don a Soledad?« fragt e ic h ungläubig .
»Erkenns t d u mic h nicht? « erwidert e si e lachend . Ich macht e ein e unbeholfen e Bemerkun g übe r ihr e erstaunlich e Behendigkeit.
»Wies o hälts t d u mic h imme r fü r e i n hilflose s alte s Weib? « fragt e sie un d schaut e mic h mi t spöttische r Herausforderun g an . Dan n war f si e mir vor , ic h hätt e ih r einma l de n Spitzname n >Fra u Pyramide < angehängt . Mir fie l ein , da ß ic h einma l z u Nesto r gesag t hatte , ihr e Figu r erinner e mic h an ein e Pyramide . Si e hatt e ei n ausladende s wuchtige s Hintertei l un d einen kleine n spitze n Kopf . Di e lange n Gewänder , di e si e z u trage n pflegte, verstärkte n diese n Eindruc k noch.
»Sie h mic h an« , sagt e sie . »Seh e ic h noc h imme r wi e ein e Pyramide aus?«
Si e läc h elte , abe r ih r Blic k verursacht e mi r ei n unangenehme s Gefühl. Ic h versucht e mic h mi t eine m Scher z z u verteidigen , abe r si e schnit t mir da s Wor t a b un d drängt e mic h zuzugeben , da ß ic h fü r diese n Spitznamen verantwortlic h sei . Ic h beteuert e ihr , da ß ic h dies e n Vergleic h niemal s in abträgliche m Sin n gemein t hätt e un d da ß si e ohnehi n inzwische n so schlan k sei , da ß ihr e Figu r nich t i m entfernteste n a n ein e Pyramide erinnere . »Wa s is t mi t Ihne n passiert , Don a Soledad? « fragt e ich . »Si e sind j a verwandelt!«
»D u sa gs t es« , antwortet e si e knapp . »Ic h bi n verwandelt! « Ic h hatt e es i m übertragene n Sin n gemeint . Doc h be i genauere m Hinsehe n mußt e ich mi r eingestehen , da ß die s nich t nu r sinnbildlic h zutraf . Si e wa r tatsächlich völli g verwandelt . Plötzlic h verspürt e ic h e i ne n trocke n metallischen Geschmac k i m Mund . Ic h hatt e Angst.
Si e stemmt e di e Fäust e i n di e Hüfte n un d stan d mi t leich t gespreizten Beine n vo r mir . Si e tru g eine n hellgrüne n geraffte n Roc k un d ein e weiße Bluse . Ih r Roc k wa r kürzer , al s si e ih n sons t z u tra g e n pflegte . Ih r Haar konnt e ic h nich t sehen . Si e hatt e e s mi t eine m breite n Band , einem turbanähnliche n Stoffstreife n umwickelt . Si e wa r barfu ß un d klopft e mit ihre n große n Füße n rhythmisc h au f de n Boden , währen d si e mi t der Ungezwungenhei t eine s junge n Mä dchen s lächelte . Ni e zuvo r hatt e ic h bei jemande m ein e s o stark e Ausstrahlun g erleb t wi e be i ihr . Ic h bemerkt e ein seltsame s Funkel n i n ihre n Augen , ei n beunruhigendes , nich t aber beängstigende s Funkeln . Vielleicht , s o überlegt e ich , hatt e ic h noc h nie wi r klic h au f ih r Aussehe n geachtet . Unte r andere m macht e ic h mir Vorwürfe , wei l ic h i n de n Jahre n de s Zusammensein s mi t Do n Jua n so viel e Mensche n ignorier t hatte , di e ic h durc h ih n kennenlernte . Di e Macht seine r Persönlichkei t hatt e mi r all e andere n bla ß un d unbedeutend erscheine n lassen . Ic h sagt e ihr , da ß ic h mi r ni e hätt e träume n lassen , wie erstaunlic h vita l si e sei n könne , da ß ic h mi r nu n Vorwürf e machte , wei l ich mic h ni e wirklic h u m si e gekümmer t hatt e un d da ß ic h mic h künftig anstrenge n wollte , al l d i e Leut e au s de n vergangene n Jahre n überhaup t erst kennenzulernen.
Si e tra t nähe r a n mic h heran . Si e lächelte , stric h mi t de r rechte n Hand übe r meine n linke n Ar m un d drückt e ih n leicht . »Gan z bestimmt« , flüsterte si e mi r in s Ohr . Ih r Lächel n erstarrt e und h i r Blic k trübt e sich . Si e stan d so na h be i mir , da ß ic h spürte , wi e ihr e Brüst e mein e link e Schulte r streiften.
Mei n Unbehage n wuchs , auc h wen n ic h mi r einzurede n versuchte , da ß es keine n Grun d zu r Beunruhigun g gab . Ic h wiederholt e mi r imme r wieder, da ß i c h Pablito s Mutte r eigentlic h ni e kennengelern t hatt e un d da ß sie, trot z ihre s merkwürdige n Benehmens , wahrscheinlic h gan z norma l un d sie selbs t war . Abe r ein e inner e Angs t sagt e mir , da ß die s nur Abwehrgedanke n ohn e all e Stichhaltigkei t seien . Den n auc h we n n ic h sie damal s übersehe n hatte , wußt e ic h wohl , da ß ic h mic h nich t nu r seh r gu t an si e erinnerte , sonder n si e
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