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Don Juan 05 - Der zweite Ring der Kraft

Don Juan 05 - Der zweite Ring der Kraft

Titel: Don Juan 05 - Der zweite Ring der Kraft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlos Castaneda
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seh r gu t gekann t hatte . Si e hatt e fü r mic h stets de n Archety p eine r Mutte r verkörpert ; ic h schätzt e si e au f End e fünfzig ode r noc h älter . Ihr e schlaffe n Muskel n bewegte n ihr e plump e Körperfülle nu r mühsa m vorwärts . Ih r Haa r wa r star k ergraut . I n meine r Erinnerung wa r si e ein e traurige , schwermütig e Fra u mi t freundlichen , angenehmen Gesichtszügen , ein e sic h aufopfernde , leidend e Mutter , imme r i n d er Küch e hantierend , imme r müde . Auc h erinnert e ic h mic h a n si e al s eine seh r liebenswert e un d selbstlos e Frau , un d ein e seh r schüchtern e daz u – bis z u de m Punkt , da ß si e sic h jede m unterordnete , de r zufälli g i n de r Nähe war . Die s wa r mei n Eindruc k vo n ih r , de r sic h be i zufällige n Begegnungen übe r di e Jahr e hi n verstärk t hatte . Jetz t abe r wa r irgen d etwa s a n ihr beängstigen d anders . Di e Frau , di e vo r mi r stand , entsprac h überhaupt nich t de m Bild , da s ic h vo n Pablito s Mutte r hatte , un d doc h wa r sie dieselbe , schlanke r un d kräftige r zwar , un d si e wirkt e zwanzi g Jahr e jünger al s damals , al s ic h si e zu m letztenma l gesehe n hatte . Mi r lie f ei n Frösteln übe r de n Körper.
      Si e tra t ei n paa r Schritt e zurüc k un d mustert e mich . »La ß dic h mal ansehen« , sagt e sie . »De r Na g ua l ha t un s gesagt , da ß d u ei n Teufe l bist.«
    Jetz t erinnert e ic h mich : si e all e – Pablito , sein e Mutter , seine Schwester n un d Nesto r – hatte n sic h stet s dagege n gesträubt , Do n Juans Name n auszuspreche n un d ih n nu r >de n Nagual < genannt , un d auc h ich hatt e d ies e Gewohnhei t übernommen , wen n ic h mi t ihne n sprach.
    Herausfordern d legt e si e mi r di e Händ e au f di e Schulter n – etwas , das si e noc h ni e geta n hatte . Mei n Körpe r versteift e sich . Ic h wußt e nicht , was ic h sage n sollte . E s vergin g ein e ganz e Weile , un d s o g elan g e s mir , meine Gedanke n z u ordnen . Ih r Aussehe n un d ih r Verhalte n verwirrte n mich dermaßen , da ß ic h gan z vergesse n hatte , si e nac h Pablit o un d Nesto r zu fragen . »Sage n Si e mi r doch , w o is t Pablito? « fragt e ic h sie , währen d mich ein e Anwandlun g vo n Fu r ch t befiel.
    »Ach , e r is t i n di e Berg e gegangen« , antwortet e si e i n beiläufige m Ton un d wandt e sic h ab . »Un d w o is t Nestor?«
    Si e verdreht e mi t Gleichgültigkei t ausdrückende r Gebärd e di e Augen.
    »Si e sin d zusamme n i n de n Bergen« , sagt e si e ebens o gleichgültig . Ich fühlt e mic h seh r erleichter t un d sagt e z u ihr , ic h hätt e nich t daran gezweifelt , da ß e s ihne n gu t ging.
    Si e strahlt e mic h lächeln d an . D a überflutet e mic h ein überschwengliche s Glücksgefühl , un d ic h umarmt e sie . Gan z unbefangen erwidert e si e di e Umar mun g un d hiel t mic h fest ; die s Verhalte n befremdete mic h s o sehr , da ß e s mi r de n Ate m verschlug . Ih r Körpe r wa r angespannt.
      Ic h spürt e ihr e ungeheur e Kraft . Mei n Her z schlu g schneller . Ic h versuchte mic h sacht e vo n ih r loszumache n un d erkundigt e mich , o b N esto r noch imme r mi t Do n Genar o un d Do n Jua n zusamme n sei . Den n be i unserer letzte n Begegnun g hatt e Do n Jua n bezweifelt , o b Nesto r scho n berei t sei, sein e Lehrzei t abzuschließen.
    »Genar o is t fü r imme r gegangen« , sagt e si e un d lie ß mic h los . Sie nestelt e n e rvö s a m Sau m ihre r Bluse . »Un d Do n Juan?«
    »De r Nagua l is t auc h gegangen« , sagt e si e un d verzo g di e Lippen.
    »Wohi n sin d si e gegangen? «
    »Wie , da s weiß t d u nicht?«
    Ic h erzählt e ihr , da ß di e beide n mi r vo r zwe i Jahre n Lebewoh l gesagt hatten ; ic h wußt e nur , da ß si e damal s irgendwohi n aufbrachen . Damals hatt e ic h nich t gewagt , mi r Gedanke n darübe r z u machen , wohi n sie gegange n waren . Scho n frühe r hatte n si e mi r ni e verraten , w o si e sich aufhielten , un d ic h hatt e mic h schließlic h mi t de r Tatsach e abgefunden, da ß s ie , wen n si e au s meine m Lebe n verschwinde n wollten , sic h nu r zu weiger n brauchten , mic h wiederzusehen.
    »Jedenfall s sin d si e nich t hier , sovie l is t sicher« , sagt e si e mi t finsterer Miene . »Un d si e werde n nich t wiederkommen , da s is t ebens o sicher.«
    Si e sprac h ohn e jed e Gefühlsbeteiligung . Allmählic h wurd e si e mir imme r unheimliche r un d

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