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Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel Cervantes Saavedra
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Ritterschlag geben wolle, wie ihn noch kein Ritter in der ganzen Welt erhalten. Er fragte ihn ferner, ob er Geld mit sich führe? – Don Quixote antwortete, daß er keinen Heller führe, weil er in den Geschichtbüchern von fahrenden Rittern niemals gelesen, daß irgendeiner Geld mit sich geführt habe. Hierauf sagte der Schenkwirt, daß er sich irre, daß, wenn es in den Geschichtbüchern nicht stehe, es den Autoren geschienen, daß es nicht nötig sei, von der Führung so unentbehrlicher Dinge zu schreiben, als Geld und reine Hemden wären, daß sie aber darum niemals gezweifelt, ob die Ritter dergleichen bei sich gehabt; es sei auch zuverlässig und ausgemacht, daß alle irrenden Ritter (von denen so viele Bücher angefüllt sind) auf den Fall der Not immer eine gute Börse bei sich hatten, ingleichen Hemden wie auch eine kleine Büchse mit Salben, um die Wunden zu heilen, die sie empfangen möchten; denn in den Feldern und Wüsten, wo sie kämpften und die Wunden empfingen, war nicht immer jemand, der sie heilte, wenn sie nicht irgendeinen weisen Zauberer zum Freunde hatten, der sogleich zu Hilfe eilte und durch die Luft in einer Wolke eine Jungfrau oder einen Zwerg mit einem so köstlichen Balsam schickte, daß man nur einen Tropfen davon zu kosten brauchte, um von allen Schmerzen und Wunden so völlig zu genesen, als wenn man gar keine Unpäßlichkeit empfunden. Diejenigen aber, die dergleichen Freunde nicht hatten, bei diesen wandernden Rittern ist es als eine gewisse Sache anzunehmen, daß ihre Edelknaben mit Geld und anderen Notwendigkeiten versehen gewesen, wozu besonders Scharpie und Salben zum Verbinden gehören; wenn es aber geschah, daß diese Ritter ohne Edelknaben waren (welches aber in der Tat nur sehr selten der Fall war), so hatten sie selber alles in sehr subtilen Schnappsäcken, die sie hinten auf dem Pferde hatten, daß es aussah, als wäre es ein ander Ding von Wichtigkeit, denn aus obigen Gründen war es unter den irrenden Rittern nicht sonderlich üblich, selber Schnappsäcke zu führen. Der Wirt riet ihm noch einmal (da er ihn schon wie seinen angenommenen Sohn ansähe, welcher er auch binnen kurzem würde), daß er nicht reisen solle, ohne Geld und die vorerwähnten Notwendigkeiten bei sich zu haben, er würde sehen, von welchem Nutzen sie seien, wenn er es am wenigsten gedächte.
    Don Quixote versprach seinen Rat auf das pünktlichste zu befolgen, und sogleich wurde ausgemacht, daß er die Waffen in einem Hofe bewachen solle, der zur Seite der Schenke lag. Don Quixote nahm sie alle und legte sie auf einen Trog, der neben einem Brunnen stand, dann nahm er seinen Schild, faßte die Lanze und fing vor dem Troge an, mit edlem Anstande auf und ab zu gehen; indem er diesen Spaziergang anfing, fing die Nacht an völlig hereinzubrechen.
    Der Schenkwirt erzählte allen, die in der Schenke waren, von der Torheit seines Gastes, wie er die Waffen bewache und Hoffnung hege, zum Ritter geschlagen zu werden. Alle verwunderten sich über diese seltsame Art von Narrheit und betrachteten ihn von weitem, wie er mit friedlichen Gebärden einmal vorüberging, zurückschritt, sich auf die Lanze stützte und seine Augen auf die Waffen heftete, ohne sich weit von ihnen zu entfernen. Es war völlig Nacht, aber so heller Mondenschein, daß alles, was der neue Ritter vornahm, ganz deutlich von allen gesehen wurde.
    Es fiel einem von den Maultiertreibern, die in der Schenke waren, ein, seinen Tieren Wasser zu geben. Er mußte dazu notwendig Don Quixotes Waffen wegnehmen, die auf dem Troge standen; aber als dieser ihn nahe kommen sah, rief er mit lauter Stimme: »O du, wer du auch seist, übermütiger Ritter, der du dich nahest, die Waffen des allertapfersten Irrenden anzurühren, den je ein Schwert umgürtete, siehe wohl zu, was du tust, berühre sie nicht, wenn du nicht dein Leben als Strafe deines Übermutes verlieren willst.« – Der Eseltreiber kümmerte sich um diese Reden nicht (aber für sein Wohlbefinden wäre es besser gewesen, wenn er sich darum gekümmert hätte), sondern nahm die Waffen herunter und warf sie eine große Strecke weit von sich. Als Don Quixote dieses erblickte, schlug er die Augen zum Himmel und richtete drauf seine Gedanken, wie es schien, zu seiner Gebieterin Dulcinea und sprach: »Helft mir, Gebieterin, in dieser ersten Befährdung, die sich dem Euch unterworfenen Herzen darbeut; entzieht mir nicht in diesem ersten Wagestück Eure Gunst und Hilfe.« Indem er dies und andere

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