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Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel Cervantes Saavedra
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nur jetzt in seiner natürlichen Gestalt zeigen und zu Don Quixote sagen, daß, nachdem sie von den Ruderknechten geplündert wären, er nach dieser Schenke geflohen sei; wenn aber vom Stallmeister der Prinzessin die Frage sein würde, so wollten sie ihm sagen, daß man ihn vorangeschickt habe, um den Untertanen die Nachricht zu bringen, wie sie komme und ihrer aller Befreier mit sich bringe. Hierauf gab der Barbier mit gutem Willen der Wirtin den Schwanz, sowie er auch alles übrige ablieferte, was sie der Erlösung des Don Quixote wegen geborgt hatten.
    Alle in der Schenke verwunderten sich über die Schönheit der Dorothea sowie über die edle Gestalt des Hirten Cardenio. Der Pfarrer sorgte dafür, daß sie eine Mahlzeit erhielten, so gut es die Schenke vermochte, und der Wirt, der eine bessere Bezahlung hoffte, richtete ihnen mit großem Eifer ein gutes Mittagsmahl zu. Während dieser ganzen Zeit schlief Don Quixote, und sie wollten ihn nicht aufwecken, weil ihm der Schlaf nötiger als Essen war. Bei Tische sprachen sie in Gegenwart des Wirts, der Wirtin, der Tochter, Maritorne und aller Reisenden von Don Quixotes seltsamer Narrheit, und wie sie ihn angetroffen; die Wirtin erzählte, was sich mit dem Eseltreiber zugetragen, wobei sie sich umsah, ob Sancho nicht zugegen sei, und da sie ihn nicht gewahr ward, erzählte sie auch ohne Umstände von seiner Prelle, welches den übrigen vieles Vergnügen machte; wie nun der Pfarrer darauf sagte, daß die Ritterbücher, die Don Quixote gelesen, ihm den Verstand verdreht hätten, erwiderte der Wirt: »Wie das möglich ist, begreife ich nicht; denn ich weiß mir nach meinem Geschmack kein schöneres Leben auf der Welt, und ich selbst habe zwei oder drei solcher Bücher, die mir immer das Herz erfrischen, und nicht nur mir, sondern auch vielen anderen Leuten. Zur Erntezeit kommen viele Schnitter in den Festtagen hierher, da ist denn immer einer darunter, der lesen kann, und der dies oder jenes von diesen Büchern zur Hand nimmt. Über dreißig setzen wir uns um ihn herum und hören mit solchem Vergnügen zu, daß wir Essen und Trinken vergessen; wenigstens muß ich für meine Person gestehen, daß, wenn ich von den schrecklichen und entsetzlichen Hieben höre, die sich die Ritter austeilen, ich die größte Lust kriege, es auch zu versuchen, und ich Tag und Nacht den Dingen zuhören möchte.«
    »So geht es mir gerade auch«, sagte die Wirtin, »denn ich habe niemals gute Zeit im Hause, außer wenn du dem Lesen zuhörst, um die Zeit bist du so außer dir, daß du dann an kein Zanken denkst.«
    »Das ist wahr«, sagte Maritorne, »und meiner Treu, ich höre diese Dinge doch gar zu gern an; denn sie sind zuckersüß, besonders wenn erzählt wird, wie solche Dame unter Orangen sitzt und sich mit ihrem Ritter umarmt hält, wie dann eine Dienerin auf der Wache sein muß und vor Neid und Furcht sterben möchte: o, alle die Sachen sind lieblicher als Honig.«
    »Und wie gefallen sie Euch, liebes Kind?« fragte der Pfarrer, indem er sich zur Tochter des Wirts wandte.
    »Ich kann es wahrhaftig selbst nicht sagen«, antwortete sie, »ich höre zu, und wenn ich es auch nicht verstehe, macht mir doch das Anhören Vergnügen. Nicht aber gefallen mir die Hiebe so sehr, die meinen Vater ergötzen, sondern die Klagen, welche die Ritter anstellen, wenn sie von ihren Damen entfernt sind, so daß ich wahrhaftig ein paarmal aus Mitleiden habe weinen müssen.«
    »Ihr würdet sie also wohl schnell trösten, mein liebes Kind«, fragte Dorothea, »wenn sie Euretwegen jammerten?«
    »Ich weiß nicht, was man tun würde«, antwortete das Mädchen; »aber das ist wahr, daß einige von diesen Damen so grausam sind, daß ihre Ritter sie Löwen und Tigertiere nennen, und ihnen noch andere Ekelnamen geben; denn du lieber Gott! ich begreife doch gar nicht, wie es so hartherzige und gewissenlose Leute geben kann, daß sie sich um einen ehrlichen Menschen nicht mehr kümmern, und ihn sterben oder verrückt werden lassen. Ich weiß auch nicht, was das Zieren soll, wenn sie es ehrlich meinen, so mögen sie sich mit ihnen verheiraten, da jene doch nichts Besseres wünschen.«
    »Schweige, Kind«, sagte die Wirtin, »du scheinst viel von den Dingen zu wissen; es schickt sich nicht, daß ein Mädchen so viel weiß und spricht.«
    »Da mich der Herr fragte«, erwiderte sie, »so mußte ich ihm doch wohl antworten.«
    »Gebt mir doch nun, Herr Wirt«, sagte der Pfarrer, »die Bücher; denn ich möchte sie wohl

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