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Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel Cervantes Saavedra
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alles, was diese Bücher erzählen, sich gerade so zutrug, wie sie es beschreiben, kein Barfüßer könnte ihn von dieser Meinung abbringen.«
    »Bedenkt, guter Freund«, fing der Pfarrer wieder an, »daß ein Felix Marte von Hircania niemals auf Erden gelebt hat, ebensowenig ein Don Cirongilio von Thracia oder andere ähnliche Ritter, von denen die Ritterbücher schreiben; alles ist ja nur Erdichtung und Erfindung müßiger Köpfe, die diese Dinge zum Zeitvertreibe schreiben, wie Ihr auch erzählt, daß die Vorlesung Euren Schnittern die Zeit verkürzt, denn ich schwöre es Euch zu, daß dergleichen Ritter niemals auf Erden gelebt haben, so wenig wie diese Taten und Teufeleien jemals vorgefallen sind.«
    »Ihr mögt einem anderen die Nase drehen«, antwortete der Wirt, »wir wissen gottlob noch, daß zwei und zwei vier macht und wo uns der Schuh drückt; glaubt nicht, daß Ihr mir solchen Brei in den Mund streichen könnt, denn ich bin gottlob nicht von gestern her; das ist doch lustig, daß Ihr mir weismachen wollt, in allen diesen Büchern stecke nur Lug und Trug, da sie doch mit besonderer Erlaubnis der königlichen Räte gedruckt sind; als wenn das Leute wären, die so viele Lügen würden drucken lassen, alle die Schlachten und Verzauberungen, worüber man verrückt werden könnte.«
    »Ich habe Euch schon gesagt, Freund«, versetzte der Pfarrer, »daß alles dies nur geschieht, um unsere müßigen Gedanken zu unterhalten, und wie man in gut eingerichteten Staaten Schachspiel, Kegelspiel und Billard denen erlaubt, die nicht arbeiten mögen, können oder dürfen, so läßt man auch dergleichen Bücher drucken, in der Meinung, wie es auch geschieht, daß keiner so sehr unwissend sein wird, diese Geschichten für Wahrheit zu halten, und wenn es sich jetzt nun schickte, oder meine Zuhörer es verlangten, so könnte ich manche Dinge darüber sagen, wie Ritterbücher eingerichtet sein müßten, wenn sie gut sein sollten, was vielleicht zum Nutzen und manchem zum Vergnügen gereichen würde; ich hoffe aber, eine Gelegenheit zu finden, es denen mitzuteilen, die dafür etwas leisten können, und unterdessen, Herr Wirt, glaubt nur meinen Worten, nehmt Eure Bücher und macht Euch mit ihnen davon, sie mögen nun Wahrheit oder Lügen sein, und wohl bekommen sie Euch, und Gott gebe nur, daß Ihr nicht auf demselben Beine lahm werdet, auf welchem Euer Gast Don Quixote hinkt.«
    »Seid ohne Sorge«, antwortete der Wirt; »denn ich werde ja nicht so närrisch sein, mich zu einem irrenden Ritter zu machen, denn ich weiß wohl, daß jetzt nicht Gebrauch ist, was ehemals Gebrauch war, als jene berühmten Ritter durch die Welt zogen.«
    Um die Mitte dieses Gespräches hatte sich Sancho eingefunden. Er war sehr betrübt und nachdenklich, als er hörte, daß gegenwärtig die irrenden Ritter nicht gebräuchlich wären, und daß alle Ritterbücher nur Narrheiten und Lügen enthielten; er nahm sich in seinem Herzen vor, abzuwarten, wie diese Reise seines Herrn ausschlagen würde, und falls es nicht so glücklich käme, als er dachte, beschloß er, ihn zu verlassen und zu Frau und Kindern und seiner gewöhnlichen Arbeit zurückzukehren.
    Der Wirt nahm den Mantelsack und die Bücher, aber der Pfarrer sagte: »Haltet, ich möchte gern diese Papiere ansehen, die so zierlich geschrieben sind.«
    Der Wirt nahm sie und gab sie ihm zum Lesen hin, die Handschrift betrug ungefähr acht Bogen, und der Titel war mit großen Buchstaben geschrieben und hieß: Novelle vom grübelnden Fürwitzigen. Der Pfarrer las für sich einige Zeilen und sagte: »Der Anfang dieser Novelle ist wahrlich nicht übel, und ich hätte wohl Lust, sie ganz zu lesen.«
    Der Wirt antwortete hierauf: »Euer Ehrwürden mag sie nur lesen, denn ich muß Euch sagen, viele von meinen Gästen haben sie schon gelesen, und allen hat sie sehr gefallen; sie haben mich auch dringend darum gebeten, aber ich habe sie ihnen nicht geben mögen, denn ich denke sie dem einmal wiederzugeben, der diesen Mantelsack mit den Büchern und Schriften vergessen hat. Der Besitzer kommt wohl wieder einmal her, und ob es mir gleich leid tun wird, diese Bücher wegzugeben, so bin ich doch ein Christ, wenn ich gleich nur ein Schenkwirt bin.«
    »Ihr habt recht«, sagte der Pfarrer, »wenn mir aber die Novelle gefällt, so ist es doch wohl erlaubt, sie abzuschreiben?«
    »Herzlich gern«, antwortete der Schenkwirt.
    Indes die beiden sprachen, hatte Cardenio die Novelle genommen und sie zu lesen angefangen;

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