Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel Cervantes Saavedra
Vom Netzwerk:
Pansa und sagte ihm, daß, wenn es gewiß ist, daß sein Herr dem Riesen den Kopf heruntergehauen habe, sie ihm verspräche, sobald ihr Reich nur beruhigt sei, ihm die schönste Grafschaft zu geben, die sich darin befinde.
    Hiermit war Sancho getröstet und versicherte die Prinzessin, daß er es ganz gewiß wisse, daß er den Kopf des Riesen gesehen habe, und zum größeren Wahrzeichen habe er einen Bart, der bis auf den Gürtel reiche, und wenn er jetzt nicht zu finden wäre, so komme das daher, weil alles, was sich in diesem Hause zutrage, vermittels Zauberei geschehe, wie er schon neulich erfahren, da er hier geherbergt. Dorothea sagte, daß sie das auch glaube, und daß er nur ohne Sorgen sein möchte, denn alles würde gutgehen und so kommen, wie man es nur wünschen könne.
    Als alle beruhigt waren, wollte der Pfarrer die Novelle zu Ende lesen, denn er sah, daß nur noch wenig übriggeblieben. Cardenio, Dorothea und die übrigen baten ihn auch darum, er, um allen das Vergnügen zu machen und auch weil er selbst sie gern las, fuhr in der Erzählung folgendermaßen fort:
    Seitdem führte Anselmo in der Überzeugung von Camillas Tugend das vergnügteste und zufriedenste Leben. Camilla machte dem Lotario stets ein verdrießliches Gesicht, damit Anselmo über ihre wahren Gesinnungen im Irrtum bliebe, und Lotario, um dies noch mehr zu bestätigen, bat ihn um die Erlaubnis, sein Haus nicht mehr besuchen zu dürfen, denn er merke deutlich den Verdruß, den Camilla über seine Besuche empfinde; aber der betrogene Anselmo verlangte, daß er dies durchaus nicht unterlasse, und so arbeitete Anselmo auf tausend Arten an seiner eigenen Schande, indes er glaubte, sich glücklich zu machen.
    Leonella, die ihre Liebe nun autorisiert sah, kam endlich dahin, alle anderen Rücksichten zu vergessen und sich ihrer Leidenschaft zügellos hinzugeben; denn sie verließ sich darauf, daß ihre Gebieterin sie verbergen helfe, ja ihr sogar die Mittel angebe, wie sie am besten ihr Betragen einrichten könne. So hörte in einer Nacht Anselmo im Zimmer der Leonella jemand gehen, und als er hineinwollte, um nachzusehen, wer es sei, fühlte er die Tür zugehalten; dadurch wurde er noch mehr veranlaßt, sie aufmachen zu wollen, und es gelang ihm endlich mit großer Anstrengung. Sowie er hineintrat, bemerkte er, daß ein Mensch aus dem Fenster auf die Gasse hinuntersprang; indem er nun sehr schnell nacheilen wollte, um ihn festzuhalten oder zu erkennen, konnte er weder das eine noch das andere ausrichten, denn Leonella umfaßte ihn und sagte: »Seid ruhig, gnädiger Herr, erzürnt Euch nicht und geht dem nicht nach, der dort hinuntersprang; die Sache betrifft mich, denn er ist mein Mann.«
    Anselmo wollte ihr nicht glauben, sondern ergriff blind vor Zorn seinen Dolch, um Leonella niederzustechen, wobei er sagte, sie solle die Wahrheit bekennen, oder er würde sie sogleich umbringen. Sie, voll Furcht, ohne zu wissen, was sie spräche, sagte: »Bringt mich nicht um, Señor, denn ich will Euch Sachen von solcher Wichtigkeit bekennen, wie Ihr Euch nicht vorstellen könnt.«
    »Sogleich bekenne sie«, rief Anselmo aus, »wenn du nicht des Todes sein willst.«
    »Jetzt ist es mir unmöglich«, sagte Leonella, »denn ich bin zu sehr erschrocken, laßt mir bis morgen früh Zeit, so sollt Ihr erfahren, was Euch in Erstaunen setzen wird, aber seid versichert, daß derjenige, der aus dem Fenster sprang, ein junger Mensch hier aus der Stadt ist, der mir die Hand darauf gegeben hat, mich zu heiraten.«
    Anselmo gab sich hiermit zufrieden und bewilligte ihr die Frist, um die sie bat, denn er glaubte nicht, gegen Camilla etwas zu hören, weil er von ihrer Vortrefflichkeit zu sehr überzeugt war, er ging also aus dem Zimmer, in das er Leonella verschloß, indem er ihr ankündigte, daß sie es nicht verlassen werde, bis sie ihm alles gesagt, was sie ihm zu vertrauen habe. Er ging sogleich zu Camilla und erzählte ihr alles, was sich mit dem Mädchen zugetragen hatte und wie sie ihm versprochen, ihm wichtige und äußerst erhebliche Sachen zu entdecken. Ob Camilla erschrak, ist keine Frage, denn sie wurde so sehr von Furcht und Bestürzung befallen, weil sie mit aller Wahrscheinlichkeit glaubte, daß Leonella dem Anselmo alles von ihrer Untreue erzählen würde, so daß sie keinen Mut übrigbehielt, um abzuwarten, ob ihr Argwohn gegründet oder ungegründet sei; sondern noch in der nämlichen Nacht, als Anselmo eingeschlafen war, nahm sie ihre besten Kleinodien

Weitere Kostenlose Bücher