Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel Cervantes Saavedra
Vom Netzwerk:
ohne sein Lachen zu unterbrechen, sagte: »Hier steht, wie ich gesagt habe, auf dem Rande geschrieben: Diese Dulcinea von Toboso, die so oftmals in dieser Historie genannt wird, hatte nach Berichten unter allen Frauenzimmern in la Mancha die glücklichste Hand, Schweinefleisch einzupökeln.«
    Als ich Dulcinea von Toboso nennen hörte, war ich erstaunt und überrascht, denn mir fiel sogleich ein, daß dieses unnütze Papier wohl die Geschichte des Don Quixote enthalten möchte. Mit diesen Gedanken bat ich ihn, mir schnell den Anfang zu lesen, er tat es, indem er sogleich das Arabische ins Kastilianische übersetzte, folgendermaßen: Historia des Don Quixote von la Mancha, geschrieben vom Cide Hamete Benengeli, arabischem Historienschreiber. Es war viel Verstand dazu nötig, um mein großes Vergnügen zu verbergen, da ich den Titel des Buches hörte, ich riß es dem Seidenhändler weg und kaufte von dem Jungen alle die Blätter und alten Papiere um einen halben Real, der, wenn er Verstand gehabt hätte und gemerkt, wie lieb sie mir wären, wohl sechs Realen dafür von mir hätte bekommen können.
    Sogleich ging ich mit dem Morisken durch das Kloster der großen Kirche und trug ihm auf, die ganze Makulatur zu übersetzen, was vom Don Quixote handelte, in kastilianischer Sprache, ohne etwas auszulassen noch hinzuzufügen, wobei ich fragte, wieviel Bezahlung er dafür verlange. Er war mit fünfzig Pfund Rosinen und zwei Scheffeln Weizen zufrieden und versprach alles gut, getreu und schnell zu übersetzen. Um aber den Handel zu erleichtern und meinen guten Fund nicht aus den Händen zu geben, nahm ich den Mohren zu mir ins Haus, wo er in ungefähr einem und einem halben Monat alles so übersetzte, wie man es hier findet.
    Auf dem ersten Blatte war Don Quixotes Schlacht mit dem Biskayer ganz nach dem Leben abgemalt, sie standen in derselben Stellung, wie sie die Geschichte beschreibt, die Schwerter aufgehoben, dieser mit seinem Schilde, jener mit seinem Kissen beschirmt; zugleich war das Maultier des Biskayers so täuschend abgebildet, daß man es auf einen Steinwurf davon schon für ein gemietetes Tier erkannte. Zu den Füßen des Biskayers stand geschrieben: Don Sancho de Azpeytia, welches wahrscheinlich sein Name war, unter Rosinantes Füßen war ein anderes Blatt, worauf geschrieben war Don Quixote. Dieser Rosinante war bewundernswürdig abgeschildert, so lang und so gedehnt, so dünn und eingefallen, mit einem so hervorstehenden Rückgrat und einem so anständigen Betragen, daß er beim Beschauen bewies, wie passend und mit welcher Schicklichkeit ihm der Name Rosinante gegeben sei. Daneben stand Sancho Pansa, der seinen Esel am Stricke hielt, zu seinen Füßen war wieder ein Zettel mit der Inschrift: Sancho Breitfuß, und wie das Gemälde zeigte, hatte er auch in der Tat einen dicken Bauch, einen schlechten Wuchs und sehr breite Füße, und deshalb hatte er auch den Zunamen Pansa und Breitfuß, so wie auch beide Namen abwechselnd in der Geschichte genannt werden. Ich könnte noch einige andere Abweichungen anführen, aber sie sind alle unwichtig und keine tut der Wahrheit der Geschichtserzählung Eintrag, sonst ist keine zu verachten, die die Wahrheit in ein helleres Licht setzt.
    Man könnte in Ansehung der Wahrhaftigkeit nichts anderes einwerfen, als daß der Verfasser ein Araber gewesen und daß es dieser Nation eigentümlich sei, zu lügen, und da sie überdies so sehr unsere Feinde sind, so habe der Autor auch gewiß manches eher unterdrückt, als vergrößert. Dies scheint mir auch wirklich der Fall zu sein, denn wenn er sich am weitläufigsten in Lobeserhebungen des wackeren Ritters ergießen könnte und sollte, geht er lieber geflissentlich mit Stillschweigen darüber hinweg. Dies ist ein übler und tadelnswürdiger Charakter, denn ein Geschichtschreiber soll genau sein, wahrhaft, ohne Leidenschaft, weder von Eigennutz noch Furcht beherrscht, weder Haß noch Liebe dürfte ihn vom Wege der Wahrheit verleiten, deren Mutter die Geschichte ist, die Nebenbuhlerin der Zeit, das Archiv aller Taten, Zeugin des Verflossenen, Beispiel und Rat des Gegenwärtigen, Warnerin der Zukunft. Alles dies, und was man nur wünschen kann, wird sich in diesem anmutigen Werke finden, und wenn irgend etwas Gutes darin mangelt, so liegt nach meiner Meinung die Schuld an dem Esel von Autor, gewiß aber nicht an dem Gegenstande. Kurz, der zweite Teil fing nach der Übersetzung folgendermaßen an. – – –
    Hochgeschwungen waren die

Weitere Kostenlose Bücher