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Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel Cervantes Saavedra
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hindert, Euch nichts an Eurem ganzen Körper wehe tut. Redet nur, mein Kind, alles, was Euch in den Kopf und in den Mund kommt; denn wenn Ihr nur dadurch Eurer Schmerzen entledigt werdet, so will ich die Langeweile, die mir Eure Dummheiten machen, gern als eine Unterhaltung aufnehmen. Wünscht Ihr aber so sehr nach Hause und zu Frau und Kindern zurückzukehren, so verhüte Gott, daß ich Euch daran hinderlich sein sollte. Ihr habt mein Geld; rechnet aus, wie lange wir seit diesem dritten Auszuge von unserem Dorfe entfernt sind und was Ihr jeden Monat verdienen könnt und sollt, und macht Euch selber bezahlt.«
    »Als ich«, antwortete Sancho, »dem Thomas Carrasco diente, dem Vater des Bakkalaureus Simson Carrasco, den Ihr wohl kennt, verdiente ich jeden Monat zwei Dukaten, außer meiner Kost. Was ich aber bei Euch verdienen kann, weiß ich nicht; aber das weiß ich wohl, daß der Stallmeister eines irrenden Ritters weit mehr Arbeit hat als der, welcher bei einem Bauer dient; denn wenn wir bei den Bauern dienen und am Tage noch soviel Arbeit haben, so haben wir doch des Abends, wenn es uns auch noch so übel geht, ein warmes Essen und schlafen in einem Bette, in welchem ich nicht geschlafen habe, seit ich Euer Gnaden diene, außer in der kleinen Zeit, die wir im Hause des Don Diego de Miranda zubrachten. Dann hatte ich das Vergnügen, den Schaum abzuschöpfen, den ich auf den Töpfen des Camacho fand, und was ich im Hause des Basilio gegessen, getrunken und geschlafen habe, alle übrige Zeit habe ich auf der harten Erde und unter freiem Himmel schlafen müssen, allen Unfreundlichkeiten des Himmels ausgesetzt, indem ich mich von Stückchen Käse und Krümchen Brot erhalten habe und das Wasser aus Strömen und Quellen getrunken, die wir in den Wüsteneien fanden, durch welche wir gezogen sind.«
    »Ich gestehe«, sagte Don Quixote, »daß alles, Sancho, was du gesagt hast, die Wahrheit ist; aber wieviel meinst du denn, Sancho, daß ich dir mehr geben müsse, als dir Thomas Carrasco gegeben hat?«
    »Nach meiner Meinung«, sagte Sancho, »wenn Ihr mir auf jeden Monat zwei Realen zulegtet, würde ich mich für gut bezahlt halten. Das ist nur, was den Lohn für meine Arbeit betrifft; aber damit ich dafür etwas kriege, daß Ihr mir Euer Wort und Versprechen auf die Statthalterschaft einer Insel gegeben habt, so wäre es wohl billig, daß Ihr noch sechs Realen zulegtet, welches denn alles zusammen dreißig machte.«
    »Sehr gut«, versetzte Don Quixote; »nach dem Gehalte, welches Ihr selbst bestimmt habt, rechnet es nun, Sancho, zusammen, was ich Euch schuldig bin, fünfundzwanzig Tage sind es, seit wir unser Dorf verlassen haben, und macht Euch dann, wie gesagt, selber bezahlt.«
    »Ei, bei meiner armen Seele!« sagte Sancho, »wie seid Ihr bei dieser Rechnung im Irrtum; denn was das Versprechen der Insel betrifft, so müßt Ihr von dem Tage rechnen, an welchem Ihr es mir zuerst gegeben habt, bis zu der gegenwärtigen Stunde, in welcher wir uns jetzt befinden.«
    »Aber ist es denn schon lange, Sancho, daß ich dir dies versprochen?« fragte Don Quixote.
    »Wenn ich mich recht erinnere,« sagte Sancho, »so müssen es wohl zwanzig Jahre sein, etliche Tage mehr oder weniger.«
    Don Quixote gab sich einen heftigen Schlag vor die Stirn, worauf er laut zu lachen anfing und sagte: »Seit ich im Schwarzen Gebirge war, ja seit ich überhaupt ausgezogen bin, sind kaum zwei Monate verflossen, und du sagst, Sancho, daß es schon seit zwanzig Jahren ist, daß ich dir die Insel versprochen habe? Ich merke nunmehr, daß du gern willst, dein Lohn und das Geld, das du von mir hast, soll miteinander aufgehen. Und wenn dem so ist und du danach trachtest, so schenke ich es dir hiermit, und es bekomme dir wohl; denn nur um einen so schlechten Stallmeister los zu sein, werde ich mich freuen, mich arm und ohne einen Heller zu befinden. Aber sage mir, du Schänder aller Stallmeisterregeln in der irrenden Ritterschaft, wo hast du gesehen oder gelesen, daß irgendein Stallmeister eines irrenden Ritters sich mit seinen Herrn in Berechnungen eingelassen, soundso viel sollt Ihr mir jeden Monat mehr geben, wenn ich Euch diene? Segle, segle, Lump, Schelm und Ungeheuer, denn du scheinst mir dies alles zu sein, segle, sage ich noch einmal, auf den Ozean ihrer Historien, und wenn du findest, daß irgendein Stallmeister das gesprochen, ja nur gedacht, was du jetzt gesprochen hast, so sollst du mir denselben an die Stirn nageln und mir als Zugabe noch

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