Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)
Don Quixote tat es, und zwischen beiden entspann sich hierüber ein Wettstreit von Höflichkeit; doch trug endlich die Weigerung der Herzogin den Sieg davon, die nicht anders als in den Armen des Herzogs von ihrem Zelter absteigen wollte, indem sie sagte, daß sie nicht würdig sei, einem so großen Ritter eine unnütze Beschwerde zu machen. Der Herzog kam endlich, ihr herabzuhelfen, und indem sie in einen großen Hof hineintraten, kamen ihnen zwei schöne Mädchen entgegen und warfen um Don Quixotes Schultern einen großen Mantel vom feinsten Scharlach, und augenblicks füllten sich alle Galerien des Hofes mit Dienern und Dienerinnen, welche mit lauter Stimme riefen: »Willkommen sei die Blume und der Ausbund aller irrenden Ritter!« Und alle oder die meisten sprengten wohlriechende Wasser auf Don Quixote und die Herzogin, und Don Quixote war über alle diese Anstalten sehr verwundert, und dieses war der erste Tag, an welchem er es durch und durch glaubte und fest überzeugt war, daß er ein wahrhafter und kein eingebildeter irrender Ritter sei, da er sich ganz so behandeln sah, wie er gelesen hatte, daß man in vergangenen Zeiten die irrenden Ritter behandelt habe. Sancho machte sich vom Grauen und drängte sich an die Herzogin, mit welcher er in das Kastell hineinzog; darauf aber marterte ihn sein Gewissen, daß er seinen Esel allein gelassen hatte; deshalb ging er zu einer ehrwürdigen Dueña, die mit den übrigen gekommen war, um die Herzogin zu empfangen, und sagte zu ihr mit leiser Stimme: »Frau Gonzalez! oder wie Euer Gnaden sonst heißen mag – «
»Doña Rodriguez de Grijalba ist mein Name«, antwortete die Dueña.«Was ist Euch gefällig, mein Freund?«
Worauf Sancho antwortete: »Ich wollte gern, daß Euer Gnaden mir die Gnade erzeigte, vor die Tür des Kastells hinauszugehen, wo Ihr einen grauen Esel finden werdet, der mein ist. Seid doch so gütig, ihn in den Stall zu ziehen oder ziehen zu lassen; denn das arme Ding ist etwas furchtsam und wird sich gar nicht dareinfinden können, so ganz allein und einsam zu bleiben.«
»Wenn der Herr so verständig ist wie der Diener«, antwortete die Dueña, »so sind wir gut angekommen. Daß Ihr das Unglück kriegtet samt demjenigen, der Euch hierhergebracht hat! Sorgt selber für Euren Esel; denn die Dueñas in diesem Hause sind nicht an dergleichen Verrichtungen gewöhnt.«
»Nun wahrhaftig«, antwortete Sancho, »ich habe doch von meinem Herrn gehört, der die Historien durch und durch kennt, daß, als Lanzarote von Bretagne kam, zarte Damen pflegten sein, Prinzessinnen sein Rösselein; und was meinen Esel betrifft, so würde ich ihn nicht mit dem Rosse des Herrn Lanzarote austauschen.«
»Freund, wenn Ihr ein Harlekin seid«, versetzte die Dueña, »so spart Eure Späße für diejenigen, denen sie gefallen und die sie Euch bezahlen; denn von mir bekommt Ihr nichts dafür als eine Feige.«
»Und noch dazu«, antwortete Sancho, »wird die sehr reif sein; denn Euer Gnaden wird gewiß im Spiel durch eine Karte zu wenig nicht verlieren können.«
»Hurensohn!« sagte die Dueña, im heftigsten Zorne entbrannt, »ob ich alt bin oder nicht, darum hat sich Gott zu bekümmern, nicht aber Ihr, Ihr Spitzbube, grober Klotz!« Dies sagte sie mit so lauter Stimme, daß die Herzogin sie hörte; diese wandte sich um und sah die Dueña. mit erhitzten Augen, worauf sie fragte, mit wem sie es habe.
»Ich habe es hier«, antwortete die Dueña.«mit diesem lieben Menschen, der mich dringend bittet, seinen Esel in den Stall zu ziehen, der vor der Tür des Kastells stände; wobei er mir zum Beispiel anführt, daß ebenso, ich weiß nicht wo? es mit einem Lanzarote geschah, den Damen bedienten und Dueñas sein Pferd, und außer dem hat er mich noch zum Überflusse alt genannt.«
»Das würde ich«, antwortete die Herzogin, »für den größten Schimpf halten, den man mir antun könnte.« Sie wandte sich zu Sancho und sagte: »Wißt, Freund Sancho, daß Doña Rodriguez noch sehr jung ist, sie trägt diesen Schleier mehr ihres Amtes und des Gebrauches halber als ihrer Jahre wegen.«
»Die soll der Teufel holen, die ich noch zu leben habe,« antwortete Sancho, »wenn ich es deswegen gesagt habe; ich sagte es nur, weil ich meinem Esel so sehr gut bin, so dachte ich, ich könnte ihn keiner mitleidigeren Person als der Doña Rodriguez empfehlen.«
Don Quixote, der alles anhörte, sagte: »Sind dieses Reden, die sich für diesen Ort geziemen?«
»Gnädiger Herr«, antwortete
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