Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel Cervantes Saavedra
Vom Netzwerk:
mildern, die, schicklich angebracht, sie vor den Lästerungen schützt, denen kein Stand entgehen kann.
    Gedenke, Sancho, der Niedrigkeit deiner Abkunft, entblöde dich nicht, es zu sagen, daß du von Bauern herstammst, denn wenn man sieht, daß du dich dessen nicht schämst, wird dich keiner damit beschämen wollen, halte es für rühmlicher, ein demütiger Tugendhafter zu sein als ein stolzer Sünder. Unzählig sind diejenigen, die aus einer niedrigen Familie entsprungen, zu den höchsten geistlichen und weltlichen Würden gelangt sind, und von dieser Wahrheit könnte ich dir so viele Beispiele geben, daß sie dich ermüden würden.
    Bedenke, Sancho, daß, wenn du dir die Tugend zu deinem Ziele setzest und dich bemühst, tugendhaft zu handeln, du keinen zu beneiden brauchst, der Fürsten und Herren unter seinen Vorfahren zählt, denn das Blut erbt man, aber die Tugend wird erworben, und die Tugend gilt durch sich selbst, soviel wie das Blut nie gelten kann.
    Wenn dem nun so ist, wie es in der Tat ist, und es kommt einer von deiner Freundschaft von ungefähr in deine Insel, dich zu besuchen, so verachte und verspotte ihn nicht, sondern begegne ihm vielmehr freundlich, liebkose ihn und mache viel aus ihm, denn dadurch erfüllst du das Begehren des Himmels, welcher verlangt, daß keins seiner Geschöpfe verachtet werde, und du erfüllst zugleich, was du den Gesetzen der Verwandtschaft schuldig bist.
    Wenn du deine Frau mit dir nimmst (denn es ist nicht gut, daß diejenigen, die lange der Regierung vorstehen, ohne ihre eigenen Frauen sind), so belehre, unterrichte und säubere ihre natürliche Ungeschliffenheit, denn alles, was ein verständiger Statthalter aufzubauen pflegt, pflegt wohl eine bäuerische und einfältige Frau wieder zu verderben und einzureißen.
    Wenn du Witwer werden solltest (ein Ding, das sich zutragen kann) und du mit deinem Amte auch deine Gattin erhöhtest, so nimm keine solche, die dir als Hamen und Angelrute dient und die dir hinter dem Rücken krumme Finger macht; denn wahrlich, ich sage dir, daß von allem, was die Frau des Richters bekommt, der Mann bei dem allgemeinen Verhör Rechenschaft ablegen muß, wo er alsdann im Tode alles vierfach bezahlen muß, was ihm in seinem Leben nicht zur Last gefallen ist.
    Niemals laß dich verleiten, die Gesetze willkürlich zu deuten, denn das pflegen die Unwissenden zu tun, die für scharfsinnig wollen gehalten werden.
    Die Tränen der Armen dürfen mehr Mitleid, aber nicht mehr Gerechtigkeit bei dir finden als die Nachweise des Reichen. Suche die Wahrheit unter den Geschenken und Versprechungen des Reichen zu entdecken, wie unter den Klagen und Bitten des Armen.
    Wenn die Billigkeit Eingang finden kann und darf, so laß den Verbrecher nicht ganz die Strenge des Gesetzes fühlen, denn nicht größer ist der Ruhm des strengen Richters als der des mitleidigen.
    Beugst du einmal den Stab der Gerechtigkeit, so geschehe es nicht vom Gewicht der Geschenke, sondern von dem der Barmherzigkeit.
    Solltest du den Prozeß eines deiner Feinde entscheiden, so entferne alle Erinnerungen seiner Beleidigung und stelle sie zur Wahr hei der Sache.
    Keine Eigenliebe blende dich bei einem fremden Handel, denn die Fehler, die du dann begehst, werden meist nicht auszugleichen sein, und wenn es geschieht, geschieht es nur auf Kosten deines Kredits und selber deines Vermögens.
    Wenn eine schöne Frau kommt und Gerechtigkeit von dir verlangt, so verschließe deine Augen vor ihren Tränen und deine Ohren vor ihren Seufzern und erwäge aus der Ferne den Inhalt ihrer Bitte, wenn du nicht willst, daß dein Verstand sich in ihren Tränen und deine Tugend in ihren Seufzern vernichten soll.
    Denjenigen, den du mit der Tat strafst, behandle nicht übel mit Worten, denn für den Unglücklichen reicht die wirkliche Züchtigung hin, ohne daß du noch böse Reden hinzufügst.
    Den Angeklagten, der zu deinem Verhör kommt, betrachte als einen armen Menschen, der allen Schwachheiten unserer verdorbenen Natur unterworfen ist, und zeige dich von deiner Seite, ohne der Gegenpartei unrecht zu tun, mitleidig und gütig, denn wenn die Eigenschaften Gottes auch alle gleich sind, so glänzt und schimmert in unseren Augen seine Barmherzigkeit doch mehr als seine Gerechtigkeit.
    Wenn du diesen Vorschriften und Regeln folgst, Sancho, so werden deine Tage lange dauern, dein Ruhm wird ewig, deine Belohnung groß, dein Glück unaussprechlich sein, du wirst deine Kinder nach deinem Wunsche verheiraten, es

Weitere Kostenlose Bücher