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Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel Cervantes Saavedra
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ihm der Arzt verordnet. Ihr seid krank, kennt Euer Übel, und der Himmel, oder richtiger zu reden, Gott, welcher unser Arzt ist, wird Euch die Arzneien geben, welche die Heilung hervorbringen, die aber nur nach und nach und nicht plötzlich und durch ein Wunderwerk zu heilen pflegen. Da sich überdies die verständigen Sünder der Genesung näher befinden als die törichten, und da Ihr eben in Euren Reden Eure Einsicht gezeigt habt, so müßt Ihr guten Mut fassen und hoffen, daß die Krankheit Eures Gewissens sich zur Genesung wenden werde; wollt Ihr nun am Wege sparen und Euch den der Erlösung erleichtern, so kommt mit mir, und ich will Euch lehren, ein irrender Ritter sein, in welchem Stande so viele Mühseligkeiten und Leiden vorkommen, daß er für eine Buße zu achten ist und Ihr, wie man eine Hand umdreht, in den Himmel gelangen könnt.«
    Roque lachte über den Rat des Don Quixote, wandte das Gespräch anders und erzählte ihm das tragische Schicksal der Claudia Geronima, worüber sich Sancho sehr betrübte, weil ihm die Schönheit, der freie Anstand und der Ausdruck des Mädchens sehr gefallen hatte.
    Indem kamen die ausgesandten Knappen zurück und brachten zwei Ritter zu Pferde und zwei Pilger zu Fuß mit, samt einer Kutsche mit Weibern und sechs Bedienten, die sie zu Fuß und zu Pferde begleiteten, bei denen sich auch noch zwei junge Maultiertreiber befanden, die zu den Rittern gehörten. Die Knappen trieben sie in die Mitte, und Sieger wie Besiegte beobachteten ein tiefes Schweigen, indem sie darauf warteten, daß der große Roque Guinart sprechen sollte, der die Ritter fragte, wer sie wären, wohin sie gingen und wieviel Geld sie mit sich führten. Einer von ihnen antwortete: »Señor, wir sind Hauptleute von der spanischen Infanterie, unsere Kompagnien sind in Neapel und wir wollen uns in vier Galeeren einschiffen, die in Barcelona liegen sollen, um nach Sizilien zu fahren; wir haben zweihundert oder dreihundert Taler bei uns, mit denen wir uns reich und zufrieden dünken, denn die gewöhnliche Armut der Soldaten erlaubt ihnen keine größeren Schätze.«
    Roque tat den Pilgern die nämliche Frage, die er den Hauptleuten vorgelegt hatte; er erhielt die Antwort, daß sie sich einschiffen wollten, um nach Rom zu gehen, und daß sie beide etwa an sechzig Realen aufbringen könnten.
    Er wollte auch wissen, wer in der Kutsche sei, wohin die Reise gehe und mit wieviel Geld sie ausgerüstet seien, und einer von denen zu Pferde sagte: »Meine gnädigste Doña Guiomar de Quinnones, Gemahlin des Präsidenten zu Neapel, nebst einer kleinen Tochter, einer Kammerfrau und einer Dueña befinden sich in der Kutsche; wir sechs Bediente begleiten sie und das Geld beträgt sechshundert Taler.«
    »Also«, sagte Roque Guinart, »haben wir hier neunhundert Taler und sechzig Realen; meine Soldaten belaufen sich auf sechzig, sinnt nach, wieviel auf jeden kommt, denn ich bin ein schlechter Rechner.«
    Als dies die Straßenräuber hörten, erhoben sie die Stimme und schrien: »Es lebe Roque Guinart viele Jahre, allen Hunden zum Trotz, die seinen Untergang suchen!«
    Die Hauptleute waren betrübt, die Frau Präsidentin bekümmert und die Pilger nicht vergnügt, als sie sahen, daß ihr Vermögen preisgegeben wurde. Roque ließ sie eine Weile in der Angst. Endlich aber wollte er ihrer Betrübnis, die man auf einen Büchsenschuß weit erkennen konnte, ein Ende machen, er wandte sich zu den Hauptleuten und sagte: »Meine Herren Hauptleute, seid so gütig und leiht mir sechzig Taler und die Frau Präsidentin achtzig, damit ich mein Gefolge zufriedenstelle, denn jedes Amt muß seinen Mann ernähren. Dann könnt ihr sogleich frei und ungehindert eure Reise fortsetzen, mit einem Passe, den ich euch geben will, damit, wenn ihr auf andere von meinen Leuten stoßt, die ich in diese Gegenden verlegt habe, sie euch keinen Schaden zufügen, denn es ist nicht meine Absicht, Soldaten zu beleidigen, noch weniger Damen, besonders so vornehme.«
    Unendlich waren die Danksagungen, die die Hauptleute dem Roque für seine Artigkeit und Freigebigkeit abstatteten, denn dafür hielten sie es, daß er ihnen ihr Geld ließ. Die gnädige Frau Doña Guiomar de Quinnones wollte aus der Kutsche steigen, um dem großen Roque die Hände zu küssen, aber er gab dieses durchaus nicht zu, sondern bat sie im Gegenteil um Verzeihung, daß er sie kränke, wozu er aber von den schlimmen Verpflichtungen seines unglücklichen Amtes genötigt werde.
    Die Frau

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