Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel Cervantes Saavedra
Vom Netzwerk:
Don Vincente aufzusuchen. Sie kamen an die Stelle, an welcher Claudia ihn getroffen hatte, und fanden hier nichts als frisch vergossenes Blut; da sie sich aber nach allen Seiten umsahen, entdeckten sie Leute auf der Höhe eines Hügels. Sie glaubten, wie es auch in der Tat war, daß sich Don Vincente unter diesen befinden müsse, indem ihn seine Diener tot oder lebendig fortführten, um ihn entweder zu heilen oder ihn zu begraben; sie machten sich eilig auf, um sie einzuholen, welches ihnen bald gelang, da jene nur langsam fortschritten. Sie fanden den Don Vincente in den Armen seiner Diener, die er mit schwacher und matter Stimme bat, ihn dort sterben zu lassen, denn der Schmerz seiner Wunden erlaube ihm nicht, sich weitertragen zu lassen. Glaudia und Roque sprangen vom Pferde und eilten herbei, die Diener fürchteten die Gegenwart des Roque, und Claudia zitterte beim Anblick des Don Vincente; halb gerührt und halb erbittert ging sie zu ihm, faßte ihn bei den Händen und sagte: »Hättest du mir diese nach unserer Übereinkunft gegeben, so hättest du dich nicht in diesem Zustande befunden.«
    Der verwundete Ritter öffnete die fast geschlossenen Augen, erkannte Claudia und sagte: »Ich sehe wohl, meine schöne und getäuschte Gebieterin, daß du diejenige bist, die mich umgebracht hat, eine Strafe, die ich nicht verdiente und die meine Absichten nicht verschuldet haben, nach denen ich dich niemals durch Taten kränken wollte oder es jemals gekonnt hätte.«
    »So ist es nicht Wahrheit«, sagte Claudia, »daß du dich heute morgen mit Leonora vermählen wolltest, der Tochter des reichen Balvastro?«
    »Gewiß nicht«, antwortete Don Vincente, »mein schlimmes Geschick hat dir diese Nachricht überbracht, damit du mir aus Eifersucht das Leben raubtest, und da ich es in deinen Händen und Armen aufgebe, so halte ich mein Schicksal immer noch für glücklich, und um dich von der Wahrheit zu überzeugen, so drücke mir die Hand und nimm mich zu deinem Gatten an, wenn du es willst, denn das ist meine letzte Freude, dich aus dem Irrtum zu ziehen, als habest du von mir eine Kränkung erlitten.«
    Claudia drückte ihm die Hand, wobei ihr das Herz so bedrückt wurde, daß sie ohnmächtig auf die blutende Brust des Don Vincente hinsank, und ihn ergriff eine tödliche Erstarrung. Roque war gerührt und wußte nicht, was er tun sollte. Die Diener liefen fort, um Wasser zu suchen, das sie ihnen ins Gesicht spritzen könnten, was sie auch fanden und sie damit benetzten. Claudia erwachte wieder aus ihrer Ohnmacht; aber Don Vincente nicht aus seiner Erstarrung, denn er hatte sein Leben beschlossen. Als Claudia sah, daß ihr süßer Gemahl nicht mehr lebte, zerriß sie die Luft mit ihrem Jammer, schickte ihre Klagen zum Himmel, raufte ihre Haare aus und streute sie in den Wind, entstellte ihr Antlitz mit ihren eigenen Händen und zeigte alle Zeichen des Schmerzens und der Verzweiflung, die sich nur von einem geängsteten Herzen denken lassen. »O grausames, o liebloses Mädchen!« rief sie aus, »wie leicht hast du dich bewegen lassen, einen so schrecklichen Gedanken auszuführen! O rasende Wut der Eifersucht, zu welchem fürchterlichen Ziele führst du die, welche dir ihre Brust öffnen! O mein Gemahl, welch elendes Verhängnis! Weil du der meinige bist, so macht es dein Hochzeitsbett zu deinem Grabe!«
    So betrübte Klagen stieß Claudia aus, so daß die Augen des Roque in Tränen übergingen, die er sonst bei keiner Gelegenheit zu vergießen pflegte. Die Diener weinten, und Claudia wurde in jeder Minute ohnmächtig, und das ganze Feld schien nur eine Bühne der Tränen und ein Ort des Unglücks zu sein. Endlich befahl Roque Guinart den Dienern des Don Vincente, seinen Leichnam nach dem Wohnsitz seines Vaters zu bringen, der nicht weit entlegen war, um ihn dort zu begraben. Claudia sagte dem Roque, daß sie in ein Kloster gehen wolle, in welchem die Äbtissin ihre Tante sei, um dort ihr Leben zu beschließen, mit einem anderen schönen Bräutigam auf die Ewigkeit verbunden. Roque lobte ihren guten Vorsatz und erbot sich, sie zu begleiten, wohin sie nur wolle, auch ihren Vater gegen die Verwandtschaft des Don Vincente und gegen die ganze Welt zu verteidigen, wenn ihm einer zu nahe treten wolle. Claudia aber wollte seine Begleitung auf keine Weise annehmen, sondern sie dankte, so höflich sie nur konnte, für seine Freundschaft und nahm mit Tränen Abschied. Die Diener des Don Vincente trugen seinen Leichnam fort, und Roque begab

Weitere Kostenlose Bücher