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Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel Cervantes Saavedra
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sich wieder zu seinen Leuten; dieses Ende nahm die Liebe der Claudia Geronima. Wie konnte es aber anders sein, da das Gewebe ihrer kläglichen Geschichte von der unüberwindlichen und grimmigen Gewalt der Eifersucht aufgeschlagen war?
    Roque Guinart fand seine Knappen auf der Stelle, wo er sie beordert hatte, und Don Quixote auf dem Rosinante unter ihnen, indem er ihnen eine Rede hielt, wodurch er sie bewegen wollte, diese Lebensweise, die ihrer Seele nicht weniger als ihrem Leibe gefährlich sei, aufzugeben; da aber die meisten Gaskogner waren, rohe und wilde Menschen, so fand die Rede des Don Quixote keinen sonderlichen Eingang bei ihnen. Als Roque herbeigekommen war, fragte er den Sancho, ob sie ihm alle seine Sachen zurückgegeben, die sie dem Grauen abgenommen hätten. Sancho antwortete: »Ja, außer daß noch drei Mützen fehlten, die wohl den Wert von drei Städten hätten.« »Was sprichst du, Kerl?« sagte einer von den Anwesenden, »hier sind sie und sie haben nicht den Wert von drei Realen.«
    »Das ist wahr«, sagte Don Quixote, »aber mein Stallmeister schätzt sie so hoch, weil ich sie von jemand empfing, der sie mir teuer macht.«
    Roque Guinart befahl, sie sogleich zurückzugeben, worauf er alle seine Leute in eine Reihe stellte und ihnen gebot, ihm alles an Kleidern, Kostbarkeiten und Gold, samt allem, was sie seit der letzten Teilung erbeutet hatten, vorzulegen; er machte schnell die Schätzung, und was nicht geteilt werden konnte, setzte er in Geld um. Hierauf teilte er mit solcher Gerechtigkeit und Klugheit allen seinen Leuten aus, daß auch keiner im geringsten dabei zu kurz kam oder Schaden litt. Nachdem dieses geschehen war und alle zufrieden, vergnügt und bezahlt waren, sagte Roque zu Don Quixote: »Wenn man nicht diese Pünktlichkeit beobachtete, so ließe sich nicht mit ihnen leben.«
    Worauf Sancho sagte: »Wie ich gesehen habe, ist die Gerechtigkeit etwas so Gutes, daß sie auch sogar unter den Spitzbuben notwendig ist.«
    Dieses hörte ein Knappe und legte sogleich das Rohr seiner Flinte an, worauf er ohne Zweifel dem Sancho den Kopf zerschmettert hätte, wenn Roque Guinart ihm nicht zugeschrien, daß er einhalten möchte. Sancho erschrak und nahm sich vor, die Lippen nicht mehr aufzutun, solange er sich unter diesen Leuten befände.
    Indem kam einer und noch mehrere von den Knappen, die auf den Wegen als Schildwachen ausgestellt waren, um die Reisenden zu beobachten und ihrem Oberhaupte Nachrichten zu geben, und dieser sagte: »Señor, nicht weit von hier, auf dem Wege nach Barcelona kommt ein großer Trupp Menschen.«
    Worauf Roque antwortete: »Hast du gesehen, ob sie von denen sind, die uns suchen, oder von denen, die wir suchen?«
    »Sie sind von denen, die wir suchen«, antwortete der Knappe.
    »So geht alle«, versetzte Roque, »und bringt sie sogleich hierher, ohne daß euch einer entrinne.«
    Sie gingen fort, und Don Quixote, Sancho und Roque blieben allein zurück, indem sie erwarteten, wen die Knappen mit sich bringen würden, indessen sagte Roque zu Don Quixote: »Eine neue Lebensweise muß die unserige dem Herrn Don Quixote scheinen, neue Abenteuer, neue Begebenheiten, und alle gefährlich, ich verwundere mich nicht, wenn sie so erscheint, denn ich muß in der Tat gestehen, daß es keine unruhigere Art zu leben, keine angstvollere als die unserige gibt. Mich hat, ich weiß selbst nicht wie, die Rachsucht dahin getrieben, welche auch die allerruhigsten Gemüter in Empörung bringen kann, ich bin von Natur mitleidig und gutmütig, aber wie gesagt, die Sucht, eine Beleidigung, die mir widerfuhr, zu rächen, hat alle meine guten Neigungen zu Boden geworfen, so daß ich in diesem Zustande verharre, meine Einsicht möge mir auch noch soviel dagegen sagen. Und wie ein Abgrund zum anderen und eine Sünde zur anderen führt, so hat sich auch meine Begierde nach Rache so ausgebreitet, daß ich nicht nur die meinige, sondern auch fremde übernehme; aber Gott ist gnädig, so daß, wenn ich mich auch mitten im Labyrinthe meines Unglücks sehe, ich doch die Hoffnung nicht verliere, einen sicheren Ausgang zu finden.«
    Don Quixote verwunderte sich, von Roque so vernünftige und erbauliche Reden zu hören, denn er glaubte, daß unter dergleichen Beschäftigungen, wie Plündern, Morden und Straßenrauben, keiner einen guten Vorsatz behalten könne, er antwortete ihm: »Herr Roque, der Anfang des Besserwerdens ist, seine Krankheit erkennen, und daß der Kranke die Arzneien einnimmt, welche

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